Körper, und Thiere der Seele nach. -- Jch mag mich nicht zu ihnen gesellen und Wonung bei ihnen machen, lieber will ich den wilden Huro- nen als Bruder grüssen, und mit dem Kamscha- dalen unter einer Hütte wohnen.
Aber zu euch Männer! die ihr schon das Schwerd der Gerechtigkeit führt -- zu euch Jünglingen, die ihr Asträens Schwelle betre- tet, will ich reden, will euch die Geschichte des unglüklichen Mädchens entziffern, die im Früh- ling ihrer Tage von der schneidenden Sichel ab- gemäht wurde, die schon früh den schweren Ge- danken des Elends ausdenken mußte, und dann erst aufhörte ihn zu denken, als mit dem ersten Radstoß die Seele sich ihrer körperlichen Hülle entlastete, und der schönste Gliederbau zerstos- sen und zertrümmert da lag. Schlägt menschli- ches Gefühl in eurer Brust, wol dem Lande und der Stadt, wo ihr zu Richtern berufen seid, wol euch, wann Freund Hain über eure Schwelle tritt -- Freudig ohne Zittern könnt ihr ihm die Hand bieten, und mit ihm wallen in jenes Land, wo die Siegespalme rauschet. -- Aber seid ihr kalt und lieblos, sind euch Gefühl und Empfin- dung fremde Namen -- sind keine Tränen
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Koͤrper, und Thiere der Seele nach. — Jch mag mich nicht zu ihnen geſellen und Wonung bei ihnen machen, lieber will ich den wilden Huro- nen als Bruder gruͤſſen, und mit dem Kamſcha- dalen unter einer Huͤtte wohnen.
Aber zu euch Maͤnner! die ihr ſchon das Schwerd der Gerechtigkeit fuͤhrt — zu euch Juͤnglingen, die ihr Aſtraͤens Schwelle betre- tet, will ich reden, will euch die Geſchichte des ungluͤklichen Maͤdchens entziffern, die im Fruͤh- ling ihrer Tage von der ſchneidenden Sichel ab- gemaͤht wurde, die ſchon fruͤh den ſchweren Ge- danken des Elends ausdenken mußte, und dann erſt aufhoͤrte ihn zu denken, als mit dem erſten Radſtoß die Seele ſich ihrer koͤrperlichen Huͤlle entlaſtete, und der ſchoͤnſte Gliederbau zerſtoſ- ſen und zertruͤmmert da lag. Schlaͤgt menſchli- ches Gefuͤhl in eurer Bruſt, wol dem Lande und der Stadt, wo ihr zu Richtern berufen ſeid, wol euch, wann Freund Hain uͤber eure Schwelle tritt — Freudig ohne Zittern koͤnnt ihr ihm die Hand bieten, und mit ihm wallen in jenes Land, wo die Siegespalme rauſchet. — Aber ſeid ihr kalt und lieblos, ſind euch Gefuͤhl und Empfin- dung fremde Namen — ſind keine Traͤnen
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Koͤrper, und Thiere der Seele nach. — Jch mag
mich nicht zu ihnen geſellen und Wonung bei
ihnen machen, lieber will ich den wilden Huro-
nen als Bruder gruͤſſen, und mit dem Kamſcha-
dalen unter einer Huͤtte wohnen.
Aber zu euch Maͤnner! die ihr ſchon das
Schwerd der Gerechtigkeit fuͤhrt — zu euch
Juͤnglingen, die ihr Aſtraͤens Schwelle betre-
tet, will ich reden, will euch die Geſchichte des
ungluͤklichen Maͤdchens entziffern, die im Fruͤh-
ling ihrer Tage von der ſchneidenden Sichel ab-
gemaͤht wurde, die ſchon fruͤh den ſchweren Ge-
danken des Elends ausdenken mußte, und dann
erſt aufhoͤrte ihn zu denken, als mit dem erſten
Radſtoß die Seele ſich ihrer koͤrperlichen Huͤlle
entlaſtete, und der ſchoͤnſte Gliederbau zerſtoſ-
ſen und zertruͤmmert da lag. Schlaͤgt menſchli-
ches Gefuͤhl in eurer Bruſt, wol dem Lande und
der Stadt, wo ihr zu Richtern berufen ſeid, wol
euch, wann Freund Hain uͤber eure Schwelle
tritt — Freudig ohne Zittern koͤnnt ihr ihm die
Hand bieten, und mit ihm wallen in jenes Land,
wo die Siegespalme rauſchet. — Aber ſeid ihr
kalt und lieblos, ſind euch Gefuͤhl und Empfin-
dung fremde Namen — ſind keine Traͤnen
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/57>, abgerufen am 23.11.2024.
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