besser, wenn man ihnen diese Unart in der Kind¬ heit abgewöhnt hätte; aber es ist nun einmal nicht geschehn; oder sie lieben Pferde, Hunde, bunte Soldätgen, Schauspiele, Pfeifenköpfe, Bilder, Geiger, Fidler, componieren auch wohl selbst, bauen, pflanzen, errichten Accademien, Musäa und dergleichen. -- Wie unschuldig ist es nicht da, zuweilen mit einzustimmen, einige Kennerschaft zu zeigen? Nur muß man sie in ihren Lieblings-Fächern nicht übersehn, nicht, übertreffen wollen, welches leicht zu geschehn pflegt, da sie oft von den Dingen, womit sie sich am mehrsten beschäftigen, am wenigsten ver¬ stehen, (wie sich denn über den vorsichtigen Um¬ gang mit vornehmen Componisten, und unwissen¬ den Mäcenaten ein weitläuftiges Capittel schrei¬ ben liesse.) Auch was gewisse Kleidertrachten, Manieren, den Ton der Stimme, was Styl, Handschrift und mehr solche Dinge betrifft, dar¬ über haben sie zuweilen gewisse eigene Meinun¬ gen, die man schonen muß, wenn man sich ih¬ nen nicht unangenehm machen will. Uebrigens versteht sich's, daß diese Gefälligkeit aufhören soll, sobald dieselbe schädlichen Einfluß auf den Character haben kann, wenn sie dadurch im Egois¬
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beſſer, wenn man ihnen dieſe Unart in der Kind¬ heit abgewoͤhnt haͤtte; aber es iſt nun einmal nicht geſchehn; oder ſie lieben Pferde, Hunde, bunte Soldaͤtgen, Schauſpiele, Pfeifenkoͤpfe, Bilder, Geiger, Fidler, componieren auch wohl ſelbſt, bauen, pflanzen, errichten Accademien, Muſaͤa und dergleichen. — Wie unſchuldig iſt es nicht da, zuweilen mit einzuſtimmen, einige Kennerſchaft zu zeigen? Nur muß man ſie in ihren Lieblings-Faͤchern nicht uͤberſehn, nicht, uͤbertreffen wollen, welches leicht zu geſchehn pflegt, da ſie oft von den Dingen, womit ſie ſich am mehrſten beſchaͤftigen, am wenigſten ver¬ ſtehen, (wie ſich denn uͤber den vorſichtigen Um¬ gang mit vornehmen Componiſten, und unwiſſen¬ den Maͤcenaten ein weitlaͤuftiges Capittel ſchrei¬ ben lieſſe.) Auch was gewiſſe Kleidertrachten, Manieren, den Ton der Stimme, was Styl, Handſchrift und mehr ſolche Dinge betrifft, dar¬ uͤber haben ſie zuweilen gewiſſe eigene Meinun¬ gen, die man ſchonen muß, wenn man ſich ih¬ nen nicht unangenehm machen will. Uebrigens verſteht ſich's, daß dieſe Gefaͤlligkeit aufhoͤren ſoll, ſobald dieſelbe ſchaͤdlichen Einfluß auf den Character haben kann, wenn ſie dadurch im Egois¬
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beſſer, wenn man ihnen dieſe Unart in der Kind¬
heit abgewoͤhnt haͤtte; aber es iſt nun einmal
nicht geſchehn; oder ſie lieben Pferde, Hunde,
bunte Soldaͤtgen, Schauſpiele, Pfeifenkoͤpfe,
Bilder, Geiger, Fidler, componieren auch wohl
ſelbſt, bauen, pflanzen, errichten Accademien,
Muſaͤa und dergleichen. — Wie unſchuldig iſt
es nicht da, zuweilen mit einzuſtimmen, einige
Kennerſchaft zu zeigen? Nur muß man ſie in
ihren Lieblings-Faͤchern nicht uͤberſehn, nicht,
uͤbertreffen wollen, welches leicht zu geſchehn
pflegt, da ſie oft von den Dingen, womit ſie
ſich am mehrſten beſchaͤftigen, am wenigſten ver¬
ſtehen, (wie ſich denn uͤber den vorſichtigen Um¬
gang mit vornehmen Componiſten, und unwiſſen¬
den Maͤcenaten ein weitlaͤuftiges Capittel ſchrei¬
ben lieſſe.) Auch was gewiſſe Kleidertrachten,
Manieren, den Ton der Stimme, was Styl,
Handſchrift und mehr ſolche Dinge betrifft, dar¬
uͤber haben ſie zuweilen gewiſſe eigene Meinun¬
gen, die man ſchonen muß, wenn man ſich ih¬
nen nicht unangenehm machen will. Uebrigens
verſteht ſich's, daß dieſe Gefaͤlligkeit aufhoͤren
ſoll, ſobald dieſelbe ſchaͤdlichen Einfluß auf den
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/46>, abgerufen am 23.11.2024.
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