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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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Der Abdekker (Caviller) ist bei uns ehr-
los, ausgeschlossen von allen Vorrechten des
Bürgers, ausgeschlossen aus dem Zirkel der
Gesellschaft, man verachtet und flieht ihn,
man fürchtet den Hauch der Luft, den er ath-
met, ja kann was lächerlicher sein, und mehr
die Vernunft beleidigen? man wirft Geld und
Geldeswert auf den Boden, damit er es auf-
hebe, gleich als wenn man einem Hunde was
zuwirft *). Warum wird er so behandelt? ist
er nicht ein Mensch wie wir? kann es ihm an
seiner Ehre, an seinem guten Namen, wenn
er sonst ein guter Mensch ist, schaden, daß er
theils Verbrechern das Leben nimmt, die durch

*) Jm Städtchen D -- g im Lüneburgischen
stürzte der Abdekker mit dem Pferde auf der
Strasse im Angesichte vieler Menschen. Er
krümmte sich jämmerlich auf der Erde; aber un-
ter den Zuschauern, die Menschen und Christen,
wie er waren, redete ihn keiner an, noch weni-
ger reichte ihm einer seine menschliche oder christ-
liche Hand. Er kroch erbärmlich nach seiner
Wonung, und starb an diesem Falle. Dies ge-
schah im lezten Viertel des philosophischen
Jahrhunderts, in einer aufgeklärten Provinz,
und in einer Stadt. --
J 4

Der Abdekker (Caviller) iſt bei uns ehr-
los, ausgeſchloſſen von allen Vorrechten des
Buͤrgers, ausgeſchloſſen aus dem Zirkel der
Geſellſchaft, man verachtet und flieht ihn,
man fuͤrchtet den Hauch der Luft, den er ath-
met, ja kann was laͤcherlicher ſein, und mehr
die Vernunft beleidigen? man wirft Geld und
Geldeswert auf den Boden, damit er es auf-
hebe, gleich als wenn man einem Hunde was
zuwirft *). Warum wird er ſo behandelt? iſt
er nicht ein Menſch wie wir? kann es ihm an
ſeiner Ehre, an ſeinem guten Namen, wenn
er ſonſt ein guter Menſch iſt, ſchaden, daß er
theils Verbrechern das Leben nimmt, die durch

*) Jm Staͤdtchen D — g im Luͤneburgiſchen
ſtuͤrzte der Abdekker mit dem Pferde auf der
Straſſe im Angeſichte vieler Menſchen. Er
kruͤmmte ſich jaͤmmerlich auf der Erde; aber un-
ter den Zuſchauern, die Menſchen und Chriſten,
wie er waren, redete ihn keiner an, noch weni-
ger reichte ihm einer ſeine menſchliche oder chriſt-
liche Hand. Er kroch erbaͤrmlich nach ſeiner
Wonung, und ſtarb an dieſem Falle. Dies ge-
ſchah im lezten Viertel des philoſophiſchen
Jahrhunderts, in einer aufgeklaͤrten Provinz,
und in einer Stadt. —
J 4
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[135/0143] Der Abdekker (Caviller) iſt bei uns ehr- los, ausgeſchloſſen von allen Vorrechten des Buͤrgers, ausgeſchloſſen aus dem Zirkel der Geſellſchaft, man verachtet und flieht ihn, man fuͤrchtet den Hauch der Luft, den er ath- met, ja kann was laͤcherlicher ſein, und mehr die Vernunft beleidigen? man wirft Geld und Geldeswert auf den Boden, damit er es auf- hebe, gleich als wenn man einem Hunde was zuwirft *). Warum wird er ſo behandelt? iſt er nicht ein Menſch wie wir? kann es ihm an ſeiner Ehre, an ſeinem guten Namen, wenn er ſonſt ein guter Menſch iſt, ſchaden, daß er theils Verbrechern das Leben nimmt, die durch *) Jm Staͤdtchen D — g im Luͤneburgiſchen ſtuͤrzte der Abdekker mit dem Pferde auf der Straſſe im Angeſichte vieler Menſchen. Er kruͤmmte ſich jaͤmmerlich auf der Erde; aber un- ter den Zuſchauern, die Menſchen und Chriſten, wie er waren, redete ihn keiner an, noch weni- ger reichte ihm einer ſeine menſchliche oder chriſt- liche Hand. Er kroch erbaͤrmlich nach ſeiner Wonung, und ſtarb an dieſem Falle. Dies ge- ſchah im lezten Viertel des philoſophiſchen Jahrhunderts, in einer aufgeklaͤrten Provinz, und in einer Stadt. — J 4

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/143>, abgerufen am 24.11.2024.