per würde bald bei jedem Stos zertrümmert da liegen, anstatt der durch die Wirkungen des Kli- ma verhärtete Körper des Landmanns lange dem Tode den Sieg schwer machen würde, wenn Entkräftung und Mangel der Narungssäfte, nicht das Knochengebäude mürbe machte, und die Fugen der Teile aus einander löste.
Kommt ans Krankenbette des armen Man- nes, ihr empfindelnde Seelen! seht den bittern Kampf der Leiden, das Ringen der star- ken Natur mit dem größten Feind derselben!
Seht seine auf faulem Stroh hingestrekte Glieder, die zum Nuzzen der Menschheit einst thätig und wirksam waren; seht sein bleiches ver- grämtes Gesicht, einst frisch und roth, seine welke schlotternde Hände, die einst das Vater- land schüzten, und hernach das Feld bauten; seht sein Weib, einst die Fülle der Gesundheit, in Lumpen gehüllt, hager und entstellt, die Hände ringen, und ihren Versorger von der Vorsicht erbetteln. Seht, der Kranke erhebt das matte Haupt zum leztenmal, drükt seinem treuen Weibe die Hände, blikt gen Himmel, ringet mit dem Leben, haucht es kämpfand aus, und sinkt der Verwesung in die Arme. Ein schlechtes enges
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per wuͤrde bald bei jedem Stos zertruͤmmert da liegen, anſtatt der durch die Wirkungen des Kli- ma verhaͤrtete Koͤrper des Landmanns lange dem Tode den Sieg ſchwer machen wuͤrde, wenn Entkraͤftung und Mangel der Narungsſaͤfte, nicht das Knochengebaͤude muͤrbe machte, und die Fugen der Teile aus einander loͤſte.
Kommt ans Krankenbette des armen Man- nes, ihr empfindelnde Seelen! ſeht den bittern Kampf der Leiden, das Ringen der ſtar- ken Natur mit dem groͤßten Feind derſelben!
Seht ſeine auf faulem Stroh hingeſtrekte Glieder, die zum Nuzzen der Menſchheit einſt thaͤtig und wirkſam waren; ſeht ſein bleiches ver- graͤmtes Geſicht, einſt friſch und roth, ſeine welke ſchlotternde Haͤnde, die einſt das Vater- land ſchuͤzten, und hernach das Feld bauten; ſeht ſein Weib, einſt die Fuͤlle der Geſundheit, in Lumpen gehuͤllt, hager und entſtellt, die Haͤnde ringen, und ihren Verſorger von der Vorſicht erbetteln. Seht, der Kranke erhebt das matte Haupt zum leztenmal, druͤkt ſeinem treuen Weibe die Haͤnde, blikt gen Himmel, ringet mit dem Leben, haucht es kaͤmpfand aus, und ſinkt der Verweſung in die Arme. Ein ſchlechtes enges
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per wuͤrde bald bei jedem Stos zertruͤmmert da
liegen, anſtatt der durch die Wirkungen des Kli-
ma verhaͤrtete Koͤrper des Landmanns lange dem
Tode den Sieg ſchwer machen wuͤrde, wenn
Entkraͤftung und Mangel der Narungsſaͤfte,
nicht das Knochengebaͤude muͤrbe machte, und
die Fugen der Teile aus einander loͤſte.
Kommt ans Krankenbette des armen Man-
nes, ihr empfindelnde Seelen! ſeht den
bittern Kampf der Leiden, das Ringen der ſtar-
ken Natur mit dem groͤßten Feind derſelben!
Seht ſeine auf faulem Stroh hingeſtrekte
Glieder, die zum Nuzzen der Menſchheit einſt
thaͤtig und wirkſam waren; ſeht ſein bleiches ver-
graͤmtes Geſicht, einſt friſch und roth, ſeine
welke ſchlotternde Haͤnde, die einſt das Vater-
land ſchuͤzten, und hernach das Feld bauten;
ſeht ſein Weib, einſt die Fuͤlle der Geſundheit,
in Lumpen gehuͤllt, hager und entſtellt, die
Haͤnde ringen, und ihren Verſorger von der
Vorſicht erbetteln. Seht, der Kranke erhebt das
matte Haupt zum leztenmal, druͤkt ſeinem treuen
Weibe die Haͤnde, blikt gen Himmel, ringet mit
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/169>, abgerufen am 05.07.2024.
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