der Staar vom blinden Auge weggenommen wird, und wir die unerforschlichen Wege der Vorsicht ganz durchschauen können.
Euch, geistige, gefühlvolle Seelen! die ihr alles mit Wärme umfasset, und in euch selbst verschlossen, herrliche Träume denket, will ich auch diese Empfindungen einer gerührten Seele weihen -- schüzt sie wider das Hohu- gelächter der Fühllosen, die alles für schwärmeri- sche Schimären halten, was nicht mit ihren Lei- denschaften bestehen kann, die dem hellleuchtenden Schimmer der Warheit ausweichen, weil er ihre blöden Augen verblendet, die alles, was ehrwür- dig und gut ist, mit ihrem Wizze vergiften, und töden wollen. Das werden sie aber nie! Die Tugend bleibt Tugend, wenn sie gleich arm und verachtet, sich unter Trümmern verschleicht; es kommen immer Stunden der Vergeltung, wo sie gern die Tage zurük erkaufen mögten, die sie im Wolleben und Ueppigkeit verpraßt haben, wo sie vergebens nach Ausübung einer guten That schmachten, um ihre bösen Handlungen einigermaßen aufzuwiegen. Wir nicht also, laßt uns auch manchmal unter den Cipressen und Wermuthsstauden verweilen, da-
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der Staar vom blinden Auge weggenommen wird, und wir die unerforſchlichen Wege der Vorſicht ganz durchſchauen koͤnnen.
Euch, geiſtige, gefuͤhlvolle Seelen! die ihr alles mit Waͤrme umfaſſet, und in euch ſelbſt verſchloſſen, herrliche Traͤume denket, will ich auch dieſe Empfindungen einer geruͤhrten Seele weihen — ſchuͤzt ſie wider das Hohu- gelaͤchter der Fuͤhlloſen, die alles fuͤr ſchwaͤrmeri- ſche Schimaͤren halten, was nicht mit ihren Lei- denſchaften beſtehen kann, die dem hellleuchtenden Schimmer der Warheit ausweichen, weil er ihre bloͤden Augen verblendet, die alles, was ehrwuͤr- dig und gut iſt, mit ihrem Wizze vergiften, und toͤden wollen. Das werden ſie aber nie! Die Tugend bleibt Tugend, wenn ſie gleich arm und verachtet, ſich unter Truͤmmern verſchleicht; es kommen immer Stunden der Vergeltung, wo ſie gern die Tage zuruͤk erkaufen moͤgten, die ſie im Wolleben und Ueppigkeit verpraßt haben, wo ſie vergebens nach Ausuͤbung einer guten That ſchmachten, um ihre boͤſen Handlungen einigermaßen aufzuwiegen. Wir nicht alſo, laßt uns auch manchmal unter den Cipreſſen und Wermuthsſtauden verweilen, da-
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der Staar vom blinden Auge weggenommen
wird, und wir die unerforſchlichen Wege der
Vorſicht ganz durchſchauen koͤnnen.
Euch, geiſtige, gefuͤhlvolle Seelen!
die ihr alles mit Waͤrme umfaſſet, und in euch
ſelbſt verſchloſſen, herrliche Traͤume denket, will
ich auch dieſe Empfindungen einer geruͤhrten
Seele weihen — ſchuͤzt ſie wider das Hohu-
gelaͤchter der Fuͤhlloſen, die alles fuͤr ſchwaͤrmeri-
ſche Schimaͤren halten, was nicht mit ihren Lei-
denſchaften beſtehen kann, die dem hellleuchtenden
Schimmer der Warheit ausweichen, weil er ihre
bloͤden Augen verblendet, die alles, was ehrwuͤr-
dig und gut iſt, mit ihrem Wizze vergiften, und
toͤden wollen. Das werden ſie aber nie! Die
Tugend bleibt Tugend, wenn ſie gleich
arm und verachtet, ſich unter Truͤmmern
verſchleicht; es kommen immer Stunden der
Vergeltung, wo ſie gern die Tage zuruͤk erkaufen
moͤgten, die ſie im Wolleben und Ueppigkeit
verpraßt haben, wo ſie vergebens nach Ausuͤbung
einer guten That ſchmachten, um ihre boͤſen
Handlungen einigermaßen aufzuwiegen. Wir
nicht alſo, laßt uns auch manchmal unter den
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/17>, abgerufen am 24.11.2024.
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