gerisches Leben auf eine andere Art fortsezzen wollte, verlies sie, unternam eine Reise, und kam nie zurük -- Schuldner bemächtigten sich des noch übrigen Vermögens, Caroline mußte fast ganz entblößt von allen Bequemlichkeiten das väterliche Haus verlassen, und zu einer Ver- wandtin ihre Zuflucht nehmen. Dies war eine harte, lieblose Frau, die kein Mitleiden kannte, und sich fast gar nicht um das arme verlassene Mädchen bekümmerte -- Sie war ganz ausge- stossen aus dem menschlichen Zirkel -- die Röte verblich -- die Wangen welkten dahin, und kaum daß die Füsse den von Gram ausgemergel- ten Körper fortschleppen konnten. Die Zeit nahte sich, wo die Frucht der treulosen Verfüh- rung ans Licht treten sollte. So oft der Gedanke hieran sie beschlich, und das war stündlich, so giengen ihre Sinne zur gänzlichen Zerrüttung über. Mutter zu werden! war ein Gedanke, den ihr Geist nicht umfassen konnte, mit dem sich alles in ihrer Seele verband, was nur schrek- liches kan gedacht werden. Wann eine Flut von Tränen ihr Lager überschwemmt hatte, wann sie sich vergebens nach ein Wesen umsah, in des- sen Schoos sie all' ihre Leiden ausschütten
konnte,
geriſches Leben auf eine andere Art fortſezzen wollte, verlies ſie, unternam eine Reiſe, und kam nie zuruͤk — Schuldner bemaͤchtigten ſich des noch uͤbrigen Vermoͤgens, Caroline mußte faſt ganz entbloͤßt von allen Bequemlichkeiten das vaͤterliche Haus verlaſſen, und zu einer Ver- wandtin ihre Zuflucht nehmen. Dies war eine harte, liebloſe Frau, die kein Mitleiden kannte, und ſich faſt gar nicht um das arme verlaſſene Maͤdchen bekuͤmmerte — Sie war ganz ausge- ſtoſſen aus dem menſchlichen Zirkel — die Roͤte verblich — die Wangen welkten dahin, und kaum daß die Fuͤſſe den von Gram ausgemergel- ten Koͤrper fortſchleppen konnten. Die Zeit nahte ſich, wo die Frucht der treuloſen Verfuͤh- rung ans Licht treten ſollte. So oft der Gedanke hieran ſie beſchlich, und das war ſtuͤndlich, ſo giengen ihre Sinne zur gaͤnzlichen Zerruͤttung uͤber. Mutter zu werden! war ein Gedanke, den ihr Geiſt nicht umfaſſen konnte, mit dem ſich alles in ihrer Seele verband, was nur ſchrek- liches kan gedacht werden. Wann eine Flut von Traͤnen ihr Lager uͤberſchwemmt hatte, wann ſie ſich vergebens nach ein Weſen umſah, in deſ- ſen Schoos ſie all’ ihre Leiden ausſchuͤtten
konnte,
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geriſches Leben auf eine andere Art fortſezzen
wollte, verlies ſie, unternam eine Reiſe, und
kam nie zuruͤk — Schuldner bemaͤchtigten ſich
des noch uͤbrigen Vermoͤgens, Caroline mußte
faſt ganz entbloͤßt von allen Bequemlichkeiten das
vaͤterliche Haus verlaſſen, und zu einer Ver-
wandtin ihre Zuflucht nehmen. Dies war eine
harte, liebloſe Frau, die kein Mitleiden kannte,
und ſich faſt gar nicht um das arme verlaſſene
Maͤdchen bekuͤmmerte — Sie war ganz ausge-
ſtoſſen aus dem menſchlichen Zirkel — die Roͤte
verblich — die Wangen welkten dahin, und
kaum daß die Fuͤſſe den von Gram ausgemergel-
ten Koͤrper fortſchleppen konnten. Die Zeit
nahte ſich, wo die Frucht der treuloſen Verfuͤh-
rung ans Licht treten ſollte. So oft der Gedanke
hieran ſie beſchlich, und das war ſtuͤndlich, ſo
giengen ihre Sinne zur gaͤnzlichen Zerruͤttung
uͤber. Mutter zu werden! war ein Gedanke,
den ihr Geiſt nicht umfaſſen konnte, mit dem
ſich alles in ihrer Seele verband, was nur ſchrek-
liches kan gedacht werden. Wann eine Flut von
Traͤnen ihr Lager uͤberſchwemmt hatte, wann ſie
ſich vergebens nach ein Weſen umſah, in deſ-
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/72>, abgerufen am 23.11.2024.
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