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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Knochensystems.
sich an den Wirbelkörpern in Form von Scheiben bilden, die an den
beiden Verbindungsflächen derselben sitzen und mit den Epiphysen
der Röhrenknochen verglichen werden können. Diese Epiphysen-
stücke, die Sie an der hier vorliegenden Wirbelsäule eines zwanzig-
jährigen Individuums an allen Wirbeln, auch an denen des Kreuz-
beines, sehen und die andeutungsweise auch an den beiden Enden
des Zahnes des Drehers vorkommen können, zeigen sich kaum vor
dem achten Jahre und verschmelzen meist sehr spät mit den Kör-
pern, deren Bildung demzufolge mit der der Röhrenknochen ver-
glichen werden kann, die auch aus drei Stücken hervorgehen.

Nun noch einige Bemerkungen über die Ligamenta inter-Ligamenta inter-
vertebralia
.

vertebralia.

Während in den Körpern der Wirbel die Chorda sehr früh ver-
schwindet, sobald die Ossificationspuncte auftreten, findet sich in
den Lig. interv. gerade das Gegentheil. Wie ich Ihnen früher be-
merkte, findet man schon im zweiten Monate die Chorda in den
Zwischenwirbelbändern stärker entwickelt, und bei weiterer Ver-
folgung zeigt sich, dass dieser Chordarest mit der Wirbelsäule
fortwuchert. Bei Neugeborenen gewahrt man in jedem Lig. inter-

[Abbildung] Fig. 82.
vertebrale eine ziemlich gros-
se Höhle von birnförmiger Ge-
stalt, welche von einer wei-
chen Gallerte erfüllt ist, die
aus grösseren und kleineren
zelligen Elementen besteht.
Es unterliegt nicht dem ge-
ringsten Zweifel, dass diese
Gallerte von der früheren Chor-
da abstammt und dass die
Höhle selbst die ursprüngliche
die Chorda enthaltende Höhle
im Ligamentum intervertebrale ist, obschon es nicht mehr gelingt, die
ursprüngliche Scheide der Chorda nachzuweisen. Ja noch mehr.
Diese Gallerte schwindet auch später nicht, und sind noch beim
Erwachsenen die Chordazellen vorhanden und in der inneren wei-
chen Pulpa der Zwischenwirbelbänder in Menge zu finden. Es bil-
den diese Zellen beim Neugeborenen und Erwachsenen unregelmäs-
[Abbildung]

Fig. 82. Lig. intervertebrale eines Neugeborenen im Querschnitte. a Chor-
dahöhle mit den Zellen der Chorda erfüllt. Etwa 25mal vergrössert.

Entwicklung des Knochensystems.
sich an den Wirbelkörpern in Form von Scheiben bilden, die an den
beiden Verbindungsflächen derselben sitzen und mit den Epiphysen
der Röhrenknochen verglichen werden können. Diese Epiphysen-
stücke, die Sie an der hier vorliegenden Wirbelsäule eines zwanzig-
jährigen Individuums an allen Wirbeln, auch an denen des Kreuz-
beines, sehen und die andeutungsweise auch an den beiden Enden
des Zahnes des Drehers vorkommen können, zeigen sich kaum vor
dem achten Jahre und verschmelzen meist sehr spät mit den Kör-
pern, deren Bildung demzufolge mit der der Röhrenknochen ver-
glichen werden kann, die auch aus drei Stücken hervorgehen.

Nun noch einige Bemerkungen über die Ligamenta inter-Ligamenta inter-
vertebralia
.

vertebralia.

Während in den Körpern der Wirbel die Chorda sehr früh ver-
schwindet, sobald die Ossificationspuncte auftreten, findet sich in
den Lig. interv. gerade das Gegentheil. Wie ich Ihnen früher be-
merkte, findet man schon im zweiten Monate die Chorda in den
Zwischenwirbelbändern stärker entwickelt, und bei weiterer Ver-
folgung zeigt sich, dass dieser Chordarest mit der Wirbelsäule
fortwuchert. Bei Neugeborenen gewahrt man in jedem Lig. inter-

[Abbildung] Fig. 82.
vertebrale eine ziemlich gros-
se Höhle von birnförmiger Ge-
stalt, welche von einer wei-
chen Gallerte erfüllt ist, die
aus grösseren und kleineren
zelligen Elementen besteht.
Es unterliegt nicht dem ge-
ringsten Zweifel, dass diese
Gallerte von der früheren Chor-
da abstammt und dass die
Höhle selbst die ursprüngliche
die Chorda enthaltende Höhle
im Ligamentum intervertebrale ist, obschon es nicht mehr gelingt, die
ursprüngliche Scheide der Chorda nachzuweisen. Ja noch mehr.
Diese Gallerte schwindet auch später nicht, und sind noch beim
Erwachsenen die Chordazellen vorhanden und in der inneren wei-
chen Pulpa der Zwischenwirbelbänder in Menge zu finden. Es bil-
den diese Zellen beim Neugeborenen und Erwachsenen unregelmäs-
[Abbildung]

Fig. 82. Lig. intervertebrale eines Neugeborenen im Querschnitte. a Chor-
dahöhle mit den Zellen der Chorda erfüllt. Etwa 25mal vergrössert.

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[189/0205] Entwicklung des Knochensystems. sich an den Wirbelkörpern in Form von Scheiben bilden, die an den beiden Verbindungsflächen derselben sitzen und mit den Epiphysen der Röhrenknochen verglichen werden können. Diese Epiphysen- stücke, die Sie an der hier vorliegenden Wirbelsäule eines zwanzig- jährigen Individuums an allen Wirbeln, auch an denen des Kreuz- beines, sehen und die andeutungsweise auch an den beiden Enden des Zahnes des Drehers vorkommen können, zeigen sich kaum vor dem achten Jahre und verschmelzen meist sehr spät mit den Kör- pern, deren Bildung demzufolge mit der der Röhrenknochen ver- glichen werden kann, die auch aus drei Stücken hervorgehen. Nun noch einige Bemerkungen über die Ligamenta inter- vertebralia. Ligamenta inter- vertebralia. Während in den Körpern der Wirbel die Chorda sehr früh ver- schwindet, sobald die Ossificationspuncte auftreten, findet sich in den Lig. interv. gerade das Gegentheil. Wie ich Ihnen früher be- merkte, findet man schon im zweiten Monate die Chorda in den Zwischenwirbelbändern stärker entwickelt, und bei weiterer Ver- folgung zeigt sich, dass dieser Chordarest mit der Wirbelsäule fortwuchert. Bei Neugeborenen gewahrt man in jedem Lig. inter- [Abbildung Fig. 82.] vertebrale eine ziemlich gros- se Höhle von birnförmiger Ge- stalt, welche von einer wei- chen Gallerte erfüllt ist, die aus grösseren und kleineren zelligen Elementen besteht. Es unterliegt nicht dem ge- ringsten Zweifel, dass diese Gallerte von der früheren Chor- da abstammt und dass die Höhle selbst die ursprüngliche die Chorda enthaltende Höhle im Ligamentum intervertebrale ist, obschon es nicht mehr gelingt, die ursprüngliche Scheide der Chorda nachzuweisen. Ja noch mehr. Diese Gallerte schwindet auch später nicht, und sind noch beim Erwachsenen die Chordazellen vorhanden und in der inneren wei- chen Pulpa der Zwischenwirbelbänder in Menge zu finden. Es bil- den diese Zellen beim Neugeborenen und Erwachsenen unregelmäs- [Abbildung Fig. 82. Lig. intervertebrale eines Neugeborenen im Querschnitte. a Chor- dahöhle mit den Zellen der Chorda erfüllt. Etwa 25mal vergrössert.]

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/205>, abgerufen am 24.11.2024.