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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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durch eine Einrichtung unserer Vorfahren be-
stimmt sind; sie sind einmal da, und sie jezt
gänzlich zerstören wollen, hiesse alles zerrütten,
und den verschiedenen Stuffen der menschlichen
Gesellschaft ihre Uebereinstimmung mit dem Gan-
zen, ja ihre Existenz rauben.

Es wäre immer besser, sie wären nicht da,
und der Amerikanische Staat, wo eine allge-
meine Gleichheit der Stände herrscht, wo Ge-
burt nichts,
und Verdienst alles entscheidet,
wird der glüklichste Aufenthalt des Menschen-
geschlechts, und der Ort werden, wo Glük und
Freude auf allen Fluren den Weltbürgern ent-
gegen lächelt, die so oft durch die Vorurteile der
Geburt und des Ranges verscheucht werden. Wir
in Staaten eingeschlossene Menschen, können
aber auch friedsam und verträglich in verschiede-
nen Ständen leben, wenn wir das Vorurteil
der Geburt
unterdrükken, in so weit es dem
erworbenen Verdienst
schadet, und darinnen
nicht unsern alleinigen Stolz und Ruhm sezzen,
von grossen Vorältern entsprossen zu sein.
Man kette nicht das Verdienst an den Eigensinn
des Glüks; man glaube nicht, daß auch die
Verdienste sprechen, wo die Geburt Vorzüge

K 2

durch eine Einrichtung unſerer Vorfahren be-
ſtimmt ſind; ſie ſind einmal da, und ſie jezt
gaͤnzlich zerſtoͤren wollen, hieſſe alles zerruͤtten,
und den verſchiedenen Stuffen der menſchlichen
Geſellſchaft ihre Uebereinſtimmung mit dem Gan-
zen, ja ihre Exiſtenz rauben.

Es waͤre immer beſſer, ſie waͤren nicht da,
und der Amerikaniſche Staat, wo eine allge-
meine Gleichheit der Staͤnde herrſcht, wo Ge-
burt nichts,
und Verdienſt alles entſcheidet,
wird der gluͤklichſte Aufenthalt des Menſchen-
geſchlechts, und der Ort werden, wo Gluͤk und
Freude auf allen Fluren den Weltbuͤrgern ent-
gegen laͤchelt, die ſo oft durch die Vorurteile der
Geburt und des Ranges verſcheucht werden. Wir
in Staaten eingeſchloſſene Menſchen, koͤnnen
aber auch friedſam und vertraͤglich in verſchiede-
nen Staͤnden leben, wenn wir das Vorurteil
der Geburt
unterdruͤkken, in ſo weit es dem
erworbenen Verdienſt
ſchadet, und darinnen
nicht unſern alleinigen Stolz und Ruhm ſezzen,
von groſſen Voraͤltern entſproſſen zu ſein.
Man kette nicht das Verdienſt an den Eigenſinn
des Gluͤks; man glaube nicht, daß auch die
Verdienſte ſprechen, wo die Geburt Vorzuͤge

K 2
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[147/0155] durch eine Einrichtung unſerer Vorfahren be- ſtimmt ſind; ſie ſind einmal da, und ſie jezt gaͤnzlich zerſtoͤren wollen, hieſſe alles zerruͤtten, und den verſchiedenen Stuffen der menſchlichen Geſellſchaft ihre Uebereinſtimmung mit dem Gan- zen, ja ihre Exiſtenz rauben. Es waͤre immer beſſer, ſie waͤren nicht da, und der Amerikaniſche Staat, wo eine allge- meine Gleichheit der Staͤnde herrſcht, wo Ge- burt nichts, und Verdienſt alles entſcheidet, wird der gluͤklichſte Aufenthalt des Menſchen- geſchlechts, und der Ort werden, wo Gluͤk und Freude auf allen Fluren den Weltbuͤrgern ent- gegen laͤchelt, die ſo oft durch die Vorurteile der Geburt und des Ranges verſcheucht werden. Wir in Staaten eingeſchloſſene Menſchen, koͤnnen aber auch friedſam und vertraͤglich in verſchiede- nen Staͤnden leben, wenn wir das Vorurteil der Geburt unterdruͤkken, in ſo weit es dem erworbenen Verdienſt ſchadet, und darinnen nicht unſern alleinigen Stolz und Ruhm ſezzen, von groſſen Voraͤltern entſproſſen zu ſein. Man kette nicht das Verdienſt an den Eigenſinn des Gluͤks; man glaube nicht, daß auch die Verdienſte ſprechen, wo die Geburt Vorzuͤge K 2

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/155>, abgerufen am 24.11.2024.