zug auf Dich, oder so sehr auf die Moralität im Ganzen haben, daß es Verbrechen seyn würde, darüber zu schweigen! Ob jemand langsam oder schnell geht, viel oder wenig schläft, oft oder sel¬ ten zu Hause, prächtig oder lumpicht gekleidet ist, Wein oder Bier trinkt, Schulden oder Ca¬ pitalien macht, eine Geliebte hat, oder nicht -- was geht das Dich an, wenn Du nicht sein Vor¬ mund bist?
23.
Es giebt fast in jeder Stadt eine Parthey Unzufriedener; sey es nun mit der Regierung, oder nur mit der Gesellschaft. Zu Diesen geselle Dich nicht! Wähle nicht unter ihnen Deinen Umgang! Diese Malcontenten glauben sich nicht geehrt genug, oder sind unruhige Köpfe, Lästermäuler, Menschen voll unvernünftiger Prä¬ tensionen, ränkevolle, oder unsittliche Leute. Da sie nun, einer dieser Ursachen wegen, von ihren Mitbürgern geflohn werden; so suchen sie unter sich eine Art von Bündniß zu errichten, in wel¬ ches sie, wenn sie können, verständige und wackre Männer, zu ihrer Verstärkung, durch Schmeicheley hinein ziehen. Laß Dich weder
dar¬
zug auf Dich, oder ſo ſehr auf die Moralitaͤt im Ganzen haben, daß es Verbrechen ſeyn wuͤrde, daruͤber zu ſchweigen! Ob jemand langſam oder ſchnell geht, viel oder wenig ſchlaͤft, oft oder ſel¬ ten zu Hauſe, praͤchtig oder lumpicht gekleidet iſt, Wein oder Bier trinkt, Schulden oder Ca¬ pitalien macht, eine Geliebte hat, oder nicht — was geht das Dich an, wenn Du nicht ſein Vor¬ mund biſt?
23.
Es giebt faſt in jeder Stadt eine Parthey Unzufriedener; ſey es nun mit der Regierung, oder nur mit der Geſellſchaft. Zu Dieſen geſelle Dich nicht! Waͤhle nicht unter ihnen Deinen Umgang! Dieſe Malcontenten glauben ſich nicht geehrt genug, oder ſind unruhige Koͤpfe, Laͤſtermaͤuler, Menſchen voll unvernuͤnftiger Praͤ¬ tenſionen, raͤnkevolle, oder unſittliche Leute. Da ſie nun, einer dieſer Urſachen wegen, von ihren Mitbuͤrgern geflohn werden; ſo ſuchen ſie unter ſich eine Art von Buͤndniß zu errichten, in wel¬ ches ſie, wenn ſie koͤnnen, verſtaͤndige und wackre Maͤnner, zu ihrer Verſtaͤrkung, durch Schmeicheley hinein ziehen. Laß Dich weder
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zug auf Dich, oder ſo ſehr auf die Moralitaͤt
im Ganzen haben, daß es Verbrechen ſeyn wuͤrde,
daruͤber zu ſchweigen! Ob jemand langſam oder
ſchnell geht, viel oder wenig ſchlaͤft, oft oder ſel¬
ten zu Hauſe, praͤchtig oder lumpicht gekleidet
iſt, Wein oder Bier trinkt, Schulden oder Ca¬
pitalien macht, eine Geliebte hat, oder nicht —
was geht das Dich an, wenn Du nicht ſein Vor¬
mund biſt?
23.
Es giebt faſt in jeder Stadt eine Parthey
Unzufriedener; ſey es nun mit der Regierung,
oder nur mit der Geſellſchaft. Zu Dieſen
geſelle Dich nicht! Waͤhle nicht unter ihnen
Deinen Umgang! Dieſe Malcontenten glauben
ſich nicht geehrt genug, oder ſind unruhige Koͤpfe,
Laͤſtermaͤuler, Menſchen voll unvernuͤnftiger Praͤ¬
tenſionen, raͤnkevolle, oder unſittliche Leute. Da
ſie nun, einer dieſer Urſachen wegen, von ihren
Mitbuͤrgern geflohn werden; ſo ſuchen ſie unter
ſich eine Art von Buͤndniß zu errichten, in wel¬
ches ſie, wenn ſie koͤnnen, verſtaͤndige und
wackre Maͤnner, zu ihrer Verſtaͤrkung, durch
Schmeicheley hinein ziehen. Laß Dich weder
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/348>, abgerufen am 23.11.2024.
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