Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Hülfsmittel trifft man indessen unter allen Land¬
leuten Menschen von so unverfälschtem Sinne,
von so hellem, heitern Kopfe, und von so festem
Character an, daß Diese manchen hochstudierten
Herrn beschämen könnten. Im Ganzen betrage
man sich gegen den Bauer treuherzig, grade,
offen, ernsthaft, wohlwollend, nicht geschwätzig,
consequent, immer gleich! und man wird sich
seine Achtung, sein Zutrauen erwerben, und viel
über ihn vermögen.

Von Land-Edelleuten und andern Perso¬
nen höhern Standes, die in den Dörfern leben,
gilt zum Theil das Nemliche. Man nehme kei¬
nen Residenz-Ton mit zu ihnen hin, hüte sich
vor leeren Complimenten, nehme Theil an ihren
ländlichen Freuden, Sorgen und Geschäften,
und verbanne allen Zwang im Umgange mit ih¬
nen, ohne jedoch zu schmutziger, pöbelhafter Auf¬
führung herabzusinken! so wird man ihnen als
Gast, Nachbar, Freund und Rathgeber will¬
kommen seyn.


Sie¬

Huͤlfsmittel trifft man indeſſen unter allen Land¬
leuten Menſchen von ſo unverfaͤlſchtem Sinne,
von ſo hellem, heitern Kopfe, und von ſo feſtem
Character an, daß Dieſe manchen hochſtudierten
Herrn beſchaͤmen koͤnnten. Im Ganzen betrage
man ſich gegen den Bauer treuherzig, grade,
offen, ernſthaft, wohlwollend, nicht geſchwaͤtzig,
conſequent, immer gleich! und man wird ſich
ſeine Achtung, ſein Zutrauen erwerben, und viel
uͤber ihn vermoͤgen.

Von Land-Edelleuten und andern Perſo¬
nen hoͤhern Standes, die in den Doͤrfern leben,
gilt zum Theil das Nemliche. Man nehme kei¬
nen Reſidenz-Ton mit zu ihnen hin, huͤte ſich
vor leeren Complimenten, nehme Theil an ihren
laͤndlichen Freuden, Sorgen und Geſchaͤften,
und verbanne allen Zwang im Umgange mit ih¬
nen, ohne jedoch zu ſchmutziger, poͤbelhafter Auf¬
fuͤhrung herabzuſinken! ſo wird man ihnen als
Gaſt, Nachbar, Freund und Rathgeber will¬
kommen ſeyn.


Sie¬
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0172" n="150"/>
Hu&#x0364;lfsmittel trifft man inde&#x017F;&#x017F;en unter allen Land¬<lb/>
leuten Men&#x017F;chen von &#x017F;o unverfa&#x0364;l&#x017F;chtem Sinne,<lb/>
von &#x017F;o hellem, heitern Kopfe, und von &#x017F;o fe&#x017F;tem<lb/>
Character an, daß Die&#x017F;e manchen hoch&#x017F;tudierten<lb/>
Herrn be&#x017F;cha&#x0364;men ko&#x0364;nnten. Im Ganzen betrage<lb/>
man &#x017F;ich gegen den Bauer treuherzig, grade,<lb/>
offen, ern&#x017F;thaft, wohlwollend, nicht ge&#x017F;chwa&#x0364;tzig,<lb/>
con&#x017F;equent, immer gleich! und man wird &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;eine Achtung, &#x017F;ein Zutrauen erwerben, und viel<lb/>
u&#x0364;ber ihn vermo&#x0364;gen.</p><lb/>
            <p>Von Land-Edelleuten und andern Per&#x017F;<lb/>
nen ho&#x0364;hern Standes, die in den Do&#x0364;rfern leben,<lb/>
gilt zum Theil das Nemliche. Man nehme kei¬<lb/>
nen Re&#x017F;idenz-Ton mit zu ihnen hin, hu&#x0364;te &#x017F;ich<lb/>
vor leeren Complimenten, nehme Theil an ihren<lb/>
la&#x0364;ndlichen Freuden, Sorgen und Ge&#x017F;cha&#x0364;ften,<lb/>
und verbanne allen Zwang im Umgange mit ih¬<lb/>
nen, ohne jedoch zu &#x017F;chmutziger, po&#x0364;belhafter Auf¬<lb/>
fu&#x0364;hrung herabzu&#x017F;inken! &#x017F;o wird man ihnen als<lb/>
Ga&#x017F;t, Nachbar, Freund und Rathgeber will¬<lb/>
kommen &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <fw place="bottom" type="catch">Sie¬<lb/></fw>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0172] Huͤlfsmittel trifft man indeſſen unter allen Land¬ leuten Menſchen von ſo unverfaͤlſchtem Sinne, von ſo hellem, heitern Kopfe, und von ſo feſtem Character an, daß Dieſe manchen hochſtudierten Herrn beſchaͤmen koͤnnten. Im Ganzen betrage man ſich gegen den Bauer treuherzig, grade, offen, ernſthaft, wohlwollend, nicht geſchwaͤtzig, conſequent, immer gleich! und man wird ſich ſeine Achtung, ſein Zutrauen erwerben, und viel uͤber ihn vermoͤgen. Von Land-Edelleuten und andern Perſo¬ nen hoͤhern Standes, die in den Doͤrfern leben, gilt zum Theil das Nemliche. Man nehme kei¬ nen Reſidenz-Ton mit zu ihnen hin, huͤte ſich vor leeren Complimenten, nehme Theil an ihren laͤndlichen Freuden, Sorgen und Geſchaͤften, und verbanne allen Zwang im Umgange mit ih¬ nen, ohne jedoch zu ſchmutziger, poͤbelhafter Auf¬ fuͤhrung herabzuſinken! ſo wird man ihnen als Gaſt, Nachbar, Freund und Rathgeber will¬ kommen ſeyn. Sie¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/172
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/172>, abgerufen am 22.11.2024.