ne Leser dieser Ausschweifung wegen um Ver- zeihung zu bitten.
B) Empfindungen bei der Urne Aloys. *)
Kommt, Söhne der Fremdlinge! tretet hervor aus euren Hallen, und hört die Stimme des Wehes. Nicht dem Andenken des Schwa- chen, des Weichlings, ertönt die wehmütige Lau- te, denn Grösse und Edelmut bezeichnen den Pfad dessen, um den die Sänger der Nachwelt trauren. Weg mit der Stimme der Fröhlichkeit, Klagen sind jezt mein Loos, denn ich muß sehen, wie die Grossen und Edlen fallen, und Feige und Sklaven wanken über ihre Gebeine. O Mond! du stiller Wanderer der Nacht, und ihr Sterne! die ihr so funkelnd an der Veste des Himmels glänzet, seid Zeugen der Wemut, die meine Brust hebt! Warum jezt so still ihr Winde? Hebt euch empor, und brauset längst der Heide, rauschet ihr Ströme, brüllet ihr Wogen! Jhr schildert nur schwach die Empfindungen meiner
*) Des Barden Stimme an der Wäser.
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ne Leſer dieſer Ausſchweifung wegen um Ver- zeihung zu bitten.
B) Empfindungen bei der Urne Aloys. *)
Kommt, Soͤhne der Fremdlinge! tretet hervor aus euren Hallen, und hoͤrt die Stimme des Wehes. Nicht dem Andenken des Schwa- chen, des Weichlings, ertoͤnt die wehmuͤtige Lau- te, denn Groͤſſe und Edelmut bezeichnen den Pfad deſſen, um den die Saͤnger der Nachwelt trauren. Weg mit der Stimme der Froͤhlichkeit, Klagen ſind jezt mein Loos, denn ich muß ſehen, wie die Groſſen und Edlen fallen, und Feige und Sklaven wanken uͤber ihre Gebeine. O Mond! du ſtiller Wanderer der Nacht, und ihr Sterne! die ihr ſo funkelnd an der Veſte des Himmels glaͤnzet, ſeid Zeugen der Wemut, die meine Bruſt hebt! Warum jezt ſo ſtill ihr Winde? Hebt euch empor, und brauſet laͤngſt der Heide, rauſchet ihr Stroͤme, bruͤllet ihr Wogen! Jhr ſchildert nur ſchwach die Empfindungen meiner
*) Des Barden Stimme an der Waͤſer.
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ne Leſer dieſer Ausſchweifung wegen um Ver-
zeihung zu bitten.
B) Empfindungen bei der Urne
Aloys. *)
Kommt, Soͤhne der Fremdlinge! tretet
hervor aus euren Hallen, und hoͤrt die Stimme
des Wehes. Nicht dem Andenken des Schwa-
chen, des Weichlings, ertoͤnt die wehmuͤtige Lau-
te, denn Groͤſſe und Edelmut bezeichnen den
Pfad deſſen, um den die Saͤnger der Nachwelt
trauren. Weg mit der Stimme der Froͤhlichkeit,
Klagen ſind jezt mein Loos, denn ich muß ſehen,
wie die Groſſen und Edlen fallen, und Feige und
Sklaven wanken uͤber ihre Gebeine. O Mond!
du ſtiller Wanderer der Nacht, und ihr Sterne!
die ihr ſo funkelnd an der Veſte des Himmels
glaͤnzet, ſeid Zeugen der Wemut, die meine
Bruſt hebt! Warum jezt ſo ſtill ihr Winde?
Hebt euch empor, und brauſet laͤngſt der Heide,
rauſchet ihr Stroͤme, bruͤllet ihr Wogen! Jhr
ſchildert nur ſchwach die Empfindungen meiner
*) Des Barden Stimme an der Waͤſer.
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/177>, abgerufen am 05.07.2024.
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