Koch, Konrad: Das Fußballspiel im Jahre 1900. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Volks- und Jugendspiele. 10. Jahrgang. Leipzig, 1901. S. 283-286.wegen ihrer Schnelligkeit gelobt. Wer jemals ein Wettlaufen von Es war vielleicht ein kühnes Unternehmen, daß ein deutscher Ein Schauspiel eigener Art hat das Fußballwettspiel geboten, wegen ihrer Schnelligkeit gelobt. Wer jemals ein Wettlaufen von Es war vielleicht ein kühnes Unternehmen, daß ein deutscher Ein Schauspiel eigener Art hat das Fußballwettspiel geboten, <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="285"/> wegen ihrer Schnelligkeit gelobt. Wer jemals ein Wettlaufen von<lb/> Studenten anzusehen die Gelegenheit gehabt hat, weiß ganz genau.<lb/> woran es liegt, wenn so manchem gleich der Wind ausgeht. Das<lb/> schnelle und niedrige Zuspielen des Balls kann nur durch fleißige<lb/> Übung erlernt werden. Zum Laufen mit dem Balle gehört aber vor<lb/> allem Schnelligkeit, und auch für den Stoß aufs Mal kommt es sehr<lb/> wesentlich darauf an, daß er mit schnellem Entschlusse und doch sicher<lb/> ausgeführt wird.</p><lb/> <p>Es war vielleicht ein kühnes Unternehmen, daß ein deutscher<lb/> Verein, die <hi rendition="#g">„Preußen“,</hi> eine Mannschaft <hi rendition="#g">nach Holland</hi> sandte,<lb/> und wohl ein noch kühneres, daß eine <hi rendition="#g">Berliner Mannschaft</hi><lb/> über das Meer setzte und sich mit den guten <hi rendition="#g">Londoner Spielern</hi><lb/> maß. Indes ist nicht zu leugnen, daß, wenn beide auch nicht große<lb/> Erfolge errangen, sie sich doch nicht unrühmlich geschlagen haben und daß<lb/> sie diesen Wettspielen eine reiche Anregung und manche gute Lehre<lb/> verdanken. Hoffentlich haben sie aber auch die Schattenseiten des eng-<lb/> lischen Spiellebens nicht übersehen. Lauter als je tönt von drüben<lb/> die Klage, daß der <hi rendition="#g">Professionalismus</hi> immer schlimmer wird<lb/> und den ganzen Sport ernstlich bedroht. Um ein möglichst hohes<lb/> Eintrittsgeld bei ihren Wettspielen aufzunehmen, suchen sich die dortigen<lb/> Klubs durch hohe Besoldungen der besten Spieler zu überbieten.<lb/> Alljährlich kommen aus Schottland eine Anzahl junger Fußballspieler<lb/> nach London geradezu auf den Markt und lassen sich von dem meist-<lb/> bietenden Klub anwerben. Mancher hauptstädtische Klub muß freilich,<lb/> wenn dann die Wettspiele nicht genug einbringen, die allzu teueren<lb/> Spieler entlassen. So wird aus der ganzen Sache ein unwürdiger<lb/> Schacher, der die Spieler und das Spiel selbst entwürdigt.</p><lb/> <p>Ein Schauspiel eigener Art hat das Fußballwettspiel geboten,<lb/> das in <hi rendition="#g">Paris</hi> zwischen einer deutschen und einer französischen Mann-<lb/> schaft ausgefochten ist. <hi rendition="#g">Die Stadt Frankfurt,</hi> die in Deut-<lb/> schland ein Hauptsitz für das gemischte Fußballspiel ist, hatte eine Wett-<lb/> spielmannschaft entsandt, die sich während des größeren Teiles der<lb/> Spielzeit den Parisern weit überlegen zeigte. Die Stimmung im<lb/> Zuschauerraume hatte aber bei dem Unterliegen ihrer Landsleute an-<lb/> gefangen, sehr bedrohlich zu werden. Schon war es nicht im ge-<lb/> ringsten mehr zweifelhaft, daß, wenn Frankfurt endgültig gesiegt hätte,<lb/> es zu schlimmen chauvinistischen Ausschreitungen gekommen wäre.<lb/> Zum guten Glück kam es in den letzten Minuten so, daß Frankreich<lb/> den Sieg erhielt. Der ganze Vorgang war ersichtlich ein sehr deut-<lb/> licher Beweis, wie wenig in Paris das geplante internationale Olympia<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [285/0004]
wegen ihrer Schnelligkeit gelobt. Wer jemals ein Wettlaufen von
Studenten anzusehen die Gelegenheit gehabt hat, weiß ganz genau.
woran es liegt, wenn so manchem gleich der Wind ausgeht. Das
schnelle und niedrige Zuspielen des Balls kann nur durch fleißige
Übung erlernt werden. Zum Laufen mit dem Balle gehört aber vor
allem Schnelligkeit, und auch für den Stoß aufs Mal kommt es sehr
wesentlich darauf an, daß er mit schnellem Entschlusse und doch sicher
ausgeführt wird.
Es war vielleicht ein kühnes Unternehmen, daß ein deutscher
Verein, die „Preußen“, eine Mannschaft nach Holland sandte,
und wohl ein noch kühneres, daß eine Berliner Mannschaft
über das Meer setzte und sich mit den guten Londoner Spielern
maß. Indes ist nicht zu leugnen, daß, wenn beide auch nicht große
Erfolge errangen, sie sich doch nicht unrühmlich geschlagen haben und daß
sie diesen Wettspielen eine reiche Anregung und manche gute Lehre
verdanken. Hoffentlich haben sie aber auch die Schattenseiten des eng-
lischen Spiellebens nicht übersehen. Lauter als je tönt von drüben
die Klage, daß der Professionalismus immer schlimmer wird
und den ganzen Sport ernstlich bedroht. Um ein möglichst hohes
Eintrittsgeld bei ihren Wettspielen aufzunehmen, suchen sich die dortigen
Klubs durch hohe Besoldungen der besten Spieler zu überbieten.
Alljährlich kommen aus Schottland eine Anzahl junger Fußballspieler
nach London geradezu auf den Markt und lassen sich von dem meist-
bietenden Klub anwerben. Mancher hauptstädtische Klub muß freilich,
wenn dann die Wettspiele nicht genug einbringen, die allzu teueren
Spieler entlassen. So wird aus der ganzen Sache ein unwürdiger
Schacher, der die Spieler und das Spiel selbst entwürdigt.
Ein Schauspiel eigener Art hat das Fußballwettspiel geboten,
das in Paris zwischen einer deutschen und einer französischen Mann-
schaft ausgefochten ist. Die Stadt Frankfurt, die in Deut-
schland ein Hauptsitz für das gemischte Fußballspiel ist, hatte eine Wett-
spielmannschaft entsandt, die sich während des größeren Teiles der
Spielzeit den Parisern weit überlegen zeigte. Die Stimmung im
Zuschauerraume hatte aber bei dem Unterliegen ihrer Landsleute an-
gefangen, sehr bedrohlich zu werden. Schon war es nicht im ge-
ringsten mehr zweifelhaft, daß, wenn Frankfurt endgültig gesiegt hätte,
es zu schlimmen chauvinistischen Ausschreitungen gekommen wäre.
Zum guten Glück kam es in den letzten Minuten so, daß Frankreich
den Sieg erhielt. Der ganze Vorgang war ersichtlich ein sehr deut-
licher Beweis, wie wenig in Paris das geplante internationale Olympia
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