Gefrässigkeit, Ehrgeiz, Eitelkeit, Neugier, Spiel¬ sucht, oder was es auch immer sey. So habe ich Menschen gekannt, die, um einen Louisd'or zu gewinnen, Bruder und Freund verrathen, und sich der öffentlichen Beschimpfung ausge¬ setzt haben würden, für den sinnlichen Genuß eines Augenblicks hingegen hundert hingegebene Gulden für gut angelegtes Geld hielten.
Noch Andre calculieren so schlecht, daß sie Heller sparen, und Thaler wegwerfen. Sie lieben das Geld, aber sie verstehen nicht, damit umzugehn. Um also die Summen wieder zu erhaschen, um welche sie von Gaunern, Aben¬ theurern und Schmeichlern betrogen werden, geben sie ihrem Gesinde nicht satt zu essen, und um tausend Thaler wieder zu gewinnen, die sie verschleudert haben, wechseln sie auf die unan¬ ständigste Weise aller Orten einzelne feine Gul¬ den ein, damit sie an jedem vielleicht einen Hel¬ ler Agio gewinnen.
Endlich noch Andre sind in allen Stücken freygebig und achten das Geld nicht; in einem einzigen Puncte aber, worauf sie grade Werth
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Gefraͤſſigkeit, Ehrgeiz, Eitelkeit, Neugier, Spiel¬ ſucht, oder was es auch immer ſey. So habe ich Menſchen gekannt, die, um einen Louisd'or zu gewinnen, Bruder und Freund verrathen, und ſich der oͤffentlichen Beſchimpfung ausge¬ ſetzt haben wuͤrden, fuͤr den ſinnlichen Genuß eines Augenblicks hingegen hundert hingegebene Gulden fuͤr gut angelegtes Geld hielten.
Noch Andre calculieren ſo ſchlecht, daß ſie Heller ſparen, und Thaler wegwerfen. Sie lieben das Geld, aber ſie verſtehen nicht, damit umzugehn. Um alſo die Summen wieder zu erhaſchen, um welche ſie von Gaunern, Aben¬ theurern und Schmeichlern betrogen werden, geben ſie ihrem Geſinde nicht ſatt zu eſſen, und um tauſend Thaler wieder zu gewinnen, die ſie verſchleudert haben, wechſeln ſie auf die unan¬ ſtaͤndigſte Weiſe aller Orten einzelne feine Gul¬ den ein, damit ſie an jedem vielleicht einen Hel¬ ler Agio gewinnen.
Endlich noch Andre ſind in allen Stuͤcken freygebig und achten das Geld nicht; in einem einzigen Puncte aber, worauf ſie grade Werth
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Gefraͤſſigkeit, Ehrgeiz, Eitelkeit, Neugier, Spiel¬
ſucht, oder was es auch immer ſey. So habe
ich Menſchen gekannt, die, um einen Louisd'or
zu gewinnen, Bruder und Freund verrathen,
und ſich der oͤffentlichen Beſchimpfung ausge¬
ſetzt haben wuͤrden, fuͤr den ſinnlichen Genuß
eines Augenblicks hingegen hundert hingegebene
Gulden fuͤr gut angelegtes Geld hielten.
Noch Andre calculieren ſo ſchlecht, daß ſie
Heller ſparen, und Thaler wegwerfen. Sie
lieben das Geld, aber ſie verſtehen nicht, damit
umzugehn. Um alſo die Summen wieder zu
erhaſchen, um welche ſie von Gaunern, Aben¬
theurern und Schmeichlern betrogen werden,
geben ſie ihrem Geſinde nicht ſatt zu eſſen, und
um tauſend Thaler wieder zu gewinnen, die ſie
verſchleudert haben, wechſeln ſie auf die unan¬
ſtaͤndigſte Weiſe aller Orten einzelne feine Gul¬
den ein, damit ſie an jedem vielleicht einen Hel¬
ler Agio gewinnen.
Endlich noch Andre ſind in allen Stuͤcken
freygebig und achten das Geld nicht; in einem
einzigen Puncte aber, worauf ſie grade Werth
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/246>, abgerufen am 24.11.2024.
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