Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.getroknet sind deine Säfte, erschlafft deine Fi- O meine Freunde! für euch hab ich dies O 2
getroknet ſind deine Saͤfte, erſchlafft deine Fi- O meine Freunde! fuͤr euch hab ich dies O 2
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getroknet ſind deine Saͤfte, erſchlafft deine Fi-
bern, du rufeſt dem Tode, und er antwortet
dir nicht, umſonſt ringſt du deine matten Haͤnde,
umſonſt hallen Fluͤche und Verwuͤnſchungen von
deinen Lippen — in gichtriſchen Kraͤmpfen waͤlzſt
du dich auf dem Lager, das Gift ſprudelt allmaͤ-
lig zum Herzen, bis es alle ſeine Faſern nach
und nach ergreift, und dir den lezten Stoß gibt.
Dein Koͤrper, ein elendes Gerippe — ein
Scheuſal vor den Menſchen — und die Seele!
wo irrt ſie hin? in welches ungeſehene Land?
zu welcher Beſtimmung? — —
O meine Freunde! fuͤr euch hab ich dies
Bild entworfen, fuͤr euch, die ihr noch in der
Fuͤlle der Geſundheit einher wandelt — fuͤr euch,
die ihr ſchon die Erſtlinge eurer Kraͤfte der Wol-
luſt geopfert! wenn es noch nicht zu ſpaͤt iſt —
und zur Weisheit zuruͤk zu kehren kann nie zu
ſpaͤt ſein — ſo kehrt zur Tugend zuruͤk, denn ſie
nimmt auch den Gefallenen auf. Seht die bleichen
Schatten eurer Geſpielen, ſie waren einſt auch
geſund und ſtark, und jezt in wenig Monden
erblaßt — mit ſchlotternden Knien — mit holen
troknen Augen. Ein ſchleichendes Gift rollt in
ihren Adern, troknet die Lebensſaͤfte aus, und
O 2
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