Man spare auf der Reise nicht am unrechten Orte! So gebe man, zum Beyspiel, den Po¬ stillons zwar nicht übertriebene, aber doch, nach den Umständen reichliche Trinkgelder! Sie sa¬ gen sich das Einer dem Andern auf den Statio¬ nen wieder; man kömmt dann schneller fort, und hat manche Vortheile davon.
Teutsche Posthalter, Wagenmeister und Postknechte pflegen in dem Ruf einer ausgezeich¬ neten Grobheit zu seyn. Es kömmt aber alles auf die Art an, wie man mit ihnen umgeht, und ein ernsthaftes, von einer gewissen Würde begleitetes Betragen und, wo es anzubringen ist, ein freundliches Wort, das wird bey diesen Leuten selten ohne gute Würkung angewendet.
Wenn man an dem Wagen etwas zerbricht, so sind mehrentheils in den Städten die Hand¬ werksleute sogleich bey der Hand, verstehen sich auch wohl mit den Postillons, um den Scha¬ den für viel größer auszugeben, als er ist, und desto mehr Geld von uns zu ziehn. Ich rathe desfalls, bey solchen Gelegenheiten alles selbst zu untersuchen, oder durch treue Bedienten un¬
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Man ſpare auf der Reiſe nicht am unrechten Orte! So gebe man, zum Beyſpiel, den Po¬ ſtillons zwar nicht uͤbertriebene, aber doch, nach den Umſtaͤnden reichliche Trinkgelder! Sie ſa¬ gen ſich das Einer dem Andern auf den Statio¬ nen wieder; man koͤmmt dann ſchneller fort, und hat manche Vortheile davon.
Teutsche Poſthalter, Wagenmeiſter und Poſtknechte pflegen in dem Ruf einer ausgezeich¬ neten Grobheit zu ſeyn. Es koͤmmt aber alles auf die Art an, wie man mit ihnen umgeht, und ein ernſthaftes, von einer gewiſſen Wuͤrde begleitetes Betragen und, wo es anzubringen iſt, ein freundliches Wort, das wird bey dieſen Leuten ſelten ohne gute Wuͤrkung angewendet.
Wenn man an dem Wagen etwas zerbricht, ſo ſind mehrentheils in den Staͤdten die Hand¬ werksleute ſogleich bey der Hand, verſtehen ſich auch wohl mit den Poſtillons, um den Scha¬ den fuͤr viel groͤßer auszugeben, als er iſt, und deſto mehr Geld von uns zu ziehn. Ich rathe desfalls, bey ſolchen Gelegenheiten alles ſelbſt zu unterſuchen, oder durch treue Bedienten un¬
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Man ſpare auf der Reiſe nicht am unrechten
Orte! So gebe man, zum Beyſpiel, den Po¬
ſtillons zwar nicht uͤbertriebene, aber doch, nach
den Umſtaͤnden reichliche Trinkgelder! Sie ſa¬
gen ſich das Einer dem Andern auf den Statio¬
nen wieder; man koͤmmt dann ſchneller fort,
und hat manche Vortheile davon.
Teutsche Poſthalter, Wagenmeiſter und
Poſtknechte pflegen in dem Ruf einer ausgezeich¬
neten Grobheit zu ſeyn. Es koͤmmt aber alles
auf die Art an, wie man mit ihnen umgeht,
und ein ernſthaftes, von einer gewiſſen Wuͤrde
begleitetes Betragen und, wo es anzubringen
iſt, ein freundliches Wort, das wird bey dieſen
Leuten ſelten ohne gute Wuͤrkung angewendet.
Wenn man an dem Wagen etwas zerbricht,
ſo ſind mehrentheils in den Staͤdten die Hand¬
werksleute ſogleich bey der Hand, verſtehen ſich
auch wohl mit den Poſtillons, um den Scha¬
den fuͤr viel groͤßer auszugeben, als er iſt, und
deſto mehr Geld von uns zu ziehn. Ich rathe
desfalls, bey ſolchen Gelegenheiten alles ſelbſt
zu unterſuchen, oder durch treue Bedienten un¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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