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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Gefässe des Dottersackes.
Durchbruch der blinden Enden des Darmes nach aussen, sondern
dadurch, dass selbständig an der Stelle von Mund und After Ein-
buchtungen der äussern Haut nach innen entstehen, welche, sobald
sie auf die Enden des Darmes gestossen sind, mit denselben sich in
Verbindung setzen. Am Kopfe geht aus dieser Einbuchtung der
Haut die ganze Mundhöhle hervor und ist somit das, was wir bis-
her Kopfdarm nannten, der Schlundkopf. Am hintern Ende ent-
wickelt sich von aussen her die untere Hälfte des Mastdarmes und
kann ich Sie bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass nicht ge-
rade selten eine Missbildung beobachtet wird, welche in bestimm-
ter Weise das eben Auseinandergesetzte bekräftigt, es sind diess
die Fälle, in denen zwar die Anusöffnung da ist, aber in einen blin-
den Sack führt. Die innere Untersuchung ergibt dann meist den
Dickdarm mit einem ebenfalls blinden Ende dem äussern Blindsacke
dicht anliegend und würde in einem solchen Falle eine einfache
Operation die Verbindung herzustellen im Stande sein. Andere Male
ist jedoch das Darmende weit entfernt gelagert und wäre ein ope-
rativer Eingriff ohne Erfolg.

Vom Dottersacke selbst habe ich Ihnen nun zunächst noch an-Gefässe des
Dottersackes.

zugeben, wie die äussere gefässhaltige Hülle, die derselbe in spätern
Zeiten zeigt, sich ausbildet. Es geschieht diess dadurch, dass die
Lage, die im Fruchthofe die Gefässe trägt und die Fortsetzung der
Darmfaserplatte ist, allmälig über den ganzen Dottersack oder, ge-
nauer bezeichnet, dessen Epithelialschicht sich ausbreitet und die-
selbe endlich ganz umschliesst, wie die Fig. 47 schematisch dar-
stellt. Wie diese Gefässschicht (das Gefässblatt von Pander und
v. Baer) hierbei sich verhält, ist, was die mikroskopischen Verhält-
nisse anlangt, noch nicht verfolgt, dagegen weiss man, dass die ur-
sprünglichen Gefässe des Fruchthofes allmälig so sich ändern, dass
der Sinus terminalis vergeht und statt der mehrfachen Paare von Arte-
riae omphalo-mesentericae
schliesslich nur eine einzige und zwar die
vorderste rechte übrig bleibt, welche entsprechend sich ver-
grössert, während zugleich von den zwei Venen desselben Namens
ebenfalls nur die eine und zwar die linke sich erhält. -- Die Wachs-
thumsverhältnisse des Dottersackes sind in den schematischen Zeich-
nungen, die natürlich nicht entsprechend im Ganzen vergrössert
werden konnten, so dargestellt, als ob derselbe später sich verklei-
nerte. Hierbei hatte ich die menschlichen Embryonen im Auge, bei
denen dieses Gebilde, nachdem der Darm einmal gebildet ist, nahe-

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Gefässe des Dottersackes.
Durchbruch der blinden Enden des Darmes nach aussen, sondern
dadurch, dass selbständig an der Stelle von Mund und After Ein-
buchtungen der äussern Haut nach innen entstehen, welche, sobald
sie auf die Enden des Darmes gestossen sind, mit denselben sich in
Verbindung setzen. Am Kopfe geht aus dieser Einbuchtung der
Haut die ganze Mundhöhle hervor und ist somit das, was wir bis-
her Kopfdarm nannten, der Schlundkopf. Am hintern Ende ent-
wickelt sich von aussen her die untere Hälfte des Mastdarmes und
kann ich Sie bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass nicht ge-
rade selten eine Missbildung beobachtet wird, welche in bestimm-
ter Weise das eben Auseinandergesetzte bekräftigt, es sind diess
die Fälle, in denen zwar die Anusöffnung da ist, aber in einen blin-
den Sack führt. Die innere Untersuchung ergibt dann meist den
Dickdarm mit einem ebenfalls blinden Ende dem äussern Blindsacke
dicht anliegend und würde in einem solchen Falle eine einfache
Operation die Verbindung herzustellen im Stande sein. Andere Male
ist jedoch das Darmende weit entfernt gelagert und wäre ein ope-
rativer Eingriff ohne Erfolg.

Vom Dottersacke selbst habe ich Ihnen nun zunächst noch an-Gefässe des
Dottersackes.

zugeben, wie die äussere gefässhaltige Hülle, die derselbe in spätern
Zeiten zeigt, sich ausbildet. Es geschieht diess dadurch, dass die
Lage, die im Fruchthofe die Gefässe trägt und die Fortsetzung der
Darmfaserplatte ist, allmälig über den ganzen Dottersack oder, ge-
nauer bezeichnet, dessen Epithelialschicht sich ausbreitet und die-
selbe endlich ganz umschliesst, wie die Fig. 47 schematisch dar-
stellt. Wie diese Gefässschicht (das Gefässblatt von Pander und
v. Baer) hierbei sich verhält, ist, was die mikroskopischen Verhält-
nisse anlangt, noch nicht verfolgt, dagegen weiss man, dass die ur-
sprünglichen Gefässe des Fruchthofes allmälig so sich ändern, dass
der Sinus terminalis vergeht und statt der mehrfachen Paare von Arte-
riae omphalo-mesentericae
schliesslich nur eine einzige und zwar die
vorderste rechte übrig bleibt, welche entsprechend sich ver-
grössert, während zugleich von den zwei Venen desselben Namens
ebenfalls nur die eine und zwar die linke sich erhält. — Die Wachs-
thumsverhältnisse des Dottersackes sind in den schematischen Zeich-
nungen, die natürlich nicht entsprechend im Ganzen vergrössert
werden konnten, so dargestellt, als ob derselbe später sich verklei-
nerte. Hierbei hatte ich die menschlichen Embryonen im Auge, bei
denen dieses Gebilde, nachdem der Darm einmal gebildet ist, nahe-

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[99/0115] Gefässe des Dottersackes. Durchbruch der blinden Enden des Darmes nach aussen, sondern dadurch, dass selbständig an der Stelle von Mund und After Ein- buchtungen der äussern Haut nach innen entstehen, welche, sobald sie auf die Enden des Darmes gestossen sind, mit denselben sich in Verbindung setzen. Am Kopfe geht aus dieser Einbuchtung der Haut die ganze Mundhöhle hervor und ist somit das, was wir bis- her Kopfdarm nannten, der Schlundkopf. Am hintern Ende ent- wickelt sich von aussen her die untere Hälfte des Mastdarmes und kann ich Sie bei dieser Gelegenheit daran erinnern, dass nicht ge- rade selten eine Missbildung beobachtet wird, welche in bestimm- ter Weise das eben Auseinandergesetzte bekräftigt, es sind diess die Fälle, in denen zwar die Anusöffnung da ist, aber in einen blin- den Sack führt. Die innere Untersuchung ergibt dann meist den Dickdarm mit einem ebenfalls blinden Ende dem äussern Blindsacke dicht anliegend und würde in einem solchen Falle eine einfache Operation die Verbindung herzustellen im Stande sein. Andere Male ist jedoch das Darmende weit entfernt gelagert und wäre ein ope- rativer Eingriff ohne Erfolg. Vom Dottersacke selbst habe ich Ihnen nun zunächst noch an- zugeben, wie die äussere gefässhaltige Hülle, die derselbe in spätern Zeiten zeigt, sich ausbildet. Es geschieht diess dadurch, dass die Lage, die im Fruchthofe die Gefässe trägt und die Fortsetzung der Darmfaserplatte ist, allmälig über den ganzen Dottersack oder, ge- nauer bezeichnet, dessen Epithelialschicht sich ausbreitet und die- selbe endlich ganz umschliesst, wie die Fig. 47 schematisch dar- stellt. Wie diese Gefässschicht (das Gefässblatt von Pander und v. Baer) hierbei sich verhält, ist, was die mikroskopischen Verhält- nisse anlangt, noch nicht verfolgt, dagegen weiss man, dass die ur- sprünglichen Gefässe des Fruchthofes allmälig so sich ändern, dass der Sinus terminalis vergeht und statt der mehrfachen Paare von Arte- riae omphalo-mesentericae schliesslich nur eine einzige und zwar die vorderste rechte übrig bleibt, welche entsprechend sich ver- grössert, während zugleich von den zwei Venen desselben Namens ebenfalls nur die eine und zwar die linke sich erhält. — Die Wachs- thumsverhältnisse des Dottersackes sind in den schematischen Zeich- nungen, die natürlich nicht entsprechend im Ganzen vergrössert werden konnten, so dargestellt, als ob derselbe später sich verklei- nerte. Hierbei hatte ich die menschlichen Embryonen im Auge, bei denen dieses Gebilde, nachdem der Darm einmal gebildet ist, nahe- Gefässe des Dottersackes. 7*

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/115>, abgerufen am 25.11.2024.