man indessen dadurch einigermaßen abhelfen, daß man, was etwa ein Bothe nicht tragen kann, mit der Post in die Haupt-Oerter schickt, durch welche man reisen will. Allein eine zweyte Unbequemlichkeit besteht darinn, daß diese, in Teutschland für einen Mann von Stande unge¬ wöhnliche Art zu reisen, zu viel Aufmerksamkeit erregt, und daß die Gasthalter nicht eigentlich wissen, wie sie uns behandeln sollen. Ist man nemlich besser gekleidet, als gewöhnliche Fu߬ gänger; so hält man uns entweder für verdäch¬ tige Menschen, für Abentheurer, oder für Geizhälse; Man wird beobachtet, ausgefragt, und mit Einem Worte! man passt nicht in den Tarif, nach welchem die Wirthe ihre Fremden zu taxieren pflegen. Ist man aber schlecht ge¬ kleidet; so wird man, wie ein reisender Hand¬ werkspursche, in Dachstübchen und schmutzige Betten einquartirt, oder man muß jedesmal weitläuftig erzählen, wer man ist, und warum man nicht mit Kutschen und Pferden erscheint. Bey Fußreisen ist die Gesellschaft eines ver¬ ständigen und muntern Freundes vorzüglich angenehm.
Man
man indeſſen dadurch einigermaßen abhelfen, daß man, was etwa ein Bothe nicht tragen kann, mit der Poſt in die Haupt-Oerter ſchickt, durch welche man reiſen will. Allein eine zweyte Unbequemlichkeit beſteht darinn, daß dieſe, in Teutſchland fuͤr einen Mann von Stande unge¬ woͤhnliche Art zu reiſen, zu viel Aufmerkſamkeit erregt, und daß die Gaſthalter nicht eigentlich wiſſen, wie ſie uns behandeln ſollen. Iſt man nemlich beſſer gekleidet, als gewoͤhnliche Fu߬ gaͤnger; ſo haͤlt man uns entweder fuͤr verdaͤch¬ tige Menſchen, fuͤr Abentheurer, oder fuͤr Geizhaͤlſe; Man wird beobachtet, ausgefragt, und mit Einem Worte! man paſſt nicht in den Tarif, nach welchem die Wirthe ihre Fremden zu taxieren pflegen. Iſt man aber ſchlecht ge¬ kleidet; ſo wird man, wie ein reiſender Hand¬ werkspurſche, in Dachſtuͤbchen und ſchmutzige Betten einquartirt, oder man muß jedesmal weitlaͤuftig erzaͤhlen, wer man iſt, und warum man nicht mit Kutſchen und Pferden erſcheint. Bey Fußreiſen iſt die Geſellſchaft eines ver¬ ſtaͤndigen und muntern Freundes vorzuͤglich angenehm.
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man indeſſen dadurch einigermaßen abhelfen,
daß man, was etwa ein Bothe nicht tragen
kann, mit der Poſt in die Haupt-Oerter ſchickt,
durch welche man reiſen will. Allein eine zweyte
Unbequemlichkeit beſteht darinn, daß dieſe, in
Teutſchland fuͤr einen Mann von Stande unge¬
woͤhnliche Art zu reiſen, zu viel Aufmerkſamkeit
erregt, und daß die Gaſthalter nicht eigentlich
wiſſen, wie ſie uns behandeln ſollen. Iſt man
nemlich beſſer gekleidet, als gewoͤhnliche Fu߬
gaͤnger; ſo haͤlt man uns entweder fuͤr verdaͤch¬
tige Menſchen, fuͤr Abentheurer, oder fuͤr
Geizhaͤlſe; Man wird beobachtet, ausgefragt,
und mit Einem Worte! man paſſt nicht in den
Tarif, nach welchem die Wirthe ihre Fremden
zu taxieren pflegen. Iſt man aber ſchlecht ge¬
kleidet; ſo wird man, wie ein reiſender Hand¬
werkspurſche, in Dachſtuͤbchen und ſchmutzige
Betten einquartirt, oder man muß jedesmal
weitlaͤuftig erzaͤhlen, wer man iſt, und warum
man nicht mit Kutſchen und Pferden erſcheint.
Bey Fußreiſen iſt die Geſellſchaft eines ver¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/312>, abgerufen am 22.11.2024.
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