Geht es aber mit seinen Verbrämungen zu weit; so kann es nicht schaden, wenn man ihn entwe¬ der durch eine Menge von Fragen über die ge¬ nauesten Umstände so in sein eigenes Gewebe ver¬ wickelt, daß er, indem er weder rückwärts noch vorwärts kann, beschämt wird, oder wenn man ihm für jede Unwarheit auf comische Art eine noch derbere wieder aufheftet, und ihm da¬ durch merklich macht, daß man nicht dumm genug gewesen sey, ihm zu glauben, oder aber wenn man, sobald er anfängt zu blasen, die See¬ gel der Unterhaltung auf einmal einzieht, und seinem Winde ausweicht, da er dann, wenn dies öfter und von mehreren verständigen Män¬ nern geschieht, behutsamer zu werden pflegt.
18.
Unverschämte, Müssiggänger, Schma¬ rotzer, Schmeichler, und zudringliche Leute rathe ich in der gehörigen Entfernung von sich zu halten; sich mit ihnen nicht gemein zu machen; ihnen durch ein höfliches, aber im¬ mer steifes und ernsthaftes Betragen zu erken¬ nen zu geben, daß ihre Gesellschaft und Vertrau¬ lichkeit uns zuwieder ist. Die, welche gern bey
uns
Geht es aber mit ſeinen Verbraͤmungen zu weit; ſo kann es nicht ſchaden, wenn man ihn entwe¬ der durch eine Menge von Fragen uͤber die ge¬ naueſten Umſtaͤnde ſo in ſein eigenes Gewebe ver¬ wickelt, daß er, indem er weder ruͤckwaͤrts noch vorwaͤrts kann, beſchaͤmt wird, oder wenn man ihm fuͤr jede Unwarheit auf comiſche Art eine noch derbere wieder aufheftet, und ihm da¬ durch merklich macht, daß man nicht dumm genug geweſen ſey, ihm zu glauben, oder aber wenn man, ſobald er anfaͤngt zu blaſen, die See¬ gel der Unterhaltung auf einmal einzieht, und ſeinem Winde ausweicht, da er dann, wenn dies oͤfter und von mehreren verſtaͤndigen Maͤn¬ nern geſchieht, behutſamer zu werden pflegt.
18.
Unverſchaͤmte, Muͤſſiggaͤnger, Schma¬ rotzer, Schmeichler, und zudringliche Leute rathe ich in der gehoͤrigen Entfernung von ſich zu halten; ſich mit ihnen nicht gemein zu machen; ihnen durch ein hoͤfliches, aber im¬ mer ſteifes und ernſthaftes Betragen zu erken¬ nen zu geben, daß ihre Geſellſchaft und Vertrau¬ lichkeit uns zuwieder iſt. Die, welche gern bey
uns
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0256"n="234"/>
Geht es aber mit ſeinen Verbraͤmungen zu weit;<lb/>ſo kann es nicht ſchaden, wenn man ihn entwe¬<lb/>
der durch eine Menge von Fragen uͤber die ge¬<lb/>
naueſten Umſtaͤnde ſo in ſein eigenes Gewebe ver¬<lb/>
wickelt, daß er, indem er weder ruͤckwaͤrts noch<lb/>
vorwaͤrts kann, beſchaͤmt wird, oder wenn man<lb/>
ihm fuͤr jede Unwarheit auf comiſche Art eine<lb/>
noch derbere wieder aufheftet, und ihm da¬<lb/>
durch merklich macht, daß man nicht dumm<lb/>
genug geweſen ſey, ihm zu glauben, oder aber<lb/>
wenn man, ſobald er anfaͤngt zu blaſen, die See¬<lb/>
gel der Unterhaltung auf einmal einzieht, und<lb/>ſeinem Winde ausweicht, da er dann, wenn<lb/>
dies oͤfter und von mehreren verſtaͤndigen Maͤn¬<lb/>
nern geſchieht, behutſamer zu werden pflegt.</p><lb/></div><divn="3"><head>18.<lb/></head><p><hirendition="#fr">Unverſchaͤmte, Muͤſſiggaͤnger, Schma¬<lb/>
rotzer, Schmeichler,</hi> und <hirendition="#fr">zudringliche<lb/>
Leute</hi> rathe ich in der gehoͤrigen Entfernung<lb/>
von ſich zu halten; ſich mit ihnen nicht gemein<lb/>
zu machen; ihnen durch ein hoͤfliches, aber im¬<lb/>
mer ſteifes und ernſthaftes Betragen zu erken¬<lb/>
nen zu geben, daß ihre Geſellſchaft und Vertrau¬<lb/>
lichkeit uns zuwieder iſt. Die, welche gern bey<lb/><fwplace="bottom"type="catch">uns<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[234/0256]
Geht es aber mit ſeinen Verbraͤmungen zu weit;
ſo kann es nicht ſchaden, wenn man ihn entwe¬
der durch eine Menge von Fragen uͤber die ge¬
naueſten Umſtaͤnde ſo in ſein eigenes Gewebe ver¬
wickelt, daß er, indem er weder ruͤckwaͤrts noch
vorwaͤrts kann, beſchaͤmt wird, oder wenn man
ihm fuͤr jede Unwarheit auf comiſche Art eine
noch derbere wieder aufheftet, und ihm da¬
durch merklich macht, daß man nicht dumm
genug geweſen ſey, ihm zu glauben, oder aber
wenn man, ſobald er anfaͤngt zu blaſen, die See¬
gel der Unterhaltung auf einmal einzieht, und
ſeinem Winde ausweicht, da er dann, wenn
dies oͤfter und von mehreren verſtaͤndigen Maͤn¬
nern geſchieht, behutſamer zu werden pflegt.
18.
Unverſchaͤmte, Muͤſſiggaͤnger, Schma¬
rotzer, Schmeichler, und zudringliche
Leute rathe ich in der gehoͤrigen Entfernung
von ſich zu halten; ſich mit ihnen nicht gemein
zu machen; ihnen durch ein hoͤfliches, aber im¬
mer ſteifes und ernſthaftes Betragen zu erken¬
nen zu geben, daß ihre Geſellſchaft und Vertrau¬
lichkeit uns zuwieder iſt. Die, welche gern bey
uns
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/256>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.