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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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gen, sich auf anständige Weise in die Unterhal¬
tung zu mischen; und man wird sich wundern,
welch' ein ganz andrer Mensch aus ihm werden
kann: Wie oft habe ich mich innerlich geärgert
über die Art, mit welcher zuweilen Staabs-Of¬
ficiers jungen Leuten begegnen, die doch schon
die erste Stufe erstiegen haben, um zu werden,
was Jene sind; wie die Hofmeister in großen
Häusern, die Gesellschafterinnen vornehmer Thö¬
rinnen, die Auditoren auf manchen Aemtern,
die armen Landmädgen in den Cirkeln der dür¬
ren Stadt-Fräulein, die Candidaten an den Ta¬
feln feister Consistorialräthe und die jungen Kauf¬
mannsdiener in dem Gesellschaften ihrer Patrone
behandelt werden; und wo mein Betragen nur
irgend von Gewicht seyn konnte, da rechnete ich
es mir immer zur Ehre, solche Märtirer des
Hochmuths aus ihrer peinlichen Lage zu reissen,
mich Ihrer anzunehmen und mit ihnen zureden,
wenn jedermann sie stehn ließ.

Unter allen Unglücklichen sind wohl die Ver¬
irrten nnd Gefallenen am mehrsten zu bedauern.
Hierunter verstehe ich Solche, die, vielleicht
durch einen einzigen begangenen Fehltritt in

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gen, ſich auf anſtaͤndige Weiſe in die Unterhal¬
tung zu miſchen; und man wird ſich wundern,
welch' ein ganz andrer Menſch aus ihm werden
kann: Wie oft habe ich mich innerlich geaͤrgert
uͤber die Art, mit welcher zuweilen Staabs-Of¬
ficiers jungen Leuten begegnen, die doch ſchon
die erſte Stufe erſtiegen haben, um zu werden,
was Jene ſind; wie die Hofmeiſter in großen
Haͤuſern, die Geſellſchafterinnen vornehmer Thoͤ¬
rinnen, die Auditoren auf manchen Aemtern,
die armen Landmaͤdgen in den Cirkeln der duͤr¬
ren Stadt-Fraͤulein, die Candidaten an den Ta¬
feln feiſter Conſiſtorialraͤthe und die jungen Kauf¬
mannsdiener in dem Geſellſchaften ihrer Patrone
behandelt werden; und wo mein Betragen nur
irgend von Gewicht ſeyn konnte, da rechnete ich
es mir immer zur Ehre, ſolche Maͤrtirer des
Hochmuths aus ihrer peinlichen Lage zu reiſſen,
mich Ihrer anzunehmen und mit ihnen zureden,
wenn jedermann ſie ſtehn ließ.

Unter allen Ungluͤcklichen ſind wohl die Ver¬
irrten nnd Gefallenen am mehrſten zu bedauern.
Hierunter verſtehe ich Solche, die, vielleicht
durch einen einzigen begangenen Fehltritt in

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[194/0216] gen, ſich auf anſtaͤndige Weiſe in die Unterhal¬ tung zu miſchen; und man wird ſich wundern, welch' ein ganz andrer Menſch aus ihm werden kann: Wie oft habe ich mich innerlich geaͤrgert uͤber die Art, mit welcher zuweilen Staabs-Of¬ ficiers jungen Leuten begegnen, die doch ſchon die erſte Stufe erſtiegen haben, um zu werden, was Jene ſind; wie die Hofmeiſter in großen Haͤuſern, die Geſellſchafterinnen vornehmer Thoͤ¬ rinnen, die Auditoren auf manchen Aemtern, die armen Landmaͤdgen in den Cirkeln der duͤr¬ ren Stadt-Fraͤulein, die Candidaten an den Ta¬ feln feiſter Conſiſtorialraͤthe und die jungen Kauf¬ mannsdiener in dem Geſellſchaften ihrer Patrone behandelt werden; und wo mein Betragen nur irgend von Gewicht ſeyn konnte, da rechnete ich es mir immer zur Ehre, ſolche Maͤrtirer des Hochmuths aus ihrer peinlichen Lage zu reiſſen, mich Ihrer anzunehmen und mit ihnen zureden, wenn jedermann ſie ſtehn ließ. Unter allen Ungluͤcklichen ſind wohl die Ver¬ irrten nnd Gefallenen am mehrſten zu bedauern. Hierunter verſtehe ich Solche, die, vielleicht durch einen einzigen begangenen Fehltritt in ei¬

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/216>, abgerufen am 21.11.2024.