Nabelstrange, in welchem dann die Vasa omphalo-mesenterica, wenn sie noch vorhanden sind, weiter bis zum Embryo verlaufen.
Nabelstrang.Der Nabelstrang, Funiculus umbilicalis, endlich, den wir zum Schlusse noch betrachten, ist ein ziemlich zusammenge- setztes Gebilde. Das gröbere anatomische Verhalten anlangend, be- merke ich Ihnen, dass derselbe in der Mitte der Schwangerschaft 5, 6--8" Länge hat und eine Dicke von 4--5''' besitzt, so ziemlich von der Mitte des Bauches des Embryo ausgeht und meist gegen die Mitte des Mutterkuchens an denselben sich ansetzt. Seine Zusam- mensetzung anlangend, so besteht der Nabelstrang, von dessen Win- dungen später noch die Rede sein soll, aus folgenden Theilen: 1) aus der Scheide vom Amnios, 2) aus den Nabel- oder Placen- targefässen, Vasa umbilicalia, zwei Arterien und einer Vene, von denen die Vene central, die Arterien peripherisch liegen, 3) aus den kleinen Dottersackgefässen, wenn sie noch vor- handen sind (Arteria und Vena omphalo-mesenterica). In früherer Zeit enthielt er auch den Dottergang,Ductus vitello-intestinalis, der jedoch, ebenso wie der Urachus oder Stiel der Allantois, in der Mitte der Schwangerschaft nicht mehr zu erkennen ist. Alle diese Theile nun werden durch ein weiches, gallertiges Bindegewebe zu- sammengehalten, das unter dem Namen der Wharton'schen Sulze bekannt ist und nach Art des Unterhautbindegewebes von Embryo- nen aus einem Schwammgewebe von weichen Fasern und einer in den Lücken desselben enthaltenen hellen Sulze besteht, die in neue- rer Zeit besonders Virchow genauer untersucht hat (Würzb. Verhandl. II. St. 160, Cellularpatholog. S · 88 flgde). Die Fasern zeigen alle Uebergänge von anastomosirenden sternförmigen Zellen zu netzför- mig vereinten, mehr weniger fibrillären Bindegewebsbündeln, in denen da und dort noch unveränderte Zellen sich finden, und was die Sulze anlangt, so ist dieselbe schleim- und eiweisshaltig und enthält eine gewisse Menge rundlicher Zellen. Das Ganze gehört zu der Form von Bindegewebe, welche Virchow als Schleimgewebe, ich als gallertiges Bindegewebe bezeichnet haben. Ausser den grös- seren Gefässen, die, wie ich vor längerer Zeit nachgewiesen habe, eine ungemein entwickelte Muskelhaut haben und sehr contractil sind, enthält der Nabelstrang selbst keine weiteren Gefässe und na- mentlich keine Capillaren, was zeigt, dass unter besondern Umstän- den (worunter hier die Weichheit und Permeabilität der Wandungen der Umbilicalgefässe zu verstehen ist) auch grössere Gefässe das zur
Neunzehnte Vorlesung.
Nabelstrange, in welchem dann die Vasa omphalo-mesenterica, wenn sie noch vorhanden sind, weiter bis zum Embryo verlaufen.
Nabelstrang.Der Nabelstrang, Funiculus umbilicalis, endlich, den wir zum Schlusse noch betrachten, ist ein ziemlich zusammenge- setztes Gebilde. Das gröbere anatomische Verhalten anlangend, be- merke ich Ihnen, dass derselbe in der Mitte der Schwangerschaft 5, 6—8″ Länge hat und eine Dicke von 4—5‴ besitzt, so ziemlich von der Mitte des Bauches des Embryo ausgeht und meist gegen die Mitte des Mutterkuchens an denselben sich ansetzt. Seine Zusam- mensetzung anlangend, so besteht der Nabelstrang, von dessen Win- dungen später noch die Rede sein soll, aus folgenden Theilen: 1) aus der Scheide vom Amnios, 2) aus den Nabel- oder Placen- targefässen, Vasa umbilicalia, zwei Arterien und einer Vene, von denen die Vene central, die Arterien peripherisch liegen, 3) aus den kleinen Dottersackgefässen, wenn sie noch vor- handen sind (Arteria und Vena omphalo-mesenterica). In früherer Zeit enthielt er auch den Dottergang,Ductus vitello-intestinalis, der jedoch, ebenso wie der Urachus oder Stiel der Allantois, in der Mitte der Schwangerschaft nicht mehr zu erkennen ist. Alle diese Theile nun werden durch ein weiches, gallertiges Bindegewebe zu- sammengehalten, das unter dem Namen der Wharton’schen Sulze bekannt ist und nach Art des Unterhautbindegewebes von Embryo- nen aus einem Schwammgewebe von weichen Fasern und einer in den Lücken desselben enthaltenen hellen Sulze besteht, die in neue- rer Zeit besonders Virchow genauer untersucht hat (Würzb. Verhandl. II. St. 160, Cellularpatholog. S · 88 flgde). Die Fasern zeigen alle Uebergänge von anastomosirenden sternförmigen Zellen zu netzför- mig vereinten, mehr weniger fibrillären Bindegewebsbündeln, in denen da und dort noch unveränderte Zellen sich finden, und was die Sulze anlangt, so ist dieselbe schleim- und eiweisshaltig und enthält eine gewisse Menge rundlicher Zellen. Das Ganze gehört zu der Form von Bindegewebe, welche Virchow als Schleimgewebe, ich als gallertiges Bindegewebe bezeichnet haben. Ausser den grös- seren Gefässen, die, wie ich vor längerer Zeit nachgewiesen habe, eine ungemein entwickelte Muskelhaut haben und sehr contractil sind, enthält der Nabelstrang selbst keine weiteren Gefässe und na- mentlich keine Capillaren, was zeigt, dass unter besondern Umstän- den (worunter hier die Weichheit und Permeabilität der Wandungen der Umbilicalgefässe zu verstehen ist) auch grössere Gefässe das zur
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Neunzehnte Vorlesung.
Nabelstrange, in welchem dann die Vasa omphalo-mesenterica, wenn
sie noch vorhanden sind, weiter bis zum Embryo verlaufen.
Der Nabelstrang, Funiculus umbilicalis, endlich, den
wir zum Schlusse noch betrachten, ist ein ziemlich zusammenge-
setztes Gebilde. Das gröbere anatomische Verhalten anlangend, be-
merke ich Ihnen, dass derselbe in der Mitte der Schwangerschaft
5, 6—8″ Länge hat und eine Dicke von 4—5‴ besitzt, so ziemlich
von der Mitte des Bauches des Embryo ausgeht und meist gegen die
Mitte des Mutterkuchens an denselben sich ansetzt. Seine Zusam-
mensetzung anlangend, so besteht der Nabelstrang, von dessen Win-
dungen später noch die Rede sein soll, aus folgenden Theilen: 1) aus
der Scheide vom Amnios, 2) aus den Nabel- oder Placen-
targefässen, Vasa umbilicalia, zwei Arterien und einer
Vene, von denen die Vene central, die Arterien peripherisch liegen,
3) aus den kleinen Dottersackgefässen, wenn sie noch vor-
handen sind (Arteria und Vena omphalo-mesenterica). In früherer
Zeit enthielt er auch den Dottergang, Ductus vitello-intestinalis,
der jedoch, ebenso wie der Urachus oder Stiel der Allantois, in der
Mitte der Schwangerschaft nicht mehr zu erkennen ist. Alle diese
Theile nun werden durch ein weiches, gallertiges Bindegewebe zu-
sammengehalten, das unter dem Namen der Wharton’schen Sulze
bekannt ist und nach Art des Unterhautbindegewebes von Embryo-
nen aus einem Schwammgewebe von weichen Fasern und einer in
den Lücken desselben enthaltenen hellen Sulze besteht, die in neue-
rer Zeit besonders Virchow genauer untersucht hat (Würzb. Verhandl.
II. St. 160, Cellularpatholog. S · 88 flgde). Die Fasern zeigen alle
Uebergänge von anastomosirenden sternförmigen Zellen zu netzför-
mig vereinten, mehr weniger fibrillären Bindegewebsbündeln, in
denen da und dort noch unveränderte Zellen sich finden, und was
die Sulze anlangt, so ist dieselbe schleim- und eiweisshaltig und
enthält eine gewisse Menge rundlicher Zellen. Das Ganze gehört zu
der Form von Bindegewebe, welche Virchow als Schleimgewebe,
ich als gallertiges Bindegewebe bezeichnet haben. Ausser den grös-
seren Gefässen, die, wie ich vor längerer Zeit nachgewiesen habe,
eine ungemein entwickelte Muskelhaut haben und sehr contractil
sind, enthält der Nabelstrang selbst keine weiteren Gefässe und na-
mentlich keine Capillaren, was zeigt, dass unter besondern Umstän-
den (worunter hier die Weichheit und Permeabilität der Wandungen
der Umbilicalgefässe zu verstehen ist) auch grössere Gefässe das zur
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/168>, abgerufen am 22.11.2024.
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