Strafgerichte verdient? War mein Leben nicht schuldlos und rein? war unsere Liebe nicht heilig und unbeflekt? Kein strafbarer Gedanke loderte in uns auf, keine Handlung entehrte uns vor dir, und der Menschheit.
Jst Liebe ein Verbrechen, warum ward mir dies Herz, das Liebe fordert, Liebe heischt? Du bist ja der Urquell der Liebe -- Liebe! war dein erstes Gebot -- Liebe gebotst du der Natur, Liebe pflanztest du in jedes Wesen, vom Menschen bis zum Wurm, die ganze Natur feiert deinen göttlichen Ausspruch, und alles jauchzt mir zu: liebet! Warum soll ich mich nicht an ein Wesen schmiegen, das mich versteht, das die Lükke ausfüllt, die entsezliche Lükke meines Herzens? Jch fand's so liebevoll, und gut, schlang es in meine Arme, und es ward mir plözlich entrükt; mir ist wie einem Erwachenden, der von einem schönen Traum aufdämmert, und fühlt, daß es nur Minuten waren, da ihn die Fantasie täuschte. Ach, meine Caroline! bete für mich, bete für deine unglükliche Freundin! Sie war einst glüklich -- glüklich im Bewustsein der Unschuld, und ist jezt so grenzenlos elend, so elend als gewis kein Wesen sein kann.
Der Elendeste unter den Menschen findet viel- leicht doch jemanden, der sich seiner erbarmet, der
Strafgerichte verdient? War mein Leben nicht ſchuldlos und rein? war unſere Liebe nicht heilig und unbeflekt? Kein ſtrafbarer Gedanke loderte in uns auf, keine Handlung entehrte uns vor dir, und der Menſchheit.
Jſt Liebe ein Verbrechen, warum ward mir dies Herz, das Liebe fordert, Liebe heiſcht? Du biſt ja der Urquell der Liebe — Liebe! war dein erſtes Gebot — Liebe gebotſt du der Natur, Liebe pflanzteſt du in jedes Weſen, vom Menſchen bis zum Wurm, die ganze Natur feiert deinen goͤttlichen Ausſpruch, und alles jauchzt mir zu: liebet! Warum ſoll ich mich nicht an ein Weſen ſchmiegen, das mich verſteht, das die Luͤkke ausfuͤllt, die entſezliche Luͤkke meines Herzens? Jch fand’s ſo liebevoll, und gut, ſchlang es in meine Arme, und es ward mir ploͤzlich entruͤkt; mir iſt wie einem Erwachenden, der von einem ſchoͤnen Traum aufdaͤmmert, und fuͤhlt, daß es nur Minuten waren, da ihn die Fantaſie taͤuſchte. Ach, meine Caroline! bete fuͤr mich, bete fuͤr deine ungluͤkliche Freundin! Sie war einſt gluͤklich — gluͤklich im Bewuſtſein der Unſchuld, und iſt jezt ſo grenzenlos elend, ſo elend als gewis kein Weſen ſein kann.
Der Elendeſte unter den Menſchen findet viel- leicht doch jemanden, der ſich ſeiner erbarmet, der
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Strafgerichte verdient? War mein Leben nicht
ſchuldlos und rein? war unſere Liebe nicht heilig und
unbeflekt? Kein ſtrafbarer Gedanke loderte in uns
auf, keine Handlung entehrte uns vor dir, und der
Menſchheit.
Jſt Liebe ein Verbrechen, warum ward mir dies
Herz, das Liebe fordert, Liebe heiſcht? Du biſt ja
der Urquell der Liebe — Liebe! war dein erſtes
Gebot — Liebe gebotſt du der Natur, Liebe
pflanzteſt du in jedes Weſen, vom Menſchen bis zum
Wurm, die ganze Natur feiert deinen goͤttlichen
Ausſpruch, und alles jauchzt mir zu: liebet! Warum
ſoll ich mich nicht an ein Weſen ſchmiegen, das mich
verſteht, das die Luͤkke ausfuͤllt, die entſezliche
Luͤkke meines Herzens? Jch fand’s ſo liebevoll, und
gut, ſchlang es in meine Arme, und es ward mir
ploͤzlich entruͤkt; mir iſt wie einem Erwachenden, der
von einem ſchoͤnen Traum aufdaͤmmert, und fuͤhlt,
daß es nur Minuten waren, da ihn die Fantaſie
taͤuſchte. Ach, meine Caroline! bete fuͤr mich,
bete fuͤr deine ungluͤkliche Freundin! Sie war einſt
gluͤklich — gluͤklich im Bewuſtſein der Unſchuld,
und iſt jezt ſo grenzenlos elend, ſo elend als gewis
kein Weſen ſein kann.
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/99>, abgerufen am 26.07.2024.
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