sich, schaffen sich um, so oft es ihnen beliebt, und es die Sache erleichtern kann. Was sich als Edelmann nicht durchsetzen lässt, das versu¬ chen sie als Marquis, als Abbe, als Officier. Zwischen Himmel und Erde ist kein Fach, kein Departement, in welchem sie nicht bereit wären, sich an die Spitze der Geschäfte stellen zu lassen, keine Wissenschaft, über welche sie nicht mit einer Zuversicht plaudern, die sogar den Gelehrten zu¬ weilen stutzen macht. Mit einer bewunderns¬ würdigen Gewandtheit, mit einem favoir faire, das selbst der bessere Mann zum Theil von ihnen lernen sollte, gelangen sie zu Dingen, die der Rechtschaffenste und Verständigste nicht einmal zu wünschen den Muth hat. Ohne tiefe Men¬ schenkenntniß haben sie grade das, womit man in dieser Welt über wahre Weisheit den Mei¬ ster spielt -- esprit de conduite. Gelingt das nicht, was sie unternehmen; so werden sie doch dadurch nicht in ihrem guten Humor gestöhrt; die ganze Welt ist ihr Vaterland, und als blinde Passagiers sind sie auf dem Postwagen eben so zu Hause, als in einer prächtigen Carosse. -- Ein gutmüthiges Völkgen! durch das Nomaden-Le¬ ben gewöhnt, Freuden und Leiden geduldig zu
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ſich, ſchaffen ſich um, ſo oft es ihnen beliebt, und es die Sache erleichtern kann. Was ſich als Edelmann nicht durchſetzen laͤſſt, das verſu¬ chen ſie als Marquis, als Abbé, als Officier. Zwiſchen Himmel und Erde iſt kein Fach, kein Departement, in welchem ſie nicht bereit waͤren, ſich an die Spitze der Geſchaͤfte ſtellen zu laſſen, keine Wiſſenſchaft, uͤber welche ſie nicht mit einer Zuverſicht plaudern, die ſogar den Gelehrten zu¬ weilen ſtutzen macht. Mit einer bewunderns¬ wuͤrdigen Gewandtheit, mit einem favoir faire, das ſelbſt der beſſere Mann zum Theil von ihnen lernen ſollte, gelangen ſie zu Dingen, die der Rechtſchaffenſte und Verſtaͤndigſte nicht einmal zu wuͤnſchen den Muth hat. Ohne tiefe Men¬ ſchenkenntniß haben ſie grade das, womit man in dieſer Welt uͤber wahre Weisheit den Mei¬ ſter ſpielt — eſprit de conduite. Gelingt das nicht, was ſie unternehmen; ſo werden ſie doch dadurch nicht in ihrem guten Humor geſtoͤhrt; die ganze Welt iſt ihr Vaterland, und als blinde Paſſagiers ſind ſie auf dem Poſtwagen eben ſo zu Hauſe, als in einer praͤchtigen Caroſſe. — Ein gutmuͤthiges Voͤlkgen! durch das Nomaden-Le¬ ben gewoͤhnt, Freuden und Leiden geduldig zu
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ſich, ſchaffen ſich um, ſo oft es ihnen beliebt,
und es die Sache erleichtern kann. Was ſich
als Edelmann nicht durchſetzen laͤſſt, das verſu¬
chen ſie als Marquis, als Abbé, als Officier.
Zwiſchen Himmel und Erde iſt kein Fach, kein
Departement, in welchem ſie nicht bereit waͤren,
ſich an die Spitze der Geſchaͤfte ſtellen zu laſſen,
keine Wiſſenſchaft, uͤber welche ſie nicht mit einer
Zuverſicht plaudern, die ſogar den Gelehrten zu¬
weilen ſtutzen macht. Mit einer bewunderns¬
wuͤrdigen Gewandtheit, mit einem favoir faire,
das ſelbſt der beſſere Mann zum Theil von ihnen
lernen ſollte, gelangen ſie zu Dingen, die der
Rechtſchaffenſte und Verſtaͤndigſte nicht einmal
zu wuͤnſchen den Muth hat. Ohne tiefe Men¬
ſchenkenntniß haben ſie grade das, womit man
in dieſer Welt uͤber wahre Weisheit den Mei¬
ſter ſpielt — eſprit de conduite. Gelingt das
nicht, was ſie unternehmen; ſo werden ſie doch
dadurch nicht in ihrem guten Humor geſtoͤhrt;
die ganze Welt iſt ihr Vaterland, und als blinde
Paſſagiers ſind ſie auf dem Poſtwagen eben ſo zu
Hauſe, als in einer praͤchtigen Caroſſe. — Ein
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ben gewoͤhnt, Freuden und Leiden geduldig zu
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/174>, abgerufen am 22.11.2024.
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