brechen so groß, daß der Verlust der Gesundheit damit verknüpft sein muß? Lieber nehmt ihm das Leben, denn grausamer ist es immer, seine künftigen Tage zu Tagen des Elends zu machen -- Denn sobald er den traurigen Aufenthalt verläßt, schleppt er einen siechen ausgemergelten Körper mit sich, und haucht entweder bald sein kummer- volles Leben aus, oder wanket siech und elend einher, und zält zu den schon verlebten Tagen seines Lebens noch eine lange Reihe, deren jeder mit neuem Schmerz bezeichnet ist. Und wie un- menschlich geht oft der Kerkermeister mit dem Gefangnen um! sogar die kärgliche Narung ent- zieht er ihm, und gibt auch eine mitleidige Seele etwas zu seiner Erquikkung, so reißt es sein Aufseher an sich, und reicht ihm etwa eine Wassersuppe. Hat er noch etwas Unterstüzzung, so wird er etwas gelinder behandelt, aber fehlt es ihm an allem, so geht man mit ihm ärger als mit einem Hunde um. Da ich noch auf der Universität Halle mich befand, besuchte ich einst auf dem dasigen akademischen Gefängnis einen Landsmann von mir, der wegen eines Duells gefangen saß; ich hörte in dem Nebengemach ein dumpfes Stönen, und erfuhr, daß es ein Un-
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brechen ſo groß, daß der Verluſt der Geſundheit damit verknuͤpft ſein muß? Lieber nehmt ihm das Leben, denn grauſamer iſt es immer, ſeine kuͤnftigen Tage zu Tagen des Elends zu machen — Denn ſobald er den traurigen Aufenthalt verlaͤßt, ſchleppt er einen ſiechen ausgemergelten Koͤrper mit ſich, und haucht entweder bald ſein kummer- volles Leben aus, oder wanket ſiech und elend einher, und zaͤlt zu den ſchon verlebten Tagen ſeines Lebens noch eine lange Reihe, deren jeder mit neuem Schmerz bezeichnet iſt. Und wie un- menſchlich geht oft der Kerkermeiſter mit dem Gefangnen um! ſogar die kaͤrgliche Narung ent- zieht er ihm, und gibt auch eine mitleidige Seele etwas zu ſeiner Erquikkung, ſo reißt es ſein Aufſeher an ſich, und reicht ihm etwa eine Waſſerſuppe. Hat er noch etwas Unterſtuͤzzung, ſo wird er etwas gelinder behandelt, aber fehlt es ihm an allem, ſo geht man mit ihm aͤrger als mit einem Hunde um. Da ich noch auf der Univerſitaͤt Halle mich befand, beſuchte ich einſt auf dem daſigen akademiſchen Gefaͤngnis einen Landsmann von mir, der wegen eines Duells gefangen ſaß; ich hoͤrte in dem Nebengemach ein dumpfes Stoͤnen, und erfuhr, daß es ein Un-
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brechen ſo groß, daß der Verluſt der Geſundheit
damit verknuͤpft ſein muß? Lieber nehmt ihm
das Leben, denn grauſamer iſt es immer, ſeine
kuͤnftigen Tage zu Tagen des Elends zu machen —
Denn ſobald er den traurigen Aufenthalt verlaͤßt,
ſchleppt er einen ſiechen ausgemergelten Koͤrper
mit ſich, und haucht entweder bald ſein kummer-
volles Leben aus, oder wanket ſiech und elend
einher, und zaͤlt zu den ſchon verlebten Tagen
ſeines Lebens noch eine lange Reihe, deren jeder
mit neuem Schmerz bezeichnet iſt. Und wie un-
menſchlich geht oft der Kerkermeiſter mit dem
Gefangnen um! ſogar die kaͤrgliche Narung ent-
zieht er ihm, und gibt auch eine mitleidige
Seele etwas zu ſeiner Erquikkung, ſo reißt es
ſein Aufſeher an ſich, und reicht ihm etwa eine
Waſſerſuppe. Hat er noch etwas Unterſtuͤzzung,
ſo wird er etwas gelinder behandelt, aber fehlt
es ihm an allem, ſo geht man mit ihm aͤrger als
mit einem Hunde um. Da ich noch auf der
Univerſitaͤt Halle mich befand, beſuchte ich einſt
auf dem daſigen akademiſchen Gefaͤngnis einen
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/271>, abgerufen am 25.11.2024.
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