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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.

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Hätte ich es doch nicht gedacht, daß die Tren-
nung von Dir mir so schwer würde, aber unsere
Seelen waren verschwistert, und nur der Tod konnte
so feste Bande auflösen. -- Er kommt, ein kalter
Schauder ergießt sich in meine Adern -- Lebe wol,
Freundin! meine Caroline! lebe glüklich. Dort
erwarte ich Dich -- fliege Dir als ein verklärter
Engel, im Stralengewande der Ewigkeit eutgegen,
schliesse Dich an meine Brust, an mein Herz, und
bin wieder

Deine glükliche
Julie.


b) Charlotte, das unglükliche Land-
mädchen.

Da bin ich jezt, so allein und verlassen in meiner
einsamen Wonung; alles so stumm, so kalt, so
tod um mich her; schon stößt der Wächter ins
Horn, und verkündet die Stunde der Mitter-
nacht. Wie der Mond so melancholisch durch die
dunkeln Wolken bricht, und die Sterne erblas-
sen! Jch höre das Aechzen der sterbenden Natur,
den lezten Hauch ihres Scheidens. Der Schlaf
hat seinen eisernen Zepter über die schlaf-

G 4

Haͤtte ich es doch nicht gedacht, daß die Tren-
nung von Dir mir ſo ſchwer wuͤrde, aber unſere
Seelen waren verſchwiſtert, und nur der Tod konnte
ſo feſte Bande aufloͤſen. — Er kommt, ein kalter
Schauder ergießt ſich in meine Adern — Lebe wol,
Freundin! meine Caroline! lebe gluͤklich. Dort
erwarte ich Dich — fliege Dir als ein verklaͤrter
Engel, im Stralengewande der Ewigkeit eutgegen,
ſchlieſſe Dich an meine Bruſt, an mein Herz, und
bin wieder

Deine gluͤkliche
Julie.


b) Charlotte, das ungluͤkliche Land-
maͤdchen.

Da bin ich jezt, ſo allein und verlaſſen in meiner
einſamen Wonung; alles ſo ſtumm, ſo kalt, ſo
tod um mich her; ſchon ſtoͤßt der Waͤchter ins
Horn, und verkuͤndet die Stunde der Mitter-
nacht. Wie der Mond ſo melancholiſch durch die
dunkeln Wolken bricht, und die Sterne erblaſ-
ſen! Jch hoͤre das Aechzen der ſterbenden Natur,
den lezten Hauch ihres Scheidens. Der Schlaf
hat ſeinen eiſernen Zepter uͤber die ſchlaf-

G 4
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[103/0111] Haͤtte ich es doch nicht gedacht, daß die Tren- nung von Dir mir ſo ſchwer wuͤrde, aber unſere Seelen waren verſchwiſtert, und nur der Tod konnte ſo feſte Bande aufloͤſen. — Er kommt, ein kalter Schauder ergießt ſich in meine Adern — Lebe wol, Freundin! meine Caroline! lebe gluͤklich. Dort erwarte ich Dich — fliege Dir als ein verklaͤrter Engel, im Stralengewande der Ewigkeit eutgegen, ſchlieſſe Dich an meine Bruſt, an mein Herz, und bin wieder Deine gluͤkliche Julie. b) Charlotte, das ungluͤkliche Land- maͤdchen. Da bin ich jezt, ſo allein und verlaſſen in meiner einſamen Wonung; alles ſo ſtumm, ſo kalt, ſo tod um mich her; ſchon ſtoͤßt der Waͤchter ins Horn, und verkuͤndet die Stunde der Mitter- nacht. Wie der Mond ſo melancholiſch durch die dunkeln Wolken bricht, und die Sterne erblaſ- ſen! Jch hoͤre das Aechzen der ſterbenden Natur, den lezten Hauch ihres Scheidens. Der Schlaf hat ſeinen eiſernen Zepter uͤber die ſchlaf- G 4

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Zitationshilfe: Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/111>, abgerufen am 22.12.2024.