ständiger Mann kann an solchen Gesprächen keine Lust haben.
12.
Flicke keine platte Gemeinsprüche in Deine Reden ein! zum Beyspiel: daß Gesundheit ein schätzbares Gut; daß das Schlittenfahren ein kaltes Vergnügen; daß Jeder sich selbst der Nächste sey; daß, was lange dauert, gut werde, wovon ich das Gegentheil zu beweisen überneh¬ me; daß man durch Schaden klug werde, welches leider! selten eintrifft; oder daß die Zeit schnell hingehe -- welches, im Vorbeygehn zu sagen! gar nicht wahr ist; denn da die Zeit nach einem be¬ stimmten Maaßstabe berechnet wird; so geht sie nicht schneller vorbey, als sie grade muß, und Der welchem ein Jahr kürzer vorkömmt, als es ist, der muß in demselben über Gebühr geschlafen haben, oder sonst seiner Sinne nicht mächtig ge¬ wesen seyn. Solche Sprüchwörter sind sehr langweilig und nicht selten sinnlos und unwahr.
13.
Belästige nicht die Leute, mit welchen Du umgehst, mit unnützen Fragen! Es giebt Men¬
schen,
(Zweiter Th.) X
ſtaͤndiger Mann kann an ſolchen Geſpraͤchen keine Luſt haben.
12.
Flicke keine platte Gemeinſpruͤche in Deine Reden ein! zum Beyſpiel: daß Geſundheit ein ſchaͤtzbares Gut; daß das Schlittenfahren ein kaltes Vergnuͤgen; daß Jeder ſich ſelbſt der Naͤchſte ſey; daß, was lange dauert, gut werde, wovon ich das Gegentheil zu beweiſen uͤberneh¬ me; daß man durch Schaden klug werde, welches leider! ſelten eintrifft; oder daß die Zeit ſchnell hingehe — welches, im Vorbeygehn zu ſagen! gar nicht wahr iſt; denn da die Zeit nach einem be¬ ſtimmten Maaßſtabe berechnet wird; ſo geht ſie nicht ſchneller vorbey, als ſie grade muß, und Der welchem ein Jahr kuͤrzer vorkoͤmmt, als es iſt, der muß in demſelben uͤber Gebuͤhr geſchlafen haben, oder ſonſt ſeiner Sinne nicht maͤchtig ge¬ weſen ſeyn. Solche Spruͤchwoͤrter ſind ſehr langweilig und nicht ſelten ſinnlos und unwahr.
13.
Belaͤſtige nicht die Leute, mit welchen Du umgehſt, mit unnuͤtzen Fragen! Es giebt Men¬
ſchen,
(Zweiter Th.) X
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ſtaͤndiger Mann kann an ſolchen Geſpraͤchen
keine Luſt haben.
12.
Flicke keine platte Gemeinſpruͤche in Deine
Reden ein! zum Beyſpiel: daß Geſundheit ein
ſchaͤtzbares Gut; daß das Schlittenfahren ein
kaltes Vergnuͤgen; daß Jeder ſich ſelbſt der
Naͤchſte ſey; daß, was lange dauert, gut werde,
wovon ich das Gegentheil zu beweiſen uͤberneh¬
me; daß man durch Schaden klug werde, welches
leider! ſelten eintrifft; oder daß die Zeit ſchnell
hingehe — welches, im Vorbeygehn zu ſagen! gar
nicht wahr iſt; denn da die Zeit nach einem be¬
ſtimmten Maaßſtabe berechnet wird; ſo geht ſie
nicht ſchneller vorbey, als ſie grade muß, und Der
welchem ein Jahr kuͤrzer vorkoͤmmt, als es iſt,
der muß in demſelben uͤber Gebuͤhr geſchlafen
haben, oder ſonſt ſeiner Sinne nicht maͤchtig ge¬
weſen ſeyn. Solche Spruͤchwoͤrter ſind ſehr
langweilig und nicht ſelten ſinnlos und unwahr.
13.
Belaͤſtige nicht die Leute, mit welchen Du
umgehſt, mit unnuͤtzen Fragen! Es giebt Men¬
ſchen,
(Zweiter Th.) X
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/343>, abgerufen am 22.12.2024.
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