verführten Mädchen, die bestürmt von tausend Qualen, die euch ein Räthsel sind, im wilden Aufruhr ihres Herzens ihr Kind würgt, den Tod zuerkennt -- was gewinnt ihr durch ihren Tod? Warlich nicht gänzliche Vernichtung einer solchen That, die ausser dem Gebiet der Mensch- heit liegt, da die Erfahrung den Saz bestätigt, daß Verbrechen nicht durch gelinde Stra- fen vermehret, und nicht durch Strenge gemindert werden.
V. Aelterntirannei! die schreklichste in der Natur:
Was für traurige Beispiele hat man von mis- gerathenen unglüklichen Verbindungen, die durch Stolz, Eigennuz und Habsucht der Aeltern ge- knüpft werden. Wie wenig Ehen werden in un- sern Tagen blos durch den Beifall des Herzens, durch die Uebereinstimmung der Seelen geschlos-
verfuͤhrten Maͤdchen, die beſtuͤrmt von tauſend Qualen, die euch ein Raͤthſel ſind, im wilden Aufruhr ihres Herzens ihr Kind wuͤrgt, den Tod zuerkennt — was gewinnt ihr durch ihren Tod? Warlich nicht gaͤnzliche Vernichtung einer ſolchen That, die auſſer dem Gebiet der Menſch- heit liegt, da die Erfahrung den Saz beſtaͤtigt, daß Verbrechen nicht durch gelinde Stra- fen vermehret, und nicht durch Strenge gemindert werden.
V. Aelterntirannei! die ſchreklichſte in der Natur:
Was fuͤr traurige Beiſpiele hat man von mis- gerathenen ungluͤklichen Verbindungen, die durch Stolz, Eigennuz und Habſucht der Aeltern ge- knuͤpft werden. Wie wenig Ehen werden in un- ſern Tagen blos durch den Beifall des Herzens, durch die Uebereinſtimmung der Seelen geſchloſ-
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verfuͤhrten Maͤdchen, die beſtuͤrmt von tauſend
Qualen, die euch ein Raͤthſel ſind, im wilden
Aufruhr ihres Herzens ihr Kind wuͤrgt, den
Tod zuerkennt — was gewinnt ihr durch ihren
Tod? Warlich nicht gaͤnzliche Vernichtung einer
ſolchen That, die auſſer dem Gebiet der Menſch-
heit liegt, da die Erfahrung den Saz beſtaͤtigt,
daß Verbrechen nicht durch gelinde Stra-
fen vermehret, und nicht durch Strenge
gemindert werden.
V.
Aelterntirannei! die ſchreklichſte in
der Natur:
Was fuͤr traurige Beiſpiele hat man von mis-
gerathenen ungluͤklichen Verbindungen, die durch
Stolz, Eigennuz und Habſucht der Aeltern ge-
knuͤpft werden. Wie wenig Ehen werden in un-
ſern Tagen blos durch den Beifall des Herzens,
durch die Uebereinſtimmung der Seelen geſchloſ-
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/80>, abgerufen am 03.03.2025.
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