Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710.Biß dahin hatten die Jünger bey JEsu ausgehalten / aber nun in der Nacht werden sie sich stossen. Also / wenn eine solche finstere Nacht grosser Trübsahlen über uns kömt / daß wir mit unser Vernunfft GOttes Wege nicht sehen und begreiffen können / so entstehet Aergernüß / und muß unser Glaube mit vielem Zweifel kämpffen. Welchen Umstand wir darum wohl mercken müssen / weil wir daraus erkennen / daß nicht allein die Leidtragende von GOtt getröstet werden / welche um einen starcken völligen und Helden-müthigen Glauben an ihm halten / sondern auch die Kinder und Schwach-gläubigen / deren Glaube in grossen Trübsahlen zappelt und mit mancherley Zweiffel kämpffen muß / wie David sagt Ps. 103 / 13. 14. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet / so erbarmet sich der HErr über die so ihm fürchten / denn er kennet was für ein Gemächt wir sind / Er gedencket daran daß wir Staub sind. Wie ein liebreicher Vater und Mutter sich gegen ihre Kinder verhalten / daß so lange sie keine Boßheit und Frevel an ihnen sehen / alle Mängel / Gebrechen und was sie aus kindischer Unwissenheit oder Unachtsamkeit begehen gerne übersehen / und darum ihre Liebe nicht von ihnen wenden / weil sie bedencken daß es Kinder sind / von denen man nichts vollenkommenes erwarten kan / so thut auch der HErr unser GOtt mit seinen Kindern / daß er sie um ihrer Schwachheit und Gebrechlichkeit willen nicht verstosset / sondern sich ihrer so viel hertzlicher annimpt / wie denn Esaias 42 / 3. insonderheit von dem Messia zeuget: Das zustossene Rohr wird er nicht zubrechen und das glimmende Tocht wird er nicht auslöschen / und Christus selbst ruffet solche Elende zu sich Matt. 11 / 28. Kommet her zu mir alle die ihr mühseelig und beladen Biß dahin hatten die Jünger bey JEsu ausgehalten / aber nun in der Nacht werden sie sich stossen. Also / wenn eine solche finstere Nacht grosser Trübsahlen über uns kömt / daß wir mit unser Vernunfft GOttes Wege nicht sehen und begreiffen können / so entstehet Aergernüß / und muß unser Glaube mit vielem Zweifel kämpffen. Welchen Umstand wir darum wohl mercken müssen / weil wir daraus erkennen / daß nicht allein die Leidtragende von GOtt getröstet werden / welche um einen starcken völligen und Helden-müthigen Glauben an ihm halten / sondern auch die Kinder und Schwach-gläubigen / deren Glaube in grossen Trübsahlen zappelt und mit mancherley Zweiffel kämpffen muß / wie David sagt Ps. 103 / 13. 14. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet / so erbarmet sich der HErr über die so ihm fürchten / denn er kennet was für ein Gemächt wir sind / Er gedencket daran daß wir Staub sind. Wie ein liebreicher Vater und Mutter sich gegen ihre Kinder verhalten / daß so lange sie keine Boßheit und Frevel an ihnen sehen / alle Mängel / Gebrechen und was sie aus kindischer Unwissenheit oder Unachtsamkeit begehen gerne übersehen / und darum ihre Liebe nicht von ihnen wenden / weil sie bedencken daß es Kinder sind / von denen man nichts vollenkommenes erwarten kan / so thut auch der HErr unser GOtt mit seinen Kindern / daß er sie um ihrer Schwachheit und Gebrechlichkeit willen nicht verstosset / sondern sich ihrer so viel hertzlicher annimpt / wie denn Esaias 42 / 3. insonderheit von dem Messia zeuget: Das zustossene Rohr wird er nicht zubrechen und das glimmende Tocht wird er nicht auslöschen / und Christus selbst ruffet solche Elende zu sich Matt. 11 / 28. Kommet her zu mir alle die ihr mühseelig und beladen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0025" n="23"/> Biß dahin hatten die Jünger bey JEsu ausgehalten / aber nun in der Nacht werden sie sich stossen. Also / wenn eine solche finstere Nacht grosser Trübsahlen über uns kömt / daß wir mit unser Vernunfft GOttes Wege nicht sehen und begreiffen können / so entstehet Aergernüß / und muß unser Glaube mit vielem Zweifel kämpffen. Welchen Umstand wir darum wohl mercken müssen / weil wir daraus erkennen / daß nicht allein die Leidtragende von GOtt getröstet werden / welche um einen starcken völligen und Helden-müthigen Glauben an ihm halten / sondern auch die Kinder und Schwach-gläubigen / deren Glaube in grossen Trübsahlen zappelt und mit mancherley Zweiffel kämpffen muß / wie David sagt Ps. 103 / 13. 14. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet / so erbarmet sich der HErr über die so ihm fürchten / denn er kennet was für ein Gemächt wir sind / Er gedencket daran daß wir Staub sind. Wie ein liebreicher Vater und Mutter sich gegen ihre Kinder verhalten / daß so lange sie keine Boßheit und Frevel an ihnen sehen / alle Mängel / Gebrechen und was sie aus kindischer Unwissenheit oder Unachtsamkeit begehen gerne übersehen / und darum ihre Liebe nicht von ihnen wenden / weil sie bedencken daß es Kinder sind / von denen man nichts vollenkommenes erwarten kan / so thut auch der HErr unser GOtt mit seinen Kindern / daß er sie um ihrer Schwachheit und Gebrechlichkeit willen nicht verstosset / sondern sich ihrer so viel hertzlicher annimpt / wie denn Esaias 42 / 3. insonderheit von dem Messia zeuget: Das zustossene Rohr wird er nicht zubrechen und das glimmende Tocht wird er nicht auslöschen / und Christus selbst ruffet solche Elende zu sich Matt. 11 / 28. Kommet her zu mir alle die ihr mühseelig und beladen </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0025]
Biß dahin hatten die Jünger bey JEsu ausgehalten / aber nun in der Nacht werden sie sich stossen. Also / wenn eine solche finstere Nacht grosser Trübsahlen über uns kömt / daß wir mit unser Vernunfft GOttes Wege nicht sehen und begreiffen können / so entstehet Aergernüß / und muß unser Glaube mit vielem Zweifel kämpffen. Welchen Umstand wir darum wohl mercken müssen / weil wir daraus erkennen / daß nicht allein die Leidtragende von GOtt getröstet werden / welche um einen starcken völligen und Helden-müthigen Glauben an ihm halten / sondern auch die Kinder und Schwach-gläubigen / deren Glaube in grossen Trübsahlen zappelt und mit mancherley Zweiffel kämpffen muß / wie David sagt Ps. 103 / 13. 14. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet / so erbarmet sich der HErr über die so ihm fürchten / denn er kennet was für ein Gemächt wir sind / Er gedencket daran daß wir Staub sind. Wie ein liebreicher Vater und Mutter sich gegen ihre Kinder verhalten / daß so lange sie keine Boßheit und Frevel an ihnen sehen / alle Mängel / Gebrechen und was sie aus kindischer Unwissenheit oder Unachtsamkeit begehen gerne übersehen / und darum ihre Liebe nicht von ihnen wenden / weil sie bedencken daß es Kinder sind / von denen man nichts vollenkommenes erwarten kan / so thut auch der HErr unser GOtt mit seinen Kindern / daß er sie um ihrer Schwachheit und Gebrechlichkeit willen nicht verstosset / sondern sich ihrer so viel hertzlicher annimpt / wie denn Esaias 42 / 3. insonderheit von dem Messia zeuget: Das zustossene Rohr wird er nicht zubrechen und das glimmende Tocht wird er nicht auslöschen / und Christus selbst ruffet solche Elende zu sich Matt. 11 / 28. Kommet her zu mir alle die ihr mühseelig und beladen
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Zitationshilfe: | Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710/25>, abgerufen am 16.07.2024. |