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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Einundzwanzigste Vorlesung.
28 Tage alten anderen Eie, dem jüngsten, das mir bisher zu Gesicht
kam, nicht mehr vorhanden war.

Secundäres
Chorion.
Es sind somit, wie Sie sehen, unsere Kenntnisse über die
Schicksale der primitiven menschlichen Eihaut im Ganzen noch sehr
mangelhaft, aber auch mit Bezug auf die bleibende äussere Eihaut,
oder das secundäre eigentliche Chorion, sind noch manche
Lücken in unserem Wissen. Ich betrachte es als ausgemacht, dass
von den zwei Theilen, welche das bleibende Chorion bilden, die
äussere Epithelialschicht die seröse Hülle ist, während die innere
von der Allantois abstammt. Dagegen ist noch keineswegs mit Be-
stimmtheit ermittelt, wie die Allantois im Einzelnen sich verhält und
namentlich nicht dargethan, ob sie als Blase an der Innenseite der
serösen Hülle herumwuchert, oder derselben nur ihre Bindegewebs-
schicht abgibt. Dass die Allantois, wenigstens mit ihrer äusseren
gefässhaltigen Hülle, an der ganzen innern Oberfläche der serösen
Hülle herumwuchert und nicht etwa, wie man auch geglaubt hat,
nur an der späteren Placentarstelle sich ansetzt, lässt sich bestimmt
darthun. Es hat nämlich vor Allem Coste bewiesen, dass das Cho-
rion in frühester Zeit in seinem ganzen Umkreise gefässhaltig ist und
von den Nabelgefässen versorgt wird. Bei dem kleinen Embryo aus
der dritten Woche, den ich Ihnen nach Coste früher schilderte
(s. Vorles. XVII), fand sich ein ringsum mit Zotten besetztes Chorion.
Die Zotten waren, wie die seröse Hülle, aus Zellen gebildet und
nichts als hohle Auswüchse derselben, in welche die bindege-
webige Schicht des Chorions nicht einging
. Diese brei-
tete sich an der ganzen Innenfläche der zottentragenden äusseren
Eihülle (der serösen Hülle) aus und besass überall Blutge-
fässe
, welche von den Nabelgefässen abstammten. In der vierten
Woche habe ich bei dem Embryo, den ich Ihnen in einer früheren
Stunde zeigte, das Chorion ebenfalls rings herum gefässhaltig ge-
funden, hier aber enthielten auch die Zotten alle schon eine binde-
gewebige Axe mit Ausläufern der Nabelgefässe, während zugleich
die seröse Hülle oder die Epithelialschicht des Chorions äusserst
deutlich war. Bei noch älteren Eiern aus dem zweiten Monate
findet man eine gewisse Zeit lang das Chorion im ganzen Umkreise
gefässhaltig, dann aber verschwinden nach und nach die Gefässe in
einem Theile desselben, während zugleich auch die Zotten in dieser
Gegend nicht weiter sich entwickeln und so stellt sich nach und nach

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28 Tage alten anderen Eie, dem jüngsten, das mir bisher zu Gesicht
kam, nicht mehr vorhanden war.

Secundäres
Chorion.
Es sind somit, wie Sie sehen, unsere Kenntnisse über die
Schicksale der primitiven menschlichen Eihaut im Ganzen noch sehr
mangelhaft, aber auch mit Bezug auf die bleibende äussere Eihaut,
oder das secundäre eigentliche Chorion, sind noch manche
Lücken in unserem Wissen. Ich betrachte es als ausgemacht, dass
von den zwei Theilen, welche das bleibende Chorion bilden, die
äussere Epithelialschicht die seröse Hülle ist, während die innere
von der Allantois abstammt. Dagegen ist noch keineswegs mit Be-
stimmtheit ermittelt, wie die Allantois im Einzelnen sich verhält und
namentlich nicht dargethan, ob sie als Blase an der Innenseite der
serösen Hülle herumwuchert, oder derselben nur ihre Bindegewebs-
schicht abgibt. Dass die Allantois, wenigstens mit ihrer äusseren
gefässhaltigen Hülle, an der ganzen innern Oberfläche der serösen
Hülle herumwuchert und nicht etwa, wie man auch geglaubt hat,
nur an der späteren Placentarstelle sich ansetzt, lässt sich bestimmt
darthun. Es hat nämlich vor Allem Coste bewiesen, dass das Cho-
rion in frühester Zeit in seinem ganzen Umkreise gefässhaltig ist und
von den Nabelgefässen versorgt wird. Bei dem kleinen Embryo aus
der dritten Woche, den ich Ihnen nach Coste früher schilderte
(s. Vorles. XVII), fand sich ein ringsum mit Zotten besetztes Chorion.
Die Zotten waren, wie die seröse Hülle, aus Zellen gebildet und
nichts als hohle Auswüchse derselben, in welche die bindege-
webige Schicht des Chorions nicht einging
. Diese brei-
tete sich an der ganzen Innenfläche der zottentragenden äusseren
Eihülle (der serösen Hülle) aus und besass überall Blutge-
fässe
, welche von den Nabelgefässen abstammten. In der vierten
Woche habe ich bei dem Embryo, den ich Ihnen in einer früheren
Stunde zeigte, das Chorion ebenfalls rings herum gefässhaltig ge-
funden, hier aber enthielten auch die Zotten alle schon eine binde-
gewebige Axe mit Ausläufern der Nabelgefässe, während zugleich
die seröse Hülle oder die Epithelialschicht des Chorions äusserst
deutlich war. Bei noch älteren Eiern aus dem zweiten Monate
findet man eine gewisse Zeit lang das Chorion im ganzen Umkreise
gefässhaltig, dann aber verschwinden nach und nach die Gefässe in
einem Theile desselben, während zugleich auch die Zotten in dieser
Gegend nicht weiter sich entwickeln und so stellt sich nach und nach

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[174/0190] Einundzwanzigste Vorlesung. 28 Tage alten anderen Eie, dem jüngsten, das mir bisher zu Gesicht kam, nicht mehr vorhanden war. Es sind somit, wie Sie sehen, unsere Kenntnisse über die Schicksale der primitiven menschlichen Eihaut im Ganzen noch sehr mangelhaft, aber auch mit Bezug auf die bleibende äussere Eihaut, oder das secundäre eigentliche Chorion, sind noch manche Lücken in unserem Wissen. Ich betrachte es als ausgemacht, dass von den zwei Theilen, welche das bleibende Chorion bilden, die äussere Epithelialschicht die seröse Hülle ist, während die innere von der Allantois abstammt. Dagegen ist noch keineswegs mit Be- stimmtheit ermittelt, wie die Allantois im Einzelnen sich verhält und namentlich nicht dargethan, ob sie als Blase an der Innenseite der serösen Hülle herumwuchert, oder derselben nur ihre Bindegewebs- schicht abgibt. Dass die Allantois, wenigstens mit ihrer äusseren gefässhaltigen Hülle, an der ganzen innern Oberfläche der serösen Hülle herumwuchert und nicht etwa, wie man auch geglaubt hat, nur an der späteren Placentarstelle sich ansetzt, lässt sich bestimmt darthun. Es hat nämlich vor Allem Coste bewiesen, dass das Cho- rion in frühester Zeit in seinem ganzen Umkreise gefässhaltig ist und von den Nabelgefässen versorgt wird. Bei dem kleinen Embryo aus der dritten Woche, den ich Ihnen nach Coste früher schilderte (s. Vorles. XVII), fand sich ein ringsum mit Zotten besetztes Chorion. Die Zotten waren, wie die seröse Hülle, aus Zellen gebildet und nichts als hohle Auswüchse derselben, in welche die bindege- webige Schicht des Chorions nicht einging. Diese brei- tete sich an der ganzen Innenfläche der zottentragenden äusseren Eihülle (der serösen Hülle) aus und besass überall Blutge- fässe, welche von den Nabelgefässen abstammten. In der vierten Woche habe ich bei dem Embryo, den ich Ihnen in einer früheren Stunde zeigte, das Chorion ebenfalls rings herum gefässhaltig ge- funden, hier aber enthielten auch die Zotten alle schon eine binde- gewebige Axe mit Ausläufern der Nabelgefässe, während zugleich die seröse Hülle oder die Epithelialschicht des Chorions äusserst deutlich war. Bei noch älteren Eiern aus dem zweiten Monate findet man eine gewisse Zeit lang das Chorion im ganzen Umkreise gefässhaltig, dann aber verschwinden nach und nach die Gefässe in einem Theile desselben, während zugleich auch die Zotten in dieser Gegend nicht weiter sich entwickeln und so stellt sich nach und nach Secundäres Chorion.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/190>, abgerufen am 24.11.2024.