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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Vierundzwanzigste Vorlesung.
Gesichtsform auf die später zu gebende Bildungsgeschichte des Ge-
ruchsorganes und des Darmkanales verweise, wende ich mich gleich zur
Schilderung der wichtigsten weiteren Veränderungen, durch welche
die noch sehr unvollkommene Gestaltung der Fig. 95 in die bleibende
übergeht. Die äusseren Theile anlangend, so ist das Erste, dass der
Stirnfortsatz und die Oberkieferfortsätze einerseits, anderseits eben
diese Fortsätze und der äussere Nasenfortsatz ganz mit einander
verschmelzen, wodurch ein vollständiger Oberkieferrand und eine
einfache, jedoch noch wenig ausgedehnte Wangengegend entsteht.
Ist diess geschehen, so entwickelt sich der Rand der Oberkieferge-
bilde zur Lippe und zum Alveolarrande der Ober- und Zwischenkie-
fer, während äusserlich unter der Stirn ganz allmälig die Nase her-
vorwuchert und aus einer breiten platten primitiven Form immer
mehr in die bekannte Gestalt übergeht. Wie diese Vorgänge im
Einzelnen sich machen, brauche ich Ihnen wohl nicht ausführlich
zu schildern, doch kann ich Sie, wenn Sie weitere Aufklärung wün-
schen, noch auf die sehr naturgetreuen Abbildungen von A. Ecker
und Erdl verweisen.

Bildung
des Gaumens.
Während die ersten der eben erwähnten Veränderungen sich
einleiten, gehen auch mehr in der Tiefe namhafte Umgestaltungen
vor sich. Anfangs ist die Mundhöhle eine weite Höhle, in welche
oben und vorn die Geruchshöhlen durch zwei kleine Löcher (Fig.
96 in), die ich die innern Nasenöffnungen nenne, ausmün-
den. Bald jedoch und zwar schon vor dem Ende des 2. Monates
leitet sich ein Vorgang ein, durch welchen schliesslich die einfache
Mundhöhle in einen untern grössern digestiven und einen obern
engen respiratorischen Abschnitt gesondert wird. Es wuchern näm-
lich (s. Fig. 96) die Oberkieferfortsätze des ersten Kiemenbogens

[Abbildung] Fig. 96.
nicht blos äusserlich, sondern auch innerlich in
Gestalt einer Leiste oder Platte, die man die Gau-
menplatte
heissen kann (g), in horizontaler Rich-
tung nach innen, so dass sie eine immer enger wer-
dende Spalte, die Gaumenspalte, zwischen sich
zeigen. Von der 8. Woche an verschmelzen dann
[Abbildung]

Fig. 96. Kopf eines menschlichen Embryo aus der 8. Woche von unten.
Der Unterkiefer ist weggenommen. um die grosse Spalte in der Mundrachen-
höhle mr zu zeigen, welche später durch Vortreten und Verwachsen der
Gaumenfortsätze g geschlossen wird. an Aeussere Nasenöffnungen; in in-
nere Nasenöffnungen oder Ausmündungen des Labyrinthes, von den Choanen
wohl zu unterscheiden.

Vierundzwanzigste Vorlesung.
Gesichtsform auf die später zu gebende Bildungsgeschichte des Ge-
ruchsorganes und des Darmkanales verweise, wende ich mich gleich zur
Schilderung der wichtigsten weiteren Veränderungen, durch welche
die noch sehr unvollkommene Gestaltung der Fig. 95 in die bleibende
übergeht. Die äusseren Theile anlangend, so ist das Erste, dass der
Stirnfortsatz und die Oberkieferfortsätze einerseits, anderseits eben
diese Fortsätze und der äussere Nasenfortsatz ganz mit einander
verschmelzen, wodurch ein vollständiger Oberkieferrand und eine
einfache, jedoch noch wenig ausgedehnte Wangengegend entsteht.
Ist diess geschehen, so entwickelt sich der Rand der Oberkieferge-
bilde zur Lippe und zum Alveolarrande der Ober- und Zwischenkie-
fer, während äusserlich unter der Stirn ganz allmälig die Nase her-
vorwuchert und aus einer breiten platten primitiven Form immer
mehr in die bekannte Gestalt übergeht. Wie diese Vorgänge im
Einzelnen sich machen, brauche ich Ihnen wohl nicht ausführlich
zu schildern, doch kann ich Sie, wenn Sie weitere Aufklärung wün-
schen, noch auf die sehr naturgetreuen Abbildungen von A. Ecker
und Erdl verweisen.

Bildung
des Gaumens.
Während die ersten der eben erwähnten Veränderungen sich
einleiten, gehen auch mehr in der Tiefe namhafte Umgestaltungen
vor sich. Anfangs ist die Mundhöhle eine weite Höhle, in welche
oben und vorn die Geruchshöhlen durch zwei kleine Löcher (Fig.
96 in), die ich die innern Nasenöffnungen nenne, ausmün-
den. Bald jedoch und zwar schon vor dem Ende des 2. Monates
leitet sich ein Vorgang ein, durch welchen schliesslich die einfache
Mundhöhle in einen untern grössern digestiven und einen obern
engen respiratorischen Abschnitt gesondert wird. Es wuchern näm-
lich (s. Fig. 96) die Oberkieferfortsätze des ersten Kiemenbogens

[Abbildung] Fig. 96.
nicht blos äusserlich, sondern auch innerlich in
Gestalt einer Leiste oder Platte, die man die Gau-
menplatte
heissen kann (g), in horizontaler Rich-
tung nach innen, so dass sie eine immer enger wer-
dende Spalte, die Gaumenspalte, zwischen sich
zeigen. Von der 8. Woche an verschmelzen dann
[Abbildung]

Fig. 96. Kopf eines menschlichen Embryo aus der 8. Woche von unten.
Der Unterkiefer ist weggenommen. um die grosse Spalte in der Mundrachen-
höhle mr zu zeigen, welche später durch Vortreten und Verwachsen der
Gaumenfortsätze g geschlossen wird. an Aeussere Nasenöffnungen; in in-
nere Nasenöffnungen oder Ausmündungen des Labyrinthes, von den Choanen
wohl zu unterscheiden.

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[212/0228] Vierundzwanzigste Vorlesung. Gesichtsform auf die später zu gebende Bildungsgeschichte des Ge- ruchsorganes und des Darmkanales verweise, wende ich mich gleich zur Schilderung der wichtigsten weiteren Veränderungen, durch welche die noch sehr unvollkommene Gestaltung der Fig. 95 in die bleibende übergeht. Die äusseren Theile anlangend, so ist das Erste, dass der Stirnfortsatz und die Oberkieferfortsätze einerseits, anderseits eben diese Fortsätze und der äussere Nasenfortsatz ganz mit einander verschmelzen, wodurch ein vollständiger Oberkieferrand und eine einfache, jedoch noch wenig ausgedehnte Wangengegend entsteht. Ist diess geschehen, so entwickelt sich der Rand der Oberkieferge- bilde zur Lippe und zum Alveolarrande der Ober- und Zwischenkie- fer, während äusserlich unter der Stirn ganz allmälig die Nase her- vorwuchert und aus einer breiten platten primitiven Form immer mehr in die bekannte Gestalt übergeht. Wie diese Vorgänge im Einzelnen sich machen, brauche ich Ihnen wohl nicht ausführlich zu schildern, doch kann ich Sie, wenn Sie weitere Aufklärung wün- schen, noch auf die sehr naturgetreuen Abbildungen von A. Ecker und Erdl verweisen. Während die ersten der eben erwähnten Veränderungen sich einleiten, gehen auch mehr in der Tiefe namhafte Umgestaltungen vor sich. Anfangs ist die Mundhöhle eine weite Höhle, in welche oben und vorn die Geruchshöhlen durch zwei kleine Löcher (Fig. 96 in), die ich die innern Nasenöffnungen nenne, ausmün- den. Bald jedoch und zwar schon vor dem Ende des 2. Monates leitet sich ein Vorgang ein, durch welchen schliesslich die einfache Mundhöhle in einen untern grössern digestiven und einen obern engen respiratorischen Abschnitt gesondert wird. Es wuchern näm- lich (s. Fig. 96) die Oberkieferfortsätze des ersten Kiemenbogens [Abbildung Fig. 96.] nicht blos äusserlich, sondern auch innerlich in Gestalt einer Leiste oder Platte, die man die Gau- menplatte heissen kann (g), in horizontaler Rich- tung nach innen, so dass sie eine immer enger wer- dende Spalte, die Gaumenspalte, zwischen sich zeigen. Von der 8. Woche an verschmelzen dann [Abbildung Fig. 96. Kopf eines menschlichen Embryo aus der 8. Woche von unten. Der Unterkiefer ist weggenommen. um die grosse Spalte in der Mundrachen- höhle mr zu zeigen, welche später durch Vortreten und Verwachsen der Gaumenfortsätze g geschlossen wird. an Aeussere Nasenöffnungen; in in- nere Nasenöffnungen oder Ausmündungen des Labyrinthes, von den Choanen wohl zu unterscheiden.] Bildung des Gaumens.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/228>, abgerufen am 24.11.2024.