Drittes Capittel. Ueber den Umgang mit Hofleuten und ihres Gleichen.
1.
Ich fasse hier die Bemerkungen über den Um¬ gang mit Hofleuten und mit solchen Personen überhaupt, die in der so genannten großen Welt leben, und den Ton derselben angenommen haben, zusammen. Leider! wird dieser Ton, den Für¬ sten und Vornehme von solcher Art, wie ich sie im ersten Capittel dieses Theils beschrieben habe, angeben und ausbreiten, von allen Ständen, die einigen Anspruch auf feine Lebensart machen, nachgeäfft. Entfernung von Natur; Gleich¬ gültigkeit gegen die ersten und süßesten Bande der Menschheit; Verspottung der Einfalt, Un¬ schuld, Reinigkeit und der heiligsten Gefühle; Flachheit; Vertilgung, Abschleifung jeder charac¬ teristischen Eigenheit und Originalität; Mangel an gründlichen, wahrhaftig nützlichen Kennt¬ nissen; an deren Stelle hingegen Unverschämt¬ heit, Persifflage, Impertinenz, Geschwätzigkeit, Inconsequenz, Nachlallen; Kälte gegen alles,
was
Drittes Capittel. Ueber den Umgang mit Hofleuten und ihres Gleichen.
1.
Ich faſſe hier die Bemerkungen uͤber den Um¬ gang mit Hofleuten und mit ſolchen Perſonen uͤberhaupt, die in der ſo genannten großen Welt leben, und den Ton derſelben angenommen haben, zuſammen. Leider! wird dieſer Ton, den Fuͤr¬ ſten und Vornehme von ſolcher Art, wie ich ſie im erſten Capittel dieſes Theils beſchrieben habe, angeben und ausbreiten, von allen Staͤnden, die einigen Anſpruch auf feine Lebensart machen, nachgeaͤfft. Entfernung von Natur; Gleich¬ guͤltigkeit gegen die erſten und ſuͤßeſten Bande der Menſchheit; Verſpottung der Einfalt, Un¬ ſchuld, Reinigkeit und der heiligſten Gefuͤhle; Flachheit; Vertilgung, Abſchleifung jeder charac¬ teriſtiſchen Eigenheit und Originalitaͤt; Mangel an gruͤndlichen, wahrhaftig nuͤtzlichen Kennt¬ niſſen; an deren Stelle hingegen Unverſchaͤmt¬ heit, Perſifflage, Impertinenz, Geſchwaͤtzigkeit, Inconſequenz, Nachlallen; Kaͤlte gegen alles,
was
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Drittes Capittel.
Ueber den Umgang mit Hofleuten und
ihres Gleichen.
1.
Ich faſſe hier die Bemerkungen uͤber den Um¬
gang mit Hofleuten und mit ſolchen Perſonen
uͤberhaupt, die in der ſo genannten großen Welt
leben, und den Ton derſelben angenommen haben,
zuſammen. Leider! wird dieſer Ton, den Fuͤr¬
ſten und Vornehme von ſolcher Art, wie ich ſie
im erſten Capittel dieſes Theils beſchrieben habe,
angeben und ausbreiten, von allen Staͤnden,
die einigen Anſpruch auf feine Lebensart machen,
nachgeaͤfft. Entfernung von Natur; Gleich¬
guͤltigkeit gegen die erſten und ſuͤßeſten Bande
der Menſchheit; Verſpottung der Einfalt, Un¬
ſchuld, Reinigkeit und der heiligſten Gefuͤhle;
Flachheit; Vertilgung, Abſchleifung jeder charac¬
teriſtiſchen Eigenheit und Originalitaͤt; Mangel
an gruͤndlichen, wahrhaftig nuͤtzlichen Kennt¬
niſſen; an deren Stelle hingegen Unverſchaͤmt¬
heit, Perſifflage, Impertinenz, Geſchwaͤtzigkeit,
Inconſequenz, Nachlallen; Kaͤlte gegen alles,
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/64>, abgerufen am 23.11.2024.
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