pels bedarf, und die völlige Resignazion auf alles das, was ihm noch begegnen könnte, war mir ein so reizendes Bild, daß ich meinen Augen die reinste Wollust nicht entziehen konnte, es lange anzuschauen, damit es meine Fantasie sich in der Folge als gegenwärtig darstellen könnte. Bald wurde es meinen Augen und der Welt entrükt, aber ich hab ihm einen Plaz in meinem Herzen aufgeschlagen, da stehts, und lebt, und ist; es soll mich wafnen mit Glauben und Ge- duld, wider die Widerwärtigkeiten des Glüks, wider die Schläge des Schiksals, es soll mir Vertrauen an göttliche Fürsorge einflössen, wann die Welt mir selbige rauben will, es soll meinen Mut stälen, hindurch zu kämpfen durch dornigte und öde Thäler, zum Ziel der Vollendung, ja es soll mir in der lezten bangen Stunde des Scheidens zur Seite stehn, und meinen Pfad durch die lange Nacht des Todes erhellen. Da werde ich dich wieder sehen, vollendeter seliger Greis! werde in deine Arme sinken, und freude- taumelnd stammeln, wir sind glüklich!
pels bedarf, und die voͤllige Reſignazion auf alles das, was ihm noch begegnen koͤnnte, war mir ein ſo reizendes Bild, daß ich meinen Augen die reinſte Wolluſt nicht entziehen konnte, es lange anzuſchauen, damit es meine Fantaſie ſich in der Folge als gegenwaͤrtig darſtellen koͤnnte. Bald wurde es meinen Augen und der Welt entruͤkt, aber ich hab ihm einen Plaz in meinem Herzen aufgeſchlagen, da ſtehts, und lebt, und iſt; es ſoll mich wafnen mit Glauben und Ge- duld, wider die Widerwaͤrtigkeiten des Gluͤks, wider die Schlaͤge des Schikſals, es ſoll mir Vertrauen an goͤttliche Fuͤrſorge einfloͤſſen, wann die Welt mir ſelbige rauben will, es ſoll meinen Mut ſtaͤlen, hindurch zu kaͤmpfen durch dornigte und oͤde Thaͤler, zum Ziel der Vollendung, ja es ſoll mir in der lezten bangen Stunde des Scheidens zur Seite ſtehn, und meinen Pfad durch die lange Nacht des Todes erhellen. Da werde ich dich wieder ſehen, vollendeter ſeliger Greis! werde in deine Arme ſinken, und freude- taumelnd ſtammeln, wir ſind gluͤklich!
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pels bedarf, und die voͤllige Reſignazion auf
alles das, was ihm noch begegnen koͤnnte, war
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die reinſte Wolluſt nicht entziehen konnte, es
lange anzuſchauen, damit es meine Fantaſie ſich
in der Folge als gegenwaͤrtig darſtellen koͤnnte.
Bald wurde es meinen Augen und der Welt
entruͤkt, aber ich hab ihm einen Plaz in meinem
Herzen aufgeſchlagen, da ſtehts, und lebt, und
iſt; es ſoll mich wafnen mit Glauben und Ge-
duld, wider die Widerwaͤrtigkeiten des Gluͤks,
wider die Schlaͤge des Schikſals, es ſoll mir
Vertrauen an goͤttliche Fuͤrſorge einfloͤſſen, wann
die Welt mir ſelbige rauben will, es ſoll meinen
Mut ſtaͤlen, hindurch zu kaͤmpfen durch dornigte
und oͤde Thaͤler, zum Ziel der Vollendung,
ja es ſoll mir in der lezten bangen Stunde des
Scheidens zur Seite ſtehn, und meinen Pfad
durch die lange Nacht des Todes erhellen. Da
werde ich dich wieder ſehen, vollendeter ſeliger
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/296>, abgerufen am 22.11.2024.
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