Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.Emilie, das schuldlose Mädchen, das jezt Woldau war ein Mann, zwar erzogen in H 4
Emilie, das ſchuldloſe Maͤdchen, das jezt Woldau war ein Mann, zwar erzogen in H 4
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Emilie, das ſchuldloſe Maͤdchen, das jezt
zum erſtenmal Liebe, grenzenloſe Liebe fuͤhlte,
kaͤmpfte lange mit der groͤßten Spannung ihres
Geiſtes, mit den ſuͤſſen Empfindungen welche die
Natur in ihre Bruſt ſchuf. Sie ſah es ein, es
wuͤrde eine nie verſiegende Quelle des Elends fuͤr
ſie werden, den zu lieben, dem ihre Bruſt entge-
gen klopfte. Bebend zwiſchen Liebe und Schmerz,
faßte ſie den Entſchluß, den nur ein Herz faſſen
konnte, das ſo edel dachte, den Entſchluß, zu
fliehen, alles zu verlaſſen — Aeltern, Ge-
ſpielen, Vaterland, und den ſo heiß Gelieb-
ten, um fern von der Welt und ihren Freuden
ihr Leben wegzujammern — ſich dem aufzu-
opfern, den ſie mit ſolcher Waͤrme liebte; aber
die Traͤnen ihres Woldau, ſeine jammernde
Stimme, daß ſein Leben ohne ſie Tod ſein wuͤr-
de, machte dieſen Eutſchluß wankend.
Woldau war ein Mann, zwar erzogen in
der groſſen Welt, aber ohne ſich mit dem Strom
der Zuͤgelloſigkeit fortreiſſen zu laſſen; er hatte
ſeinen Verſtand mit Kenntniſſen bereichert, ſei-
nen Karakter durch die Bemuͤhungen eines Freun-
des, noch mehr ausgebildet und verfeinert; ploͤz-
lich entriß ihm das Schikſal dieſen Freund und
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