Nicht alle Bösewichte sind unempfindlich ge¬ gen eine edle, großmüthige, immer gleiche, grade Behandlung. Mit diesen Waffen also kämpfe man, so lange sich's irgend thun lässt, gegen seine Feinde! Sie müssen nicht Rache fürchten, sondern fürchten, daß sie selber sich in den Au¬ gen des Publicums herabsetzen würden, wenn sie fortführen einen Mann zu verfolgen, dem niemand seine Ehrerbiethung versagt.
Wollen sie aber dennoch nicht das Gewehr strecken, und macht Dein Stillschweigen bey ih¬ ren Ausfällen sie noch kecker; dann zeige einmal mit ganzer Kraft, was Du thun könntest, wenn Du wolltest! Aber gebrauche dabey keine Winkelzüge! Vereinige Dich nie mit andern schlechten Leuten! Mache keine gemeinschaftliche Sache mit Einem Schelm, um den andern zu bekämpfen; sondern tritt ganz allein, muthig, kühn, schnell, grade und öffentlich gegen sie auf! Es ist unglaublich, wie viel ein Einziger, mit einem guten Gewissen und edlem Feuer, gegen Schaaren von Nichtswürdigen vermag.
Sey
Nicht alle Boͤſewichte ſind unempfindlich ge¬ gen eine edle, großmuͤthige, immer gleiche, grade Behandlung. Mit dieſen Waffen alſo kaͤmpfe man, ſo lange ſich's irgend thun laͤſſt, gegen ſeine Feinde! Sie muͤſſen nicht Rache fuͤrchten, ſondern fuͤrchten, daß ſie ſelber ſich in den Au¬ gen des Publicums herabſetzen wuͤrden, wenn ſie fortfuͤhren einen Mann zu verfolgen, dem niemand ſeine Ehrerbiethung verſagt.
Wollen ſie aber dennoch nicht das Gewehr ſtrecken, und macht Dein Stillſchweigen bey ih¬ ren Ausfaͤllen ſie noch kecker; dann zeige einmal mit ganzer Kraft, was Du thun koͤnnteſt, wenn Du wollteſt! Aber gebrauche dabey keine Winkelzuͤge! Vereinige Dich nie mit andern ſchlechten Leuten! Mache keine gemeinſchaftliche Sache mit Einem Schelm, um den andern zu bekaͤmpfen; ſondern tritt ganz allein, muthig, kuͤhn, ſchnell, grade und oͤffentlich gegen ſie auf! Es iſt unglaublich, wie viel ein Einziger, mit einem guten Gewiſſen und edlem Feuer, gegen Schaaren von Nichtswuͤrdigen vermag.
Sey
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Nicht alle Boͤſewichte ſind unempfindlich ge¬
gen eine edle, großmuͤthige, immer gleiche, grade
Behandlung. Mit dieſen Waffen alſo kaͤmpfe
man, ſo lange ſich's irgend thun laͤſſt, gegen
ſeine Feinde! Sie muͤſſen nicht Rache fuͤrchten,
ſondern fuͤrchten, daß ſie ſelber ſich in den Au¬
gen des Publicums herabſetzen wuͤrden, wenn
ſie fortfuͤhren einen Mann zu verfolgen, dem
niemand ſeine Ehrerbiethung verſagt.
Wollen ſie aber dennoch nicht das Gewehr
ſtrecken, und macht Dein Stillſchweigen bey ih¬
ren Ausfaͤllen ſie noch kecker; dann zeige einmal
mit ganzer Kraft, was Du thun koͤnnteſt,
wenn Du wollteſt! Aber gebrauche dabey keine
Winkelzuͤge! Vereinige Dich nie mit andern
ſchlechten Leuten! Mache keine gemeinſchaftliche
Sache mit Einem Schelm, um den andern zu
bekaͤmpfen; ſondern tritt ganz allein, muthig,
kuͤhn, ſchnell, grade und oͤffentlich gegen ſie
auf! Es iſt unglaublich, wie viel ein Einziger,
mit einem guten Gewiſſen und edlem Feuer,
gegen Schaaren von Nichtswuͤrdigen vermag.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/200>, abgerufen am 25.11.2024.
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