det; wir sehen ihn auf dem Richterstuhl, den Kla- gen der Bedrängten abzuhelfen, die Tränen der Wittwen zu troknen, und die gektänkte Mensch- heit zu versöhnen. Der Arme, der Verlassene, fand bei ihm Schuz und Hülfe, und keiner ging jemals ungetröstet von ihm. Er bedurfte keines Schuzzes, konnte sicher sich jeder Hütte nahen, sicher in dem Schoos eines jeden Untertanen ru- hen, denn er besaß aller Herzen, und wurde ge- liebt; und Liebe kennt keine Furcht und Gefahr.
Ja er war noch mehr als Fürst, als Men- schenfreund; er war auch Christ, und als Christ, übte er Tugenden, die dem Spötter der Reli- gion fremd sind. Er sah den Engel des Todes sich ihm nahen, nicht furchtbar und schrecklich, sondern lächelnd, als Freund, und Begleiter nach Elisium. Er segnete seine Lieben, segnete sein Volk -- noch sein lezter matter Blik war für ihr Wol und Glük, und so hauchte er ein Le- ben aus, das er so schön verlebte.
O, Deuschlands Genius! zeichne seine Thaten, seine erhabnen Tugenden, sein Ende, ins Buch der Unvergänglichkeit, und grabe mit unauslöschlichen Zügen ans Diadem der Zeit: Aloysius war groß, als Fürst, Vater,
det; wir ſehen ihn auf dem Richterſtuhl, den Kla- gen der Bedraͤngten abzuhelfen, die Traͤnen der Wittwen zu troknen, und die gektaͤnkte Menſch- heit zu verſoͤhnen. Der Arme, der Verlaſſene, fand bei ihm Schuz und Huͤlfe, und keiner ging jemals ungetroͤſtet von ihm. Er bedurfte keines Schuzzes, konnte ſicher ſich jeder Huͤtte nahen, ſicher in dem Schoos eines jeden Untertanen ru- hen, denn er beſaß aller Herzen, und wurde ge- liebt; und Liebe kennt keine Furcht und Gefahr.
Ja er war noch mehr als Fuͤrſt, als Men- ſchenfreund; er war auch Chriſt, und als Chriſt, uͤbte er Tugenden, die dem Spoͤtter der Reli- gion fremd ſind. Er ſah den Engel des Todes ſich ihm nahen, nicht furchtbar und ſchrecklich, ſondern laͤchelnd, als Freund, und Begleiter nach Eliſium. Er ſegnete ſeine Lieben, ſegnete ſein Volk — noch ſein lezter matter Blik war fuͤr ihr Wol und Gluͤk, und ſo hauchte er ein Le- ben aus, das er ſo ſchoͤn verlebte.
O, Deuſchlands Genius! zeichne ſeine Thaten, ſeine erhabnen Tugenden, ſein Ende, ins Buch der Unvergaͤnglichkeit, und grabe mit unausloͤſchlichen Zuͤgen ans Diadem der Zeit: Aloyſius war groß, als Fuͤrſt, Vater,
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det; wir ſehen ihn auf dem Richterſtuhl, den Kla-
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Wittwen zu troknen, und die gektaͤnkte Menſch-
heit zu verſoͤhnen. Der Arme, der Verlaſſene,
fand bei ihm Schuz und Huͤlfe, und keiner ging
jemals ungetroͤſtet von ihm. Er bedurfte keines
Schuzzes, konnte ſicher ſich jeder Huͤtte nahen,
ſicher in dem Schoos eines jeden Untertanen ru-
hen, denn er beſaß aller Herzen, und wurde ge-
liebt; und Liebe kennt keine Furcht und Gefahr.
Ja er war noch mehr als Fuͤrſt, als Men-
ſchenfreund; er war auch Chriſt, und als Chriſt,
uͤbte er Tugenden, die dem Spoͤtter der Reli-
gion fremd ſind. Er ſah den Engel des Todes
ſich ihm nahen, nicht furchtbar und ſchrecklich,
ſondern laͤchelnd, als Freund, und Begleiter nach
Eliſium. Er ſegnete ſeine Lieben, ſegnete ſein
Volk — noch ſein lezter matter Blik war fuͤr
ihr Wol und Gluͤk, und ſo hauchte er ein Le-
ben aus, das er ſo ſchoͤn verlebte.
O, Deuſchlands Genius! zeichne ſeine
Thaten, ſeine erhabnen Tugenden, ſein Ende,
ins Buch der Unvergaͤnglichkeit, und grabe mit
unausloͤſchlichen Zuͤgen ans Diadem der Zeit:
Aloyſius war groß, als Fuͤrſt, Vater,
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/181>, abgerufen am 05.07.2024.
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