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Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878.

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Künstliche Wundinfectionskrankheiten.
impften Blutes hat sich nicht herausgestellt. Je weniger Blut in¬
jicirt wurde, um so länger dauerte es, ehe der Tod eintrat, und
bei einer Verdünnung auf 1/1000 Tropfen blieb der Erfolg ganz
aus. Es soll damit nicht gesagt sein, dass die Infectionsfähigkeit
des Blutes bei der tausendfachen Verdünnung schon aufgehört
hatte. Denn der Versuch wurde nur an einem Thier ausgeführt
und möglicherweise hätte, wenn mehreren Thieren zu gleicher
Zeit tausendfach verdünntes Blut injicirt wäre, doch das eine oder
andere erkrankt oder gestorben sein können. Aber das geht aus
der Tabelle hervor, dass ein geringeres Quantum eine verlang¬
samte Wirkung hat und dass schliesslich der Erfolg ein unsicherer
resp. negativer wird. Es kann dieses Verhältniss nur durch die
Annahme erklärt werden, dass das Blut immer eine gleiche Menge
von ungelösten inficirenden Formelementen enthält und dass diese
Formelemente sich bis zu einer gewissen Zahl vermehrt haben
müssen, bis sie im Stande sind, das Thier zu tödten.

Denn ein gelöster Infectionsstoff der sich von 10 Tropfen bis
zu 1/10 Tropfen verdünnt wirksam zeigt, müsste auch noch in Ver¬
dünnung von 1/1000 Tropfen unter allen Umständen inficirend sein,
nur hätte der Tod entsprechend später eintreten müssen.

Wenn aber nur ein ungelöster Infectionsstoff annehmbar bleibt
und das z. B. Bakterien sind, von denen eine gleichbleibende
Menge zur Tödtung eines Kaninchens erforderlich ist, dann ist
die Erklärung für die verzögerte Wirkung bei zunehmender Ver¬
dünnung des injicirten Blutes sofort gegeben. Denn je mehr das
Blut verdünnt wird, um so weniger Bakterien muss es verhält¬
nissmässig enthalten und wenn dem Versuchsthier bei der Injection
weniger Bakterien beigebracht werden, dann brauchen diese selbst¬
verständlich mehr Zeit, bis sie sich bis zur erforderlichen Zahl,
um ein Kaninchen zu tödten, vermehrt haben, als wenn von vorn¬
herein eine grössere Zahl injicirt wurde. Wird die Verdünnung
nun noch weiter fortgesetzt, dann wird zuletzt ein Moment ein¬
treten, wo in einem gegebenen Quantum Flüssigkeit, etwa in
10 Tropfen, wie sie zur Einspritzung genommen wurden, nicht
immer mit Sicherheit eine oder doch so viel Bakterien, wie zur
Infection erforderlich suspendirt sind. Dann wird die Infection
unsicher werden.

Sehen wir nun, wie die Thatsachen, welche die mikroskopische
Untersuchung liefert, mit diesen Erklärungsversuchen stimmen.

Zuvor habe ich noch zu erwähnen, dass auch bei den drei

Künstliche Wundinfectionskrankheiten.
impften Blutes hat sich nicht herausgestellt. Je weniger Blut in¬
jicirt wurde, um so länger dauerte es, ehe der Tod eintrat, und
bei einer Verdünnung auf 1/1000 Tropfen blieb der Erfolg ganz
aus. Es soll damit nicht gesagt sein, dass die Infectionsfähigkeit
des Blutes bei der tausendfachen Verdünnung schon aufgehört
hatte. Denn der Versuch wurde nur an einem Thier ausgeführt
und möglicherweise hätte, wenn mehreren Thieren zu gleicher
Zeit tausendfach verdünntes Blut injicirt wäre, doch das eine oder
andere erkrankt oder gestorben sein können. Aber das geht aus
der Tabelle hervor, dass ein geringeres Quantum eine verlang¬
samte Wirkung hat und dass schliesslich der Erfolg ein unsicherer
resp. negativer wird. Es kann dieses Verhältniss nur durch die
Annahme erklärt werden, dass das Blut immer eine gleiche Menge
von ungelösten inficirenden Formelementen enthält und dass diese
Formelemente sich bis zu einer gewissen Zahl vermehrt haben
müssen, bis sie im Stande sind, das Thier zu tödten.

Denn ein gelöster Infectionsstoff der sich von 10 Tropfen bis
zu 1/10 Tropfen verdünnt wirksam zeigt, müsste auch noch in Ver¬
dünnung von 1/1000 Tropfen unter allen Umständen inficirend sein,
nur hätte der Tod entsprechend später eintreten müssen.

Wenn aber nur ein ungelöster Infectionsstoff annehmbar bleibt
und das z. B. Bakterien sind, von denen eine gleichbleibende
Menge zur Tödtung eines Kaninchens erforderlich ist, dann ist
die Erklärung für die verzögerte Wirkung bei zunehmender Ver¬
dünnung des injicirten Blutes sofort gegeben. Denn je mehr das
Blut verdünnt wird, um so weniger Bakterien muss es verhält¬
nissmässig enthalten und wenn dem Versuchsthier bei der Injection
weniger Bakterien beigebracht werden, dann brauchen diese selbst¬
verständlich mehr Zeit, bis sie sich bis zur erforderlichen Zahl,
um ein Kaninchen zu tödten, vermehrt haben, als wenn von vorn¬
herein eine grössere Zahl injicirt wurde. Wird die Verdünnung
nun noch weiter fortgesetzt, dann wird zuletzt ein Moment ein¬
treten, wo in einem gegebenen Quantum Flüssigkeit, etwa in
10 Tropfen, wie sie zur Einspritzung genommen wurden, nicht
immer mit Sicherheit eine oder doch so viel Bakterien, wie zur
Infection erforderlich suspendirt sind. Dann wird die Infection
unsicher werden.

Sehen wir nun, wie die Thatsachen, welche die mikroskopische
Untersuchung liefert, mit diesen Erklärungsversuchen stimmen.

Zuvor habe ich noch zu erwähnen, dass auch bei den drei

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[56/0066] Künstliche Wundinfectionskrankheiten. impften Blutes hat sich nicht herausgestellt. Je weniger Blut in¬ jicirt wurde, um so länger dauerte es, ehe der Tod eintrat, und bei einer Verdünnung auf 1/1000 Tropfen blieb der Erfolg ganz aus. Es soll damit nicht gesagt sein, dass die Infectionsfähigkeit des Blutes bei der tausendfachen Verdünnung schon aufgehört hatte. Denn der Versuch wurde nur an einem Thier ausgeführt und möglicherweise hätte, wenn mehreren Thieren zu gleicher Zeit tausendfach verdünntes Blut injicirt wäre, doch das eine oder andere erkrankt oder gestorben sein können. Aber das geht aus der Tabelle hervor, dass ein geringeres Quantum eine verlang¬ samte Wirkung hat und dass schliesslich der Erfolg ein unsicherer resp. negativer wird. Es kann dieses Verhältniss nur durch die Annahme erklärt werden, dass das Blut immer eine gleiche Menge von ungelösten inficirenden Formelementen enthält und dass diese Formelemente sich bis zu einer gewissen Zahl vermehrt haben müssen, bis sie im Stande sind, das Thier zu tödten. Denn ein gelöster Infectionsstoff der sich von 10 Tropfen bis zu 1/10 Tropfen verdünnt wirksam zeigt, müsste auch noch in Ver¬ dünnung von 1/1000 Tropfen unter allen Umständen inficirend sein, nur hätte der Tod entsprechend später eintreten müssen. Wenn aber nur ein ungelöster Infectionsstoff annehmbar bleibt und das z. B. Bakterien sind, von denen eine gleichbleibende Menge zur Tödtung eines Kaninchens erforderlich ist, dann ist die Erklärung für die verzögerte Wirkung bei zunehmender Ver¬ dünnung des injicirten Blutes sofort gegeben. Denn je mehr das Blut verdünnt wird, um so weniger Bakterien muss es verhält¬ nissmässig enthalten und wenn dem Versuchsthier bei der Injection weniger Bakterien beigebracht werden, dann brauchen diese selbst¬ verständlich mehr Zeit, bis sie sich bis zur erforderlichen Zahl, um ein Kaninchen zu tödten, vermehrt haben, als wenn von vorn¬ herein eine grössere Zahl injicirt wurde. Wird die Verdünnung nun noch weiter fortgesetzt, dann wird zuletzt ein Moment ein¬ treten, wo in einem gegebenen Quantum Flüssigkeit, etwa in 10 Tropfen, wie sie zur Einspritzung genommen wurden, nicht immer mit Sicherheit eine oder doch so viel Bakterien, wie zur Infection erforderlich suspendirt sind. Dann wird die Infection unsicher werden. Sehen wir nun, wie die Thatsachen, welche die mikroskopische Untersuchung liefert, mit diesen Erklärungsversuchen stimmen. Zuvor habe ich noch zu erwähnen, dass auch bei den drei

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Zitationshilfe: Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_wundinfektionskrankheiten_1878/66>, abgerufen am 28.11.2024.