Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.ihn nicht mehr zu lieben -- das konnte ich nicht! O! warum müssen wir mit diesem vollen über- ihn nicht mehr zu lieben — das konnte ich nicht! O! warum muͤſſen wir mit dieſem vollen uͤber- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0101" n="93"/> ihn nicht mehr zu lieben — das konnte ich nicht!<lb/> Ach, ich hab’ ihn ſo unausſprechlich geliebt, ſo liebte<lb/><hi rendition="#fr">Eloiſe</hi> ihren <hi rendition="#fr">Abeillard</hi> nicht! Unſere Liebe iſt zwar<lb/> tod fuͤr dieſe Welt, aber fuͤr jene nicht, dort wer-<lb/> den wir uns nach einer ſo langen Trennung wieder<lb/> finden, und keine ſklaviſche Vorurteile werden da<lb/> die Bande der Simpathie, und Liebe zerreiſſen, die<lb/> wir hier verleugnen mußten.</p><lb/> <p>O! warum muͤſſen wir mit dieſem <hi rendition="#fr">vollen uͤber-<lb/> flieſſenden Herzen</hi> in eine Welt verſezt werden, wo<lb/> wir ſo ſelten jemanden finden, vor dem wir es aus-<lb/> ſchuͤtten, dem wir die gluͤhenden Empfindungen un-<lb/> ſerer Seele entziffern koͤnnen, und haben wir ihn<lb/> endlich nach langem Suchen gefunden, ſo ploͤzlich<lb/> wieder verlieren muͤſſen! und wie unerſezlich iſt die-<lb/> ſer Verluſt, wie niederdruͤkkend fuͤr die Seele, die<lb/> nun endlich all’ ihre Wuͤnſche auf den Gegenſtand<lb/> beſchraͤnkt, der ihr ſo ploͤzlich entruͤkt wird. Gewis<lb/> es iſt ein trauriges Los, fuͤhlendes Herzens geweſen<lb/> zu ſein, ſich dieſes einſtigen Gluͤks erinnern zu koͤn-<lb/> nen, und es nun auf einmal verloren zu haben, durch<lb/> die verloren zu haben, die unſer Leben, das ſie uns<lb/> gaben, heiter und froh machen, und jeden Tag mit<lb/> neuer Freude, mit neuer Wonne bezeichnen ſollten.<lb/> Ja, <hi rendition="#fr">meine Freundin! mein Alles, mein Einziges,</hi><lb/> das ich noch aus dem Schiffbruch dieſes Lebens geret-<lb/> tet habe, es iſt aus mit mir, ausgeleert iſt die Fuͤlle<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [93/0101]
ihn nicht mehr zu lieben — das konnte ich nicht!
Ach, ich hab’ ihn ſo unausſprechlich geliebt, ſo liebte
Eloiſe ihren Abeillard nicht! Unſere Liebe iſt zwar
tod fuͤr dieſe Welt, aber fuͤr jene nicht, dort wer-
den wir uns nach einer ſo langen Trennung wieder
finden, und keine ſklaviſche Vorurteile werden da
die Bande der Simpathie, und Liebe zerreiſſen, die
wir hier verleugnen mußten.
O! warum muͤſſen wir mit dieſem vollen uͤber-
flieſſenden Herzen in eine Welt verſezt werden, wo
wir ſo ſelten jemanden finden, vor dem wir es aus-
ſchuͤtten, dem wir die gluͤhenden Empfindungen un-
ſerer Seele entziffern koͤnnen, und haben wir ihn
endlich nach langem Suchen gefunden, ſo ploͤzlich
wieder verlieren muͤſſen! und wie unerſezlich iſt die-
ſer Verluſt, wie niederdruͤkkend fuͤr die Seele, die
nun endlich all’ ihre Wuͤnſche auf den Gegenſtand
beſchraͤnkt, der ihr ſo ploͤzlich entruͤkt wird. Gewis
es iſt ein trauriges Los, fuͤhlendes Herzens geweſen
zu ſein, ſich dieſes einſtigen Gluͤks erinnern zu koͤn-
nen, und es nun auf einmal verloren zu haben, durch
die verloren zu haben, die unſer Leben, das ſie uns
gaben, heiter und froh machen, und jeden Tag mit
neuer Freude, mit neuer Wonne bezeichnen ſollten.
Ja, meine Freundin! mein Alles, mein Einziges,
das ich noch aus dem Schiffbruch dieſes Lebens geret-
tet habe, es iſt aus mit mir, ausgeleert iſt die Fuͤlle
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