Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Gifft worden / und ihm den Stachel / welches ist die Sünde / genommen / und euch alle seines Sieges theilhafft gemachet? Ein Schatten ohne Cörper; solten wir uns für einen Schatten fürchten. Niemand / als etwa ein unmündiges Kind / fürchtet sich für einen gemahleten Bilde / das greßlich aussiehet; oder für einen todten Löwen / der nicht mehr beissen kan. So lasset uns doch nicht mehr Kinder seyn die aus Unverstande sich fürchten / da nichts zu fürchten ist; sondern mit erleuchteten Glaubens-Augen durch die finstern Schatten des Todes sehen / so wird sich die Furcht verliehren. Wenn David / Psalm 23. die Hirten-Treue seines GOttes bedencket / so spricht er gantz getrost: Ob ich schon wandele im finstern Thal / fürchte ich doch kein Unglück / denn du bist bey mir / dein Stecken und Stab trösten mich. Ihr habt aus dem Munde eures Heylandes gleiche Versicherung / Joh. 10. so lasset denn auch die Furcht fahren. Die lieben Alten haben uns diß durch das bekandte Gedicht lehren wollen / von einem grossen Riesen der ein Kind auf seiner Achsel trägt / einen Stab in der Hand hat / und also mitten durchs Meer gehet / dessen Deutung leicht zu finden / wenn wir uns erinnern / wie das Meer oder tieffe Wasser nach der Redens-Art der Schrifft ein Bild sind allerley Widerwärtigkeiten / die den Menschen in Furcht und Sorge setzen / und also auch des Todes / welcher der letzte Feind ist der Gläubigen; Stecken und Stab ein Bild des Wortes GOttes / wie wir aus dem Psalm 23. sehen; das Kind aber bezeichnet Christum / daher sie diesen Riesen Christophorum, das ist / einen Christ-Träger genennet / und dadurch einen jeglichen gläubigen Christen abgebildet / der / weil er Christum trägt in seiner

Gifft worden / und ihm den Stachel / welches ist die Sünde / genommen / und euch alle seines Sieges theilhafft gemachet? Ein Schatten ohne Cörper; solten wir uns für einen Schatten fürchten. Niemand / als etwa ein unmündiges Kind / fürchtet sich für einen gemahleten Bilde / das greßlich aussiehet; oder für einen todten Löwen / der nicht mehr beissen kan. So lasset uns doch nicht mehr Kinder seyn die aus Unverstande sich fürchten / da nichts zu fürchten ist; sondern mit erleuchteten Glaubens-Augen durch die finstern Schatten des Todes sehen / so wird sich die Furcht verliehren. Wenn David / Psalm 23. die Hirten-Treue seines GOttes bedencket / so spricht er gantz getrost: Ob ich schon wandele im finstern Thal / fürchte ich doch kein Unglück / denn du bist bey mir / dein Stecken und Stab trösten mich. Ihr habt aus dem Munde eures Heylandes gleiche Versicherung / Joh. 10. so lasset denn auch die Furcht fahren. Die lieben Alten haben uns diß durch das bekandte Gedicht lehren wollen / von einem grossen Riesen der ein Kind auf seiner Achsel trägt / einen Stab in der Hand hat / und also mitten durchs Meer gehet / dessen Deutung leicht zu finden / weñ wir uns erinnern / wie das Meer oder tieffe Wasser nach der Redens-Art der Schrifft ein Bild sind allerley Widerwärtigkeiten / die den Menschen in Furcht und Sorge setzen / und also auch des Todes / welcher der letzte Feind ist der Gläubigen; Stecken und Stab ein Bild des Wortes GOttes / wie wir aus dem Psalm 23. sehen; das Kind aber bezeichnet Christum / daher sie diesen Riesen Christophorum, das ist / einen Christ-Träger genennet / und dadurch einen jeglichen gläubigen Christen abgebildet / der / weil er Christum trägt in seiner

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0040" n="38"/>
Gifft worden / und
                     ihm den Stachel / welches ist die Sünde / genommen / und euch alle seines Sieges
                     theilhafft gemachet? Ein Schatten ohne Cörper; solten wir uns für einen Schatten
                     fürchten. Niemand / als etwa ein unmündiges Kind / fürchtet sich für einen
                     gemahleten Bilde / das greßlich aussiehet; oder für einen todten Löwen / der
                     nicht mehr beissen kan. So lasset uns doch nicht mehr Kinder seyn die aus
                     Unverstande sich fürchten / da nichts zu fürchten ist; sondern mit erleuchteten
                     Glaubens-Augen durch die finstern Schatten des Todes sehen / so wird sich die
                     Furcht verliehren. Wenn David / Psalm 23. die Hirten-Treue seines GOttes
                     bedencket / so spricht er gantz getrost: Ob ich schon wandele im finstern Thal /
                     fürchte ich doch kein Unglück / denn du bist bey mir / dein Stecken und Stab
                     trösten mich. Ihr habt aus dem Munde eures Heylandes gleiche Versicherung / Joh.
                     10. so lasset denn auch die Furcht fahren. Die lieben Alten haben uns diß durch
                     das bekandte Gedicht lehren wollen / von einem grossen Riesen der ein Kind auf
                     seiner Achsel trägt / einen Stab in der Hand hat / und also mitten durchs Meer
                     gehet / dessen Deutung leicht zu finden / wen&#x0303; wir uns erinnern
                     / wie das Meer oder tieffe Wasser nach der Redens-Art der Schrifft ein Bild sind
                     allerley Widerwärtigkeiten / die den Menschen in Furcht und Sorge setzen / und
                     also auch des Todes / welcher der letzte Feind ist der Gläubigen; Stecken und
                     Stab ein Bild des Wortes GOttes / wie wir aus dem Psalm 23. sehen; das Kind aber
                     bezeichnet Christum / daher sie diesen Riesen Christophorum, das ist / einen
                     Christ-Träger genennet / und dadurch einen jeglichen gläubigen Christen
                     abgebildet / der / weil er Christum trägt in seiner
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0040] Gifft worden / und ihm den Stachel / welches ist die Sünde / genommen / und euch alle seines Sieges theilhafft gemachet? Ein Schatten ohne Cörper; solten wir uns für einen Schatten fürchten. Niemand / als etwa ein unmündiges Kind / fürchtet sich für einen gemahleten Bilde / das greßlich aussiehet; oder für einen todten Löwen / der nicht mehr beissen kan. So lasset uns doch nicht mehr Kinder seyn die aus Unverstande sich fürchten / da nichts zu fürchten ist; sondern mit erleuchteten Glaubens-Augen durch die finstern Schatten des Todes sehen / so wird sich die Furcht verliehren. Wenn David / Psalm 23. die Hirten-Treue seines GOttes bedencket / so spricht er gantz getrost: Ob ich schon wandele im finstern Thal / fürchte ich doch kein Unglück / denn du bist bey mir / dein Stecken und Stab trösten mich. Ihr habt aus dem Munde eures Heylandes gleiche Versicherung / Joh. 10. so lasset denn auch die Furcht fahren. Die lieben Alten haben uns diß durch das bekandte Gedicht lehren wollen / von einem grossen Riesen der ein Kind auf seiner Achsel trägt / einen Stab in der Hand hat / und also mitten durchs Meer gehet / dessen Deutung leicht zu finden / weñ wir uns erinnern / wie das Meer oder tieffe Wasser nach der Redens-Art der Schrifft ein Bild sind allerley Widerwärtigkeiten / die den Menschen in Furcht und Sorge setzen / und also auch des Todes / welcher der letzte Feind ist der Gläubigen; Stecken und Stab ein Bild des Wortes GOttes / wie wir aus dem Psalm 23. sehen; das Kind aber bezeichnet Christum / daher sie diesen Riesen Christophorum, das ist / einen Christ-Träger genennet / und dadurch einen jeglichen gläubigen Christen abgebildet / der / weil er Christum trägt in seiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710/40
Zitationshilfe: Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710/40>, abgerufen am 22.11.2024.