antworten, das war wider die Subordination, und so ward er unschuldigerweise immer blutrünstig geschlagen. Jch will nicht die unzähligen Arten von Bedrükkung und Grausamkeit entziffern, die Seldau ertragen mußte, sie niederzuschreiben, würde meinem Herzen wehe thun. Aber, den- ket euch die innern Kämpfe seines geängsteten Geistes! das schlaflose hin und herwerfen auf dem harten Lager! die heftigen Schmerzen seiner immer frisch aufgerissenen eiternden Wunden! das heisse Gefühl erlittenen Unrechts, das auch im Herzen des wilden Huronen keimt! denkt euch das alles, und sprecht, was würdet ihr ge- than haben? Würden nicht Stunden gekommen sein, wo ihr es auch empfunden, daß jeder Mensch gleiche Rechte habe, und ein Gott über den Sternen wandele, bei dem kein Anse- hen der Person ist -- der den Stolzen demü- tigt, und den Niedern aus dem Staube erhebt -- -- Seldau ertrug alles duldend und schwei- gend, blikte gen Himmel -- flehte -- rang die Hände und schluchzte, Vater, rette mich! -- Einst kam sein Herr um Mitternacht, seiner Gewonheit nach, in der größten Trunkenheit zu Hause; mit brüllender Stimme schrie er, Ka-
antworten, das war wider die Subordination, und ſo ward er unſchuldigerweiſe immer blutruͤnſtig geſchlagen. Jch will nicht die unzaͤhligen Arten von Bedruͤkkung und Grauſamkeit entziffern, die Seldau ertragen mußte, ſie niederzuſchreiben, wuͤrde meinem Herzen wehe thun. Aber, den- ket euch die innern Kaͤmpfe ſeines geaͤngſteten Geiſtes! das ſchlafloſe hin und herwerfen auf dem harten Lager! die heftigen Schmerzen ſeiner immer friſch aufgeriſſenen eiternden Wunden! das heiſſe Gefuͤhl erlittenen Unrechts, das auch im Herzen des wilden Huronen keimt! denkt euch das alles, und ſprecht, was wuͤrdet ihr ge- than haben? Wuͤrden nicht Stunden gekommen ſein, wo ihr es auch empfunden, daß jeder Menſch gleiche Rechte habe, und ein Gott uͤber den Sternen wandele, bei dem kein Anſe- hen der Perſon iſt — der den Stolzen demuͤ- tigt, und den Niedern aus dem Staube erhebt — — Seldau ertrug alles duldend und ſchwei- gend, blikte gen Himmel — flehte — rang die Haͤnde und ſchluchzte, Vater, rette mich! — Einſt kam ſein Herr um Mitternacht, ſeiner Gewonheit nach, in der groͤßten Trunkenheit zu Hauſe; mit bruͤllender Stimme ſchrie er, Ka-
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und ſo ward er unſchuldigerweiſe immer blutruͤnſtig
geſchlagen. Jch will nicht die unzaͤhligen Arten
von Bedruͤkkung und Grauſamkeit entziffern, die
Seldau ertragen mußte, ſie niederzuſchreiben,
wuͤrde meinem Herzen wehe thun. Aber, den-
ket euch die innern Kaͤmpfe ſeines geaͤngſteten
Geiſtes! das ſchlafloſe hin und herwerfen auf
dem harten Lager! die heftigen Schmerzen ſeiner
immer friſch aufgeriſſenen eiternden Wunden!
das heiſſe Gefuͤhl erlittenen Unrechts, das auch
im Herzen des wilden Huronen keimt! denkt
euch das alles, und ſprecht, was wuͤrdet ihr ge-
than haben? Wuͤrden nicht Stunden gekommen
ſein, wo ihr es auch empfunden, daß jeder
Menſch gleiche Rechte habe, und ein Gott
uͤber den Sternen wandele, bei dem kein Anſe-
hen der Perſon iſt — der den Stolzen demuͤ-
tigt, und den Niedern aus dem Staube erhebt
— — Seldau ertrug alles duldend und ſchwei-
gend, blikte gen Himmel — flehte — rang die
Haͤnde und ſchluchzte, Vater, rette mich! —
Einſt kam ſein Herr um Mitternacht, ſeiner
Gewonheit nach, in der groͤßten Trunkenheit zu
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/48>, abgerufen am 27.11.2024.
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