ersten Angriffe Furchtsamkeit, Mangel an Zu¬ versicht blicken lässt.
Uebrigens hat man nicht Unrecht, wenn man behauptet, daß unsre Feinde oft, ohne es zu wollen, unsre größten Wohlthäter sind. Sie machen uns aufmerksam auf Fehler, die unsre eigene Eitelkeit, die Nachsicht unsrer partheyi¬ schen Freunde und die niedrige Gefälligkeit der Schmeichler vor unsern Augen verbergen. Ihre Schmähungen feuern in uns den Eifer an, um desto sorgsamer den Beyfall der Bessern zu ver¬ dienen; und wenn sie jedem unsrer Schrite auf¬ auren; so lehren sie uns, auf unsrer Hut zu seyn, um ihnen keine Blöße zu geben.
Keine Feindschaft pflegt heftiger zu seyn, als die unter entzweyeten Freunden. Unsre Eitel¬ keit kömmt da in das Spiel; Wir schämen uns das Spielwerk eines Bösewichts gewesen zu seyn; Wir wenden alles an, um Diesen nun im schlechtesten Lichte zu zeigen, damit wir vor der Welt unsre Trennung von ihm rechtfertigen mögen. -- Doch, über das Betragen gegen Freunde nach dem Bruche habe ich ja schon im zehnten Capittel des ersten Theils geredet.
2.
erſten Angriffe Furchtſamkeit, Mangel an Zu¬ verſicht blicken laͤſſt.
Uebrigens hat man nicht Unrecht, wenn man behauptet, daß unſre Feinde oft, ohne es zu wollen, unſre groͤßten Wohlthaͤter ſind. Sie machen uns aufmerkſam auf Fehler, die unſre eigene Eitelkeit, die Nachſicht unſrer partheyi¬ ſchen Freunde und die niedrige Gefaͤlligkeit der Schmeichler vor unſern Augen verbergen. Ihre Schmaͤhungen feuern in uns den Eifer an, um deſto ſorgſamer den Beyfall der Beſſern zu ver¬ dienen; und wenn ſie jedem unſrer Schrite auf¬ auren; ſo lehren ſie uns, auf unſrer Hut zu ſeyn, um ihnen keine Bloͤße zu geben.
Keine Feindſchaft pflegt heftiger zu ſeyn, als die unter entzweyeten Freunden. Unſre Eitel¬ keit koͤmmt da in das Spiel; Wir ſchaͤmen uns das Spielwerk eines Boͤſewichts geweſen zu ſeyn; Wir wenden alles an, um Dieſen nun im ſchlechteſten Lichte zu zeigen, damit wir vor der Welt unſre Trennung von ihm rechtfertigen moͤgen. — Doch, uͤber das Betragen gegen Freunde nach dem Bruche habe ich ja ſchon im zehnten Capittel des erſten Theils geredet.
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erſten Angriffe Furchtſamkeit, Mangel an Zu¬
verſicht blicken laͤſſt.
Uebrigens hat man nicht Unrecht, wenn
man behauptet, daß unſre Feinde oft, ohne es
zu wollen, unſre groͤßten Wohlthaͤter ſind. Sie
machen uns aufmerkſam auf Fehler, die unſre
eigene Eitelkeit, die Nachſicht unſrer partheyi¬
ſchen Freunde und die niedrige Gefaͤlligkeit der
Schmeichler vor unſern Augen verbergen. Ihre
Schmaͤhungen feuern in uns den Eifer an, um
deſto ſorgſamer den Beyfall der Beſſern zu ver¬
dienen; und wenn ſie jedem unſrer Schrite auf¬
auren; ſo lehren ſie uns, auf unſrer Hut zu
ſeyn, um ihnen keine Bloͤße zu geben.
Keine Feindſchaft pflegt heftiger zu ſeyn,
als die unter entzweyeten Freunden. Unſre Eitel¬
keit koͤmmt da in das Spiel; Wir ſchaͤmen uns
das Spielwerk eines Boͤſewichts geweſen zu
ſeyn; Wir wenden alles an, um Dieſen nun
im ſchlechteſten Lichte zu zeigen, damit wir vor
der Welt unſre Trennung von ihm rechtfertigen
moͤgen. — Doch, uͤber das Betragen gegen
Freunde nach dem Bruche habe ich ja ſchon im
zehnten Capittel des erſten Theils geredet.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/202>, abgerufen am 24.11.2024.
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