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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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Viertes Capittel.
Ueber den Umgang mit Gelehrten und
Künstlern.

1.

Wenn der Titel eines Gelehrten nicht heut zu
Tage so gemein würde, als der eines Gentel¬
mann
in England; wenn man sich unter einem
Gelehrten immer nur einen Mann denken
dürfte, der seinen Geist durch wahrhaftig nütz¬
liche Kenntnisse ausgebildet, und diese Kennt¬
nisse zu Veredlung seines Herzens angewendet
hätte -- kurz! einen Mann, den Wissenschaf¬
ten und Künste zu einem weisern, bessern und
für das Wohl seiner Mitbürger thätigern Men¬
schen gemacht hätten; dann brauchte ich hier
kein Capittel über den Umgang mit solchen Leu¬
ten zu schreiben. Was bedarf es einer Vorschrift,
wie man mit dem Weisen und Edeln umgehn
soll? An seiner Seite zu horchen auf die Lehren,
die von seinen Lippen ströhmen; seine Augen
auf ihn gerichtet zu haben, um sein Beyspiel
die Richtschnur unsrer Handlungen seyn zu las¬
sen; die Wahrheit von ihm zu vernehmen, und

die¬
E 2
Viertes Capittel.
Ueber den Umgang mit Gelehrten und
Kuͤnſtlern.

1.

Wenn der Titel eines Gelehrten nicht heut zu
Tage ſo gemein wuͤrde, als der eines Gentel¬
mann
in England; wenn man ſich unter einem
Gelehrten immer nur einen Mann denken
duͤrfte, der ſeinen Geiſt durch wahrhaftig nuͤtz¬
liche Kenntniſſe ausgebildet, und dieſe Kennt¬
niſſe zu Veredlung ſeines Herzens angewendet
haͤtte — kurz! einen Mann, den Wiſſenſchaf¬
ten und Kuͤnſte zu einem weiſern, beſſern und
fuͤr das Wohl ſeiner Mitbuͤrger thaͤtigern Men¬
ſchen gemacht haͤtten; dann brauchte ich hier
kein Capittel uͤber den Umgang mit ſolchen Leu¬
ten zu ſchreiben. Was bedarf es einer Vorſchrift,
wie man mit dem Weiſen und Edeln umgehn
ſoll? An ſeiner Seite zu horchen auf die Lehren,
die von ſeinen Lippen ſtroͤhmen; ſeine Augen
auf ihn gerichtet zu haben, um ſein Beyſpiel
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[67/0089] Viertes Capittel. Ueber den Umgang mit Gelehrten und Kuͤnſtlern. 1. Wenn der Titel eines Gelehrten nicht heut zu Tage ſo gemein wuͤrde, als der eines Gentel¬ mann in England; wenn man ſich unter einem Gelehrten immer nur einen Mann denken duͤrfte, der ſeinen Geiſt durch wahrhaftig nuͤtz¬ liche Kenntniſſe ausgebildet, und dieſe Kennt¬ niſſe zu Veredlung ſeines Herzens angewendet haͤtte — kurz! einen Mann, den Wiſſenſchaf¬ ten und Kuͤnſte zu einem weiſern, beſſern und fuͤr das Wohl ſeiner Mitbuͤrger thaͤtigern Men¬ ſchen gemacht haͤtten; dann brauchte ich hier kein Capittel uͤber den Umgang mit ſolchen Leu¬ ten zu ſchreiben. Was bedarf es einer Vorſchrift, wie man mit dem Weiſen und Edeln umgehn ſoll? An ſeiner Seite zu horchen auf die Lehren, die von ſeinen Lippen ſtroͤhmen; ſeine Augen auf ihn gerichtet zu haben, um ſein Beyſpiel die Richtſchnur unſrer Handlungen ſeyn zu laſ¬ ſen; die Wahrheit von ihm zu vernehmen, und die¬ E 2

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/89>, abgerufen am 22.12.2024.