Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Fünfzehnte Vorlesung. und dem Hornblatte. Einen wesentlichen Unterschied zwischen bei-den Hüllen bedingt das Verhalten der Gefässe, indem der Dotter- sack Gefässe führt, die er in seinem eigenen Gewebe entwickelt, während das Amnios bei keinem Geschöpfe und zu keiner Zeit Ge- fässe enthält und hierdurch seine geringere Dignität wenigstens mit Bezug auf die vegetativen Vorgänge darthut. Allantois, [Abbildung]
Fig. 55. (Fig. 55). Diese beiden Höckeroder Hügel werden immer grös- ser, verschmelzen mit einander und bilden eine einzige war- zenförmig hervorspringende Erhebung, die anfangs, eben so wie die früheren Höcker, ganz solid und durch und durch aus Zellen zusammengesetzt ist (Fig. 56). Bald jedoch be- merkt man in dem birnförmig sich gestaltenden Gebilde eine Höhle; das so entstandene Bläschen vergrössert sich mehr und mehr, wird gestielt und trennt sich zugleich von der Wand der Beckendarmhöhle, tritt dagegen mit dem Hinter- [Abbildung]
Fig. 55. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit hervorsprossender Allan- Fünfzehnte Vorlesung. und dem Hornblatte. Einen wesentlichen Unterschied zwischen bei-den Hüllen bedingt das Verhalten der Gefässe, indem der Dotter- sack Gefässe führt, die er in seinem eigenen Gewebe entwickelt, während das Amnios bei keinem Geschöpfe und zu keiner Zeit Ge- fässe enthält und hierdurch seine geringere Dignität wenigstens mit Bezug auf die vegetativen Vorgänge darthut. Allantois, [Abbildung]
Fig. 55. (Fig. 55). Diese beiden Höckeroder Hügel werden immer grös- ser, verschmelzen mit einander und bilden eine einzige war- zenförmig hervorspringende Erhebung, die anfangs, eben so wie die früheren Höcker, ganz solid und durch und durch aus Zellen zusammengesetzt ist (Fig. 56). Bald jedoch be- merkt man in dem birnförmig sich gestaltenden Gebilde eine Höhle; das so entstandene Bläschen vergrössert sich mehr und mehr, wird gestielt und trennt sich zugleich von der Wand der Beckendarmhöhle, tritt dagegen mit dem Hinter- [Abbildung]
Fig. 55. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit hervorsprossender Allan- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="106"/><fw place="top" type="header">Fünfzehnte Vorlesung.</fw><lb/> und dem Hornblatte. Einen wesentlichen Unterschied zwischen bei-<lb/> den Hüllen bedingt das Verhalten der Gefässe, indem der Dotter-<lb/> sack Gefässe führt, die er in seinem eigenen Gewebe entwickelt,<lb/> während das Amnios bei keinem Geschöpfe und zu keiner Zeit Ge-<lb/> fässe enthält und hierdurch seine geringere Dignität wenigstens mit<lb/> Bezug auf die vegetativen Vorgänge darthut.</p><lb/> <p><note place="left">Allantois,<lb/> Harnsack.</note>Ich wende mich nun zur Beschreibung der <hi rendition="#g">Allantois</hi> oder<lb/> des <hi rendition="#g">Harnsackes</hi> (v. <hi rendition="#k">Baer</hi>), eines Gebildes, das für die Ernährung<lb/> des Embryo eine sehr wichtige Rolle spielt und der Träger der <hi rendition="#g">Um-<lb/> bilicalgefässe</hi> ist. Der Harnsack wird beim Säugethierembryo<lb/> später als das Amnios sichtbar; erst wenn dieses ganz geschlossen<lb/> ist, beobachtet man die ersten Spuren des neu entstehenden Gebil-<lb/> des und zwar am hintern Ende des Embryo am Rande des Eingan-<lb/> ges in die Beckendarmhöhle. Das Erste, was man bemerkt, sind<lb/> zwei leichte Auftreibungen am Rande der vordern Beckenwand<lb/><figure><head>Fig. 55.</head></figure><lb/> (Fig. 55). Diese beiden Höcker<lb/> oder Hügel werden immer grös-<lb/> ser, verschmelzen mit einander<lb/> und bilden eine einzige war-<lb/> zenförmig hervorspringende<lb/> Erhebung, die anfangs, eben<lb/> so wie die früheren Höcker,<lb/> ganz solid und durch und durch<lb/> aus Zellen zusammengesetzt<lb/> ist (Fig. 56). Bald jedoch be-<lb/> merkt man in dem birnförmig<lb/> sich gestaltenden Gebilde eine<lb/> Höhle; das so entstandene<lb/> Bläschen vergrössert sich mehr<lb/> und mehr, wird gestielt und<lb/> trennt sich zugleich von der<lb/> Wand der Beckendarmhöhle,<lb/> tritt dagegen mit dem Hinter-<lb/><figure><p>Fig. 55. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit hervorsprossender Allan-<lb/> tois. Das sogenannte Gefässblatt und das Darmdrüsenblatt oder die Anlage des<lb/> Darmes und die benachbarten Theile des Dottersackes sind zurückgeschlagen,<lb/> um die <hi rendition="#i">Corp. Wolffiana</hi> zu zeigen, 40mal vergr. Nach <hi rendition="#k">Bischoff</hi>. <hi rendition="#i">a</hi> Wolff’sche<lb/> Körper mit dem Ausführungsgange und den einfachen blinden Kanälchen, <hi rendition="#i">b</hi> Ur-<lb/> wirbel, <hi rendition="#i">c</hi> Rückenmark, <hi rendition="#i">d</hi> Eingang in die Beckendarmhöhle.</p></figure><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0122]
Fünfzehnte Vorlesung.
und dem Hornblatte. Einen wesentlichen Unterschied zwischen bei-
den Hüllen bedingt das Verhalten der Gefässe, indem der Dotter-
sack Gefässe führt, die er in seinem eigenen Gewebe entwickelt,
während das Amnios bei keinem Geschöpfe und zu keiner Zeit Ge-
fässe enthält und hierdurch seine geringere Dignität wenigstens mit
Bezug auf die vegetativen Vorgänge darthut.
Ich wende mich nun zur Beschreibung der Allantois oder
des Harnsackes (v. Baer), eines Gebildes, das für die Ernährung
des Embryo eine sehr wichtige Rolle spielt und der Träger der Um-
bilicalgefässe ist. Der Harnsack wird beim Säugethierembryo
später als das Amnios sichtbar; erst wenn dieses ganz geschlossen
ist, beobachtet man die ersten Spuren des neu entstehenden Gebil-
des und zwar am hintern Ende des Embryo am Rande des Eingan-
ges in die Beckendarmhöhle. Das Erste, was man bemerkt, sind
zwei leichte Auftreibungen am Rande der vordern Beckenwand
[Abbildung Fig. 55.]
(Fig. 55). Diese beiden Höcker
oder Hügel werden immer grös-
ser, verschmelzen mit einander
und bilden eine einzige war-
zenförmig hervorspringende
Erhebung, die anfangs, eben
so wie die früheren Höcker,
ganz solid und durch und durch
aus Zellen zusammengesetzt
ist (Fig. 56). Bald jedoch be-
merkt man in dem birnförmig
sich gestaltenden Gebilde eine
Höhle; das so entstandene
Bläschen vergrössert sich mehr
und mehr, wird gestielt und
trennt sich zugleich von der
Wand der Beckendarmhöhle,
tritt dagegen mit dem Hinter-
[Abbildung Fig. 55. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit hervorsprossender Allan-
tois. Das sogenannte Gefässblatt und das Darmdrüsenblatt oder die Anlage des
Darmes und die benachbarten Theile des Dottersackes sind zurückgeschlagen,
um die Corp. Wolffiana zu zeigen, 40mal vergr. Nach Bischoff. a Wolff’sche
Körper mit dem Ausführungsgange und den einfachen blinden Kanälchen, b Ur-
wirbel, c Rückenmark, d Eingang in die Beckendarmhöhle.]
Allantois,
Harnsack.
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