Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.Jhr Bild, schwebt es nicht immer vor mir, so Stiller Mond! sei mir gegrüßt, sei mir heute Q
Jhr Bild, ſchwebt es nicht immer vor mir, ſo Stiller Mond! ſei mir gegruͤßt, ſei mir heute Q
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Jhr Bild, ſchwebt es nicht immer vor mir, ſo
liebevoll, ſo gut, ſo in ſeiner ſtillen Groͤſſe, ſo ganz
der Abdruk der beſten weiblichen Seele, das edelſte
Geſchoͤpf, daß das allmaͤchtige Werde aus dem
Chaos ins Leben rief! wenn bei ihr nicht Tugend
und Unſchuld wont, ſo wonen ſie nirgends, und ſind
leere Namen. Daß ſie Mein waͤre, daß ich ſie mit
offenen Armen umfangen, und Mein nennen koͤnnte!
Hier liegts, ich waͤhne, und ſchaffe mir lachende Bil-
der der Zukunft, wie ich mit ihr den Fruͤhling feiern,
in ihren umſchlungenen Armen lachende Thaͤler
durchirren werde — und es ſind nur Traͤume,
die eine erhizte Fantaſie vor meine Seele ſchuf,
die der Morgen mir entfuͤhrt. Gott! Vater! und
Herr meines Lebens! du gabſt mir ein fuͤhlendes
Herz, gabſt mir ſtille ſanfte Zaͤren fuͤr die Unſchuld,
Teilnahme an fremden Schmerz, lehrteſt mich den
Pfad der Wolluſt fliehen, und die Tugend auch im
Gewande des Bettlers verehren! O! ich hab Sie ge-
funden, die mir die Welt zum Paradieſe ſchaffen,
und die die Leere meines Herzens ausfuͤllen koͤnnte,
fuͤhre ſie zu mir, Urquell der Liebe! und mein gan-
zes Leben ſei ein beſtaͤndiger Gehorſam, ein ſtetes
Ringen, deine Geſezze zu erfuͤllen.
Stiller Mond! ſei mir gegruͤßt, ſei mir heute
am lezten Tage des Wonnemonds gegruͤßt, ſtroͤme
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