Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.Jch. Kann ich nicht Balsam auf sie herab- Greis. Sie greifen mir an das Herz, und Jch. Jch möchte so gern von euch mit was Greis. Meinen Segen? kann der schwache Jch. Jch danke euch, guter Bidermann! Greis. Wer kann die unerforschlichen Wege Jch. Kann ich nicht Balſam auf ſie herab- Greis. Sie greifen mir an das Herz, und Jch. Jch moͤchte ſo gern von euch mit was Greis. Meinen Segen? kann der ſchwache Jch. Jch danke euch, guter Bidermann! Greis. Wer kann die unerforſchlichen Wege <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0282" n="274"/> <p><hi rendition="#fr">Jch.</hi> Kann ich nicht Balſam auf ſie herab-<lb/> troͤpfeln, ſo kann ich <hi rendition="#fr">euch</hi> doch mein <hi rendition="#fr">Mitleid,</hi><lb/> meine <hi rendition="#fr">Thraͤnen</hi> ſchenken.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Greis.</hi> Sie greifen mir an das Herz, und<lb/> mein Herz hat keine Waͤrme mehr; laͤngſt iſt ſie<lb/> erloſchen, und mit ihr das Zutrauen zu den<lb/> Menſchen. Nur das Vertrauen zu dem Vater<lb/> dort oben blieb mir, und ſoll mir bleiben, bis<lb/> das Herz erkaltet.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Jch.</hi> Jch moͤchte ſo gern von euch mit was<lb/> auf den Weg nehmen — <hi rendition="#fr">euren Segen!</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Greis. Meinen Segen?</hi> kann der ſchwache<lb/> Segen eines armen verſtoſſenen Mannes auf die<lb/> Fuͤlle der Jugend wirken? nun, ſo moͤge das<lb/> Schikſal keinen Tropfen Wermut in ihren Freu-<lb/> denbecher miſchen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Jch.</hi> Jch danke <hi rendition="#fr">euch, guter Bidermann!</hi><lb/> aber wollt ihr mich ſo leer von euch entlaſſen,<lb/> daß ich mit der Vorſicht murren koͤnnte, warum<lb/> ſie euren Pfad ſo dornigt ſchuf?</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Greis.</hi> Wer kann die unerforſchlichen Wege<lb/> der Vorſicht ergruͤnden? — uns ſchwachen Er-<lb/> denſoͤhnen ziemts nicht, ſie auszuſpaͤhen, ſondern<lb/> ſie tief anbetend zu verehren.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [274/0282]
Jch. Kann ich nicht Balſam auf ſie herab-
troͤpfeln, ſo kann ich euch doch mein Mitleid,
meine Thraͤnen ſchenken.
Greis. Sie greifen mir an das Herz, und
mein Herz hat keine Waͤrme mehr; laͤngſt iſt ſie
erloſchen, und mit ihr das Zutrauen zu den
Menſchen. Nur das Vertrauen zu dem Vater
dort oben blieb mir, und ſoll mir bleiben, bis
das Herz erkaltet.
Jch. Jch moͤchte ſo gern von euch mit was
auf den Weg nehmen — euren Segen!
Greis. Meinen Segen? kann der ſchwache
Segen eines armen verſtoſſenen Mannes auf die
Fuͤlle der Jugend wirken? nun, ſo moͤge das
Schikſal keinen Tropfen Wermut in ihren Freu-
denbecher miſchen.
Jch. Jch danke euch, guter Bidermann!
aber wollt ihr mich ſo leer von euch entlaſſen,
daß ich mit der Vorſicht murren koͤnnte, warum
ſie euren Pfad ſo dornigt ſchuf?
Greis. Wer kann die unerforſchlichen Wege
der Vorſicht ergruͤnden? — uns ſchwachen Er-
denſoͤhnen ziemts nicht, ſie auszuſpaͤhen, ſondern
ſie tief anbetend zu verehren.
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