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Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878.

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Künstliche Wundinfectionskrankheiten.
immer mehr zu und fast unmerklich tritt der Tod ein. Niemals
gehen Krämpfe vorher, wie es beim Milzbrand regelmässig der
Fall ist. Auch nach dem Tode bleibt das Thier in sitzender
Stellung mit stark gekrümmtem Rücken, während eine an Impf¬
milzbrand gestorbene Maus immer auf dem Rücken oder auf der
Seite liegt und die starren Extremitäten weit von sich streckt, so
dass schon an der Lage des Körpers nach dem Tode sofort die
stattgehabte Impfung mit faulendem Blute von der mit Milzbrand
zu unterscheiden ist. Der Tod der mit faulendem Blut inficirten
Mäuse erfolgt ungefähr 40--60 Stunden nach der Impfung.

Bei der Section findet sich an der Einspritzungs- oder Impf¬
stelle ein geringes Oedem des Unterhautzellgewebes, das aber auch
oft fehlt, und alle inneren Organe mit Ausnahme einer beträcht¬
lichen Milzanschwellung ganz unverändert.

Nimmt man nun von der subcutanen Oedemflüssigkeit oder
vom Blute aus dem Herzen eines solchen Thieres ein sehr geringes
Quantum (z. B. 1/10 Tropfen) und impft damit eine andere Maus,
dann treten bei dieser genau dieselben Krankheitserscheinungen,
in derselben Zeitdauer und Reihenfolge wie bei dem ersten Thier
und nach ungefähr 50 Stunden der Tod ein. Von diesem zweiten
Thier kann in eben derselben Weise ein drittes inficirt werden
und so weiter durch beliebig viele Impfgenerationen. Ich habe
diese Versuche an 54 Mäusen angestellt und immer das gleiche
Resultat gehabt. Davon wurden 17 Impfungen in einer successiven
Reihe, die anderen in kürzeren Reihen gemacht.

Die Sicherheit, mit der sich der Infectionsstoff von einer Maus
auf die andere übertragen lässt, ist noch bedeutender als beim
Milzbrand. Bei letzterem muss, um sicher zu gehen, das Impf¬
material aus der Milz genommen werden, weil das Blut von milz¬
brandigen Mäusen oft sehr wenige Bacillen enthält. Bei der mit
faulendem Blut erzeugten Krankheit der Mäuse ist es, besonders
in den späteren Impfgenerationen, dagegen gleichgültig, von wel¬
chem Organ man impft und selbst die kleinste Menge Substanz
hat noch eine sichere Wirkung. Es ist vollständig hinreichend,
über eine kleine Hautwunde einer Maus die Scalpellspitze, die mit
dem infectiösen Blute nur in Berührung gekommen ist, hinweg¬
zustreichen, um das so geimpfte Thier binnen ungefähr 50 Stunden
zu tödten. Mehrmals habe ich den Versuch gemacht, das sub¬
cutane Gewebe von einer Maus, die nach Impfung am Schwanz
gestorben war, an der entgegengesetzten Körperseite, also z. B.

Künstliche Wundinfectionskrankheiten.
immer mehr zu und fast unmerklich tritt der Tod ein. Niemals
gehen Krämpfe vorher, wie es beim Milzbrand regelmässig der
Fall ist. Auch nach dem Tode bleibt das Thier in sitzender
Stellung mit stark gekrümmtem Rücken, während eine an Impf¬
milzbrand gestorbene Maus immer auf dem Rücken oder auf der
Seite liegt und die starren Extremitäten weit von sich streckt, so
dass schon an der Lage des Körpers nach dem Tode sofort die
stattgehabte Impfung mit faulendem Blute von der mit Milzbrand
zu unterscheiden ist. Der Tod der mit faulendem Blut inficirten
Mäuse erfolgt ungefähr 40—60 Stunden nach der Impfung.

Bei der Section findet sich an der Einspritzungs- oder Impf¬
stelle ein geringes Oedem des Unterhautzellgewebes, das aber auch
oft fehlt, und alle inneren Organe mit Ausnahme einer beträcht¬
lichen Milzanschwellung ganz unverändert.

Nimmt man nun von der subcutanen Oedemflüssigkeit oder
vom Blute aus dem Herzen eines solchen Thieres ein sehr geringes
Quantum (z. B. 1/10 Tropfen) und impft damit eine andere Maus,
dann treten bei dieser genau dieselben Krankheitserscheinungen,
in derselben Zeitdauer und Reihenfolge wie bei dem ersten Thier
und nach ungefähr 50 Stunden der Tod ein. Von diesem zweiten
Thier kann in eben derselben Weise ein drittes inficirt werden
und so weiter durch beliebig viele Impfgenerationen. Ich habe
diese Versuche an 54 Mäusen angestellt und immer das gleiche
Resultat gehabt. Davon wurden 17 Impfungen in einer successiven
Reihe, die anderen in kürzeren Reihen gemacht.

Die Sicherheit, mit der sich der Infectionsstoff von einer Maus
auf die andere übertragen lässt, ist noch bedeutender als beim
Milzbrand. Bei letzterem muss, um sicher zu gehen, das Impf¬
material aus der Milz genommen werden, weil das Blut von milz¬
brandigen Mäusen oft sehr wenige Bacillen enthält. Bei der mit
faulendem Blut erzeugten Krankheit der Mäuse ist es, besonders
in den späteren Impfgenerationen, dagegen gleichgültig, von wel¬
chem Organ man impft und selbst die kleinste Menge Substanz
hat noch eine sichere Wirkung. Es ist vollständig hinreichend,
über eine kleine Hautwunde einer Maus die Scalpellspitze, die mit
dem infectiösen Blute nur in Berührung gekommen ist, hinweg¬
zustreichen, um das so geimpfte Thier binnen ungefähr 50 Stunden
zu tödten. Mehrmals habe ich den Versuch gemacht, das sub¬
cutane Gewebe von einer Maus, die nach Impfung am Schwanz
gestorben war, an der entgegengesetzten Körperseite, also z. B.

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[42/0052] Künstliche Wundinfectionskrankheiten. immer mehr zu und fast unmerklich tritt der Tod ein. Niemals gehen Krämpfe vorher, wie es beim Milzbrand regelmässig der Fall ist. Auch nach dem Tode bleibt das Thier in sitzender Stellung mit stark gekrümmtem Rücken, während eine an Impf¬ milzbrand gestorbene Maus immer auf dem Rücken oder auf der Seite liegt und die starren Extremitäten weit von sich streckt, so dass schon an der Lage des Körpers nach dem Tode sofort die stattgehabte Impfung mit faulendem Blute von der mit Milzbrand zu unterscheiden ist. Der Tod der mit faulendem Blut inficirten Mäuse erfolgt ungefähr 40—60 Stunden nach der Impfung. Bei der Section findet sich an der Einspritzungs- oder Impf¬ stelle ein geringes Oedem des Unterhautzellgewebes, das aber auch oft fehlt, und alle inneren Organe mit Ausnahme einer beträcht¬ lichen Milzanschwellung ganz unverändert. Nimmt man nun von der subcutanen Oedemflüssigkeit oder vom Blute aus dem Herzen eines solchen Thieres ein sehr geringes Quantum (z. B. 1/10 Tropfen) und impft damit eine andere Maus, dann treten bei dieser genau dieselben Krankheitserscheinungen, in derselben Zeitdauer und Reihenfolge wie bei dem ersten Thier und nach ungefähr 50 Stunden der Tod ein. Von diesem zweiten Thier kann in eben derselben Weise ein drittes inficirt werden und so weiter durch beliebig viele Impfgenerationen. Ich habe diese Versuche an 54 Mäusen angestellt und immer das gleiche Resultat gehabt. Davon wurden 17 Impfungen in einer successiven Reihe, die anderen in kürzeren Reihen gemacht. Die Sicherheit, mit der sich der Infectionsstoff von einer Maus auf die andere übertragen lässt, ist noch bedeutender als beim Milzbrand. Bei letzterem muss, um sicher zu gehen, das Impf¬ material aus der Milz genommen werden, weil das Blut von milz¬ brandigen Mäusen oft sehr wenige Bacillen enthält. Bei der mit faulendem Blut erzeugten Krankheit der Mäuse ist es, besonders in den späteren Impfgenerationen, dagegen gleichgültig, von wel¬ chem Organ man impft und selbst die kleinste Menge Substanz hat noch eine sichere Wirkung. Es ist vollständig hinreichend, über eine kleine Hautwunde einer Maus die Scalpellspitze, die mit dem infectiösen Blute nur in Berührung gekommen ist, hinweg¬ zustreichen, um das so geimpfte Thier binnen ungefähr 50 Stunden zu tödten. Mehrmals habe ich den Versuch gemacht, das sub¬ cutane Gewebe von einer Maus, die nach Impfung am Schwanz gestorben war, an der entgegengesetzten Körperseite, also z. B.

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Zitationshilfe: Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_wundinfektionskrankheiten_1878/52>, abgerufen am 22.11.2024.