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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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ertragen und zu theilen. Haben sie irgendwo
ihre Rolle ausgespielt; so schnüren sie ihr Bün¬
delchen, und gehen aus ihren Pallästen so leicht¬
füßig davon, wie ein flüchtiger Morgen-Traum.

Als Gesellschafter mag man diese Leute nicht
verachten! Sie haben so manches gesehn und
erfahren, daß dem Menschenkenner ihr Um¬
gang nicht ganz uninteressant seyn kann. Ja!
wenn sie sonst nicht bösartig sind; so findet man
bey ihnen Theilnehmung, Dienstfertigkeit und
Gefälligkeit in hohem Grade. Dagegen ist zu
einer genauen freundschaftlichen Verbindung mit
ihnen gar nicht zu rathen. Man sey nicht zu
vertraulich gegen sie, und bediene sich nicht ihrer
Hülfe zu wichtigen Geschäften! Theils leidet
dadurch unser eigener Ruf; theils kann man sich
von ihrem Leichtsinne und ihrer Characterlosig¬
keit wenig wahre Hülfe versprechen; auch pfle¬
gen sie nicht eben sehr eckel in der Wahl der
Mittel zu seyn, welche sie anwenden, um zu
einem Zwecke zu gelangen.

2.

Beschäme nicht leicht den Aventurier, auch
Den von schlechterer Art nicht, wenn Du ihn

irgend
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ertragen und zu theilen. Haben ſie irgendwo
ihre Rolle ausgeſpielt; ſo ſchnuͤren ſie ihr Buͤn¬
delchen, und gehen aus ihren Pallaͤſten ſo leicht¬
fuͤßig davon, wie ein fluͤchtiger Morgen-Traum.

Als Geſellſchafter mag man dieſe Leute nicht
verachten! Sie haben ſo manches geſehn und
erfahren, daß dem Menſchenkenner ihr Um¬
gang nicht ganz unintereſſant ſeyn kann. Ja!
wenn ſie ſonſt nicht boͤsartig ſind; ſo findet man
bey ihnen Theilnehmung, Dienſtfertigkeit und
Gefaͤlligkeit in hohem Grade. Dagegen iſt zu
einer genauen freundſchaftlichen Verbindung mit
ihnen gar nicht zu rathen. Man ſey nicht zu
vertraulich gegen ſie, und bediene ſich nicht ihrer
Huͤlfe zu wichtigen Geſchaͤften! Theils leidet
dadurch unſer eigener Ruf; theils kann man ſich
von ihrem Leichtſinne und ihrer Characterloſig¬
keit wenig wahre Huͤlfe verſprechen; auch pfle¬
gen ſie nicht eben ſehr eckel in der Wahl der
Mittel zu ſeyn, welche ſie anwenden, um zu
einem Zwecke zu gelangen.

2.

Beſchaͤme nicht leicht den Aventurier, auch
Den von ſchlechterer Art nicht, wenn Du ihn

irgend
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[153/0175] ertragen und zu theilen. Haben ſie irgendwo ihre Rolle ausgeſpielt; ſo ſchnuͤren ſie ihr Buͤn¬ delchen, und gehen aus ihren Pallaͤſten ſo leicht¬ fuͤßig davon, wie ein fluͤchtiger Morgen-Traum. Als Geſellſchafter mag man dieſe Leute nicht verachten! Sie haben ſo manches geſehn und erfahren, daß dem Menſchenkenner ihr Um¬ gang nicht ganz unintereſſant ſeyn kann. Ja! wenn ſie ſonſt nicht boͤsartig ſind; ſo findet man bey ihnen Theilnehmung, Dienſtfertigkeit und Gefaͤlligkeit in hohem Grade. Dagegen iſt zu einer genauen freundſchaftlichen Verbindung mit ihnen gar nicht zu rathen. Man ſey nicht zu vertraulich gegen ſie, und bediene ſich nicht ihrer Huͤlfe zu wichtigen Geſchaͤften! Theils leidet dadurch unſer eigener Ruf; theils kann man ſich von ihrem Leichtſinne und ihrer Characterloſig¬ keit wenig wahre Huͤlfe verſprechen; auch pfle¬ gen ſie nicht eben ſehr eckel in der Wahl der Mittel zu ſeyn, welche ſie anwenden, um zu einem Zwecke zu gelangen. 2. Beſchaͤme nicht leicht den Aventurier, auch Den von ſchlechterer Art nicht, wenn Du ihn irgend K 5

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/175>, abgerufen am 23.11.2024.