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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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oder uns über einen kleinen Fehler erwischt;
dann thue man nur Verzicht darauf, ihn je
wieder zu leiten! Er wird uns immer zu über¬
sehn glauben, unsrer Einsicht und Rechtschaffen¬
heit nie trauen; und das ist eine höchst verdrie߬
liche Lage.

Bey beyden Gattungen von Leuten aber
helfen in dem ersten Augenblicke keine wettläuf¬
tige Vorstellungen, indem sie dadurch nur noch
mehr verhärtet werden. Hängen wir von ih¬
nen ab, und sie geben uns Aufträge, wovon
wir wissen, daß sie dieselben nachher selbst mis¬
billigen werden; so kann man nichts Klügers
thun, als ihnen ohne Wiederrede Gehorsam zu
versprechen, aber entweder die Befolgung so
lange zu verschieben, bis sie sich indeß eines Bes¬
sern besinnen, oder in der Stille die Sache nach
eigenen Einsichten einzurichten, welches sie ge¬
wöhnlich in ruhigen Augenblicken zu billigen
pflegen, in so fern man nur etwa thut, als habe
man ihren Befehl also verstanden, sich aber ja
nie seiner größern kaltblütigen Einsicht rühmt.

Nur in sehr wenig eiligen, oder sonst höchst
wichtigen Fällen kann es nützlich und nöthig seyn,

Ei¬

oder uns uͤber einen kleinen Fehler erwiſcht;
dann thue man nur Verzicht darauf, ihn je
wieder zu leiten! Er wird uns immer zu uͤber¬
ſehn glauben, unſrer Einſicht und Rechtſchaffen¬
heit nie trauen; und das iſt eine hoͤchſt verdrie߬
liche Lage.

Bey beyden Gattungen von Leuten aber
helfen in dem erſten Augenblicke keine wettlaͤuf¬
tige Vorſtellungen, indem ſie dadurch nur noch
mehr verhaͤrtet werden. Haͤngen wir von ih¬
nen ab, und ſie geben uns Auftraͤge, wovon
wir wiſſen, daß ſie dieſelben nachher ſelbſt mis¬
billigen werden; ſo kann man nichts Kluͤgers
thun, als ihnen ohne Wiederrede Gehorſam zu
verſprechen, aber entweder die Befolgung ſo
lange zu verſchieben, bis ſie ſich indeß eines Beſ¬
ſern beſinnen, oder in der Stille die Sache nach
eigenen Einſichten einzurichten, welches ſie ge¬
woͤhnlich in ruhigen Augenblicken zu billigen
pflegen, in ſo fern man nur etwa thut, als habe
man ihren Befehl alſo verſtanden, ſich aber ja
nie ſeiner groͤßern kaltbluͤtigen Einſicht ruͤhmt.

Nur in ſehr wenig eiligen, oder ſonſt hoͤchſt
wichtigen Faͤllen kann es nuͤtzlich und noͤthig ſeyn,

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[212/0234] oder uns uͤber einen kleinen Fehler erwiſcht; dann thue man nur Verzicht darauf, ihn je wieder zu leiten! Er wird uns immer zu uͤber¬ ſehn glauben, unſrer Einſicht und Rechtſchaffen¬ heit nie trauen; und das iſt eine hoͤchſt verdrie߬ liche Lage. Bey beyden Gattungen von Leuten aber helfen in dem erſten Augenblicke keine wettlaͤuf¬ tige Vorſtellungen, indem ſie dadurch nur noch mehr verhaͤrtet werden. Haͤngen wir von ih¬ nen ab, und ſie geben uns Auftraͤge, wovon wir wiſſen, daß ſie dieſelben nachher ſelbſt mis¬ billigen werden; ſo kann man nichts Kluͤgers thun, als ihnen ohne Wiederrede Gehorſam zu verſprechen, aber entweder die Befolgung ſo lange zu verſchieben, bis ſie ſich indeß eines Beſ¬ ſern beſinnen, oder in der Stille die Sache nach eigenen Einſichten einzurichten, welches ſie ge¬ woͤhnlich in ruhigen Augenblicken zu billigen pflegen, in ſo fern man nur etwa thut, als habe man ihren Befehl alſo verſtanden, ſich aber ja nie ſeiner groͤßern kaltbluͤtigen Einſicht ruͤhmt. Nur in ſehr wenig eiligen, oder ſonſt hoͤchſt wichtigen Faͤllen kann es nuͤtzlich und noͤthig ſeyn, Ei¬

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/234>, abgerufen am 21.11.2024.