Kann man aber auch dies nicht ändern; so enthalte man sich zuerst aller Zweyzüngigkeit! Das heisst: Man rede nicht, wenn man bey der einen Parthey ist, zum Nachtheile der an¬ dern, und wiederum zum Tadel jener, wenn diese es wünscht; sondern, wenn man sich durch¬ aus darüber erklären muß. immer so, wie es einem redlichen, gerechten Manne zukömmt!
Noch schändlicher aber, als jene Duplici¬ tät, ist das Verfahren mancher Menschen, die, um dabey im Trüben zu fischen, oder um da¬ durch zu einer wichtigen Person zu werden, oder aus Schadenfreude und Geist der Intrigue, von beyden Seiten Oel zum Feuer giessen, und den Zwist unterhalten.
Wenn man ferner die streitenden Theile nicht recht genau kennt; wenn sie nicht unsre vertrauetesten Freunde sind; wenn man nicht ganz gewiß weiß, daß man es mit edeln, von Vernunft regierten Leuten zu thun hat, die viel¬ leicht nur durch Misverständnisse, oder durch andre, mit Hülfe eines Dritten leicht zu hebende Irrungen getrennt werden; sondern wenn bö¬
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Kann man aber auch dies nicht aͤndern; ſo enthalte man ſich zuerſt aller Zweyzuͤngigkeit! Das heiſſt: Man rede nicht, wenn man bey der einen Parthey iſt, zum Nachtheile der an¬ dern, und wiederum zum Tadel jener, wenn dieſe es wuͤnſcht; ſondern, wenn man ſich durch¬ aus daruͤber erklaͤren muß. immer ſo, wie es einem redlichen, gerechten Manne zukoͤmmt!
Noch ſchaͤndlicher aber, als jene Duplici¬ taͤt, iſt das Verfahren mancher Menſchen, die, um dabey im Truͤben zu fiſchen, oder um da¬ durch zu einer wichtigen Perſon zu werden, oder aus Schadenfreude und Geiſt der Intrigue, von beyden Seiten Oel zum Feuer gieſſen, und den Zwiſt unterhalten.
Wenn man ferner die ſtreitenden Theile nicht recht genau kennt; wenn ſie nicht unſre vertraueteſten Freunde ſind; wenn man nicht ganz gewiß weiß, daß man es mit edeln, von Vernunft regierten Leuten zu thun hat, die viel¬ leicht nur durch Misverſtaͤndniſſe, oder durch andre, mit Huͤlfe eines Dritten leicht zu hebende Irrungen getrennt werden; ſondern wenn boͤ¬
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Kann man aber auch dies nicht aͤndern; ſo
enthalte man ſich zuerſt aller Zweyzuͤngigkeit!
Das heiſſt: Man rede nicht, wenn man bey
der einen Parthey iſt, zum Nachtheile der an¬
dern, und wiederum zum Tadel jener, wenn
dieſe es wuͤnſcht; ſondern, wenn man ſich durch¬
aus daruͤber erklaͤren muß. immer ſo, wie es
einem redlichen, gerechten Manne zukoͤmmt!
Noch ſchaͤndlicher aber, als jene Duplici¬
taͤt, iſt das Verfahren mancher Menſchen, die,
um dabey im Truͤben zu fiſchen, oder um da¬
durch zu einer wichtigen Perſon zu werden, oder
aus Schadenfreude und Geiſt der Intrigue, von
beyden Seiten Oel zum Feuer gieſſen, und den
Zwiſt unterhalten.
Wenn man ferner die ſtreitenden Theile
nicht recht genau kennt; wenn ſie nicht unſre
vertraueteſten Freunde ſind; wenn man nicht
ganz gewiß weiß, daß man es mit edeln, von
Vernunft regierten Leuten zu thun hat, die viel¬
leicht nur durch Misverſtaͤndniſſe, oder durch
andre, mit Huͤlfe eines Dritten leicht zu hebende
Irrungen getrennt werden; ſondern wenn boͤ¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/204>, abgerufen am 21.11.2024.
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