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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Eihüllen der Säugethiere.

Die übrigen Theile des Eies verhalten sich folgendermaassen:
der Embryo ist wie gewöhnlich vom Amnios umschlossen und ein
Nabelstrang vorhanden, welcher die Stämme der Umbilicalgefässe
zur Allantois führt und auch den Urachus enthält. Die Allantois
selbst ist ein zweizipfeliger Sack, dessen Gefässhaut und Epithel
ursprünglich ganz genau aneinander liegen, später jedoch wächst
die Gefässschicht rascher, legt sich an die seröse Hülle an und bildet
die eigentliche Grundlage des Chorions, welches nun im Innern einen
zweizipfeligen Sack, die Epithelialschicht der Allantois enthält, die
v. Baer fortan als Allantois im engern Sinne bezeichnet. Sicher ist
auf jeden Fall, dass die Gefässlage des Harnsackes später eine be-
deutende Selbständigkeit beurkundet. So bildet sich dieselbe auch
zu den Theilen des Eies hin, zu welchen die Allantois als Ganzes nie
hingelangt, nämlich in die Gegend, wo das Amnios der serösen Hülle
anliegt, und zwar durch Vermittelung einer gallertigen im Innern
des Eies befindlichen Masse, so dass dann später die Gefässschicht
der Allantois einen vollkommen geschlossenen Sack bildet, der
in seiner Form genau der serösen Hülle entspricht und mit ihr eben
das Chorion darstellt, eine Bildung, deren Entwicklung aus der dop-
peltgestielten Allantois später nicht mehr zu erkennen ist.

In den Eiern der Wiederkäuer findet sich auch ein eigenthüm-
lich geformter Dottersack, indem derselbe in geringer Entfer-
nung vom Darme in zwei Aeste sich spaltet, (Fig. 77 bb'), welche,
bald fadenförmig sich verdünnend, rechts und links nach den Enden
der Eier verlaufen. Blutgefässe finden sich nach Coste ursprüng-
lich am ganzen Dottersacke, später jedoch verschwinden dieselben
an den atrophirenden Zipfeln und ziehen sich auf den mittleren
Theil des Organes zurück, der zuletzt allein noch übrig bleibt.

Das Ei der Wiederkäuer entwickelt sich in folgender Weise:
Anfangs ist dasselbe, wie das der Nager und Carnivoren, kugelrund
und kommt in dieser Gestalt, umgeben von der Dotterhaut, in den
Uterus. Hier wächst dasselbe mit allen seinen Theilen, Keimblase
sowohl wie Dotterhaut, in die Länge und auf der langgestreckten
Keimblase entwickelt sich dann in gewöhnlicher Weise ein Frucht-
hof und ein Embryo, während zugleich, offenbar vom Uterus abstam-
mende Flüssigkeit zwischen Dotterhaut und Keimblase sich ansam-
melt. Ist das Amnios und die seröse Hülle gebildet, so legt sich die
letztere nach und nach an die Dotterhaut an und trennt sich immer
mehr vom Dottersacke oder dem inneren Blatte der Keimblase, dem

Eihüllen der Säugethiere.

Die übrigen Theile des Eies verhalten sich folgendermaassen:
der Embryo ist wie gewöhnlich vom Amnios umschlossen und ein
Nabelstrang vorhanden, welcher die Stämme der Umbilicalgefässe
zur Allantois führt und auch den Urachus enthält. Die Allantois
selbst ist ein zweizipfeliger Sack, dessen Gefässhaut und Epithel
ursprünglich ganz genau aneinander liegen, später jedoch wächst
die Gefässschicht rascher, legt sich an die seröse Hülle an und bildet
die eigentliche Grundlage des Chorions, welches nun im Innern einen
zweizipfeligen Sack, die Epithelialschicht der Allantois enthält, die
v. Baer fortan als Allantois im engern Sinne bezeichnet. Sicher ist
auf jeden Fall, dass die Gefässlage des Harnsackes später eine be-
deutende Selbständigkeit beurkundet. So bildet sich dieselbe auch
zu den Theilen des Eies hin, zu welchen die Allantois als Ganzes nie
hingelangt, nämlich in die Gegend, wo das Amnios der serösen Hülle
anliegt, und zwar durch Vermittelung einer gallertigen im Innern
des Eies befindlichen Masse, so dass dann später die Gefässschicht
der Allantois einen vollkommen geschlossenen Sack bildet, der
in seiner Form genau der serösen Hülle entspricht und mit ihr eben
das Chorion darstellt, eine Bildung, deren Entwicklung aus der dop-
peltgestielten Allantois später nicht mehr zu erkennen ist.

In den Eiern der Wiederkäuer findet sich auch ein eigenthüm-
lich geformter Dottersack, indem derselbe in geringer Entfer-
nung vom Darme in zwei Aeste sich spaltet, (Fig. 77 bb′), welche,
bald fadenförmig sich verdünnend, rechts und links nach den Enden
der Eier verlaufen. Blutgefässe finden sich nach Coste ursprüng-
lich am ganzen Dottersacke, später jedoch verschwinden dieselben
an den atrophirenden Zipfeln und ziehen sich auf den mittleren
Theil des Organes zurück, der zuletzt allein noch übrig bleibt.

Das Ei der Wiederkäuer entwickelt sich in folgender Weise:
Anfangs ist dasselbe, wie das der Nager und Carnivoren, kugelrund
und kommt in dieser Gestalt, umgeben von der Dotterhaut, in den
Uterus. Hier wächst dasselbe mit allen seinen Theilen, Keimblase
sowohl wie Dotterhaut, in die Länge und auf der langgestreckten
Keimblase entwickelt sich dann in gewöhnlicher Weise ein Frucht-
hof und ein Embryo, während zugleich, offenbar vom Uterus abstam-
mende Flüssigkeit zwischen Dotterhaut und Keimblase sich ansam-
melt. Ist das Amnios und die seröse Hülle gebildet, so legt sich die
letztere nach und nach an die Dotterhaut an und trennt sich immer
mehr vom Dottersacke oder dem inneren Blatte der Keimblase, dem

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[167/0183] Eihüllen der Säugethiere. Die übrigen Theile des Eies verhalten sich folgendermaassen: der Embryo ist wie gewöhnlich vom Amnios umschlossen und ein Nabelstrang vorhanden, welcher die Stämme der Umbilicalgefässe zur Allantois führt und auch den Urachus enthält. Die Allantois selbst ist ein zweizipfeliger Sack, dessen Gefässhaut und Epithel ursprünglich ganz genau aneinander liegen, später jedoch wächst die Gefässschicht rascher, legt sich an die seröse Hülle an und bildet die eigentliche Grundlage des Chorions, welches nun im Innern einen zweizipfeligen Sack, die Epithelialschicht der Allantois enthält, die v. Baer fortan als Allantois im engern Sinne bezeichnet. Sicher ist auf jeden Fall, dass die Gefässlage des Harnsackes später eine be- deutende Selbständigkeit beurkundet. So bildet sich dieselbe auch zu den Theilen des Eies hin, zu welchen die Allantois als Ganzes nie hingelangt, nämlich in die Gegend, wo das Amnios der serösen Hülle anliegt, und zwar durch Vermittelung einer gallertigen im Innern des Eies befindlichen Masse, so dass dann später die Gefässschicht der Allantois einen vollkommen geschlossenen Sack bildet, der in seiner Form genau der serösen Hülle entspricht und mit ihr eben das Chorion darstellt, eine Bildung, deren Entwicklung aus der dop- peltgestielten Allantois später nicht mehr zu erkennen ist. In den Eiern der Wiederkäuer findet sich auch ein eigenthüm- lich geformter Dottersack, indem derselbe in geringer Entfer- nung vom Darme in zwei Aeste sich spaltet, (Fig. 77 bb′), welche, bald fadenförmig sich verdünnend, rechts und links nach den Enden der Eier verlaufen. Blutgefässe finden sich nach Coste ursprüng- lich am ganzen Dottersacke, später jedoch verschwinden dieselben an den atrophirenden Zipfeln und ziehen sich auf den mittleren Theil des Organes zurück, der zuletzt allein noch übrig bleibt. Das Ei der Wiederkäuer entwickelt sich in folgender Weise: Anfangs ist dasselbe, wie das der Nager und Carnivoren, kugelrund und kommt in dieser Gestalt, umgeben von der Dotterhaut, in den Uterus. Hier wächst dasselbe mit allen seinen Theilen, Keimblase sowohl wie Dotterhaut, in die Länge und auf der langgestreckten Keimblase entwickelt sich dann in gewöhnlicher Weise ein Frucht- hof und ein Embryo, während zugleich, offenbar vom Uterus abstam- mende Flüssigkeit zwischen Dotterhaut und Keimblase sich ansam- melt. Ist das Amnios und die seröse Hülle gebildet, so legt sich die letztere nach und nach an die Dotterhaut an und trennt sich immer mehr vom Dottersacke oder dem inneren Blatte der Keimblase, dem

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/183>, abgerufen am 24.11.2024.