sparen wolle, nehme aber nachher eine kältere Aufführung gegen sie an, oder man warne sie, mit freundlichem, doch ernsthaften Wesen, Ihrer nicht unwürdig zu handeln!
Haben sie uns aber dennoch einmal hinten gangen; so nehme man die Sache nicht auf ei¬ nen leichten, scherzhaften Fuß! Man zeige sich über diesen ersten falschen Schritt so entrüstet, sey nicht so gleich bereit, denselben zu verzeyhn! und hilft dann das alles nicht, und sie fahren fort, uns mit Winkelzügen und Ränken zu hin¬ tergehn; so bestrafe man sie durch Verachtung und fortgesetztes Mistraun, so man in Alles was sie reden und thun setzt, bis sie sich bessern; aber selten kömmt Der, welchem schiefe Streiche zur Habitüde geworden, wieder auf den Weg der Wahrheit zurück.
Alles hierüber Gesagt passt also auch auf das Betragen gegen Lügner;
17.
Was man aber im gemeinen Leben einen Windbeutel oder Aufschneider und Prah¬
ler
ſparen wolle, nehme aber nachher eine kaͤltere Auffuͤhrung gegen ſie an, oder man warne ſie, mit freundlichem, doch ernſthaften Weſen, Ihrer nicht unwuͤrdig zu handeln!
Haben ſie uns aber dennoch einmal hinten gangen; ſo nehme man die Sache nicht auf ei¬ nen leichten, ſcherzhaften Fuß! Man zeige ſich uͤber dieſen erſten falſchen Schritt ſo entruͤſtet, ſey nicht ſo gleich bereit, denſelben zu verzeyhn! und hilft dann das alles nicht, und ſie fahren fort, uns mit Winkelzuͤgen und Raͤnken zu hin¬ tergehn; ſo beſtrafe man ſie durch Verachtung und fortgeſetztes Mistraun, ſo man in Alles was ſie reden und thun ſetzt, bis ſie ſich beſſern; aber ſelten koͤmmt Der, welchem ſchiefe Streiche zur Habituͤde geworden, wieder auf den Weg der Wahrheit zuruͤck.
Alles hieruͤber Geſagt paſſt alſo auch auf das Betragen gegen Luͤgner;
17.
Was man aber im gemeinen Leben einen Windbeutel oder Aufſchneider und Prah¬
ler
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ſparen wolle, nehme aber nachher eine kaͤltere
Auffuͤhrung gegen ſie an, oder man warne ſie,
mit freundlichem, doch ernſthaften Weſen, Ihrer
nicht unwuͤrdig zu handeln!
Haben ſie uns aber dennoch einmal hinten
gangen; ſo nehme man die Sache nicht auf ei¬
nen leichten, ſcherzhaften Fuß! Man zeige ſich
uͤber dieſen erſten falſchen Schritt ſo entruͤſtet,
ſey nicht ſo gleich bereit, denſelben zu verzeyhn!
und hilft dann das alles nicht, und ſie fahren
fort, uns mit Winkelzuͤgen und Raͤnken zu hin¬
tergehn; ſo beſtrafe man ſie durch Verachtung
und fortgeſetztes Mistraun, ſo man in Alles
was ſie reden und thun ſetzt, bis ſie ſich beſſern;
aber ſelten koͤmmt Der, welchem ſchiefe Streiche
zur Habituͤde geworden, wieder auf den Weg
der Wahrheit zuruͤck.
Alles hieruͤber Geſagt paſſt alſo auch auf
das Betragen gegen Luͤgner;
17.
Was man aber im gemeinen Leben einen
Windbeutel oder Aufſchneider und Prah¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/254>, abgerufen am 28.11.2024.
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