weilen ein Wortspielchen; ein lateinisches Räth¬ sel, eine Anspielung auf eine scholastische Spitz¬ fündigkeit; einige Bekanntschaft mit Legenden und Kirchenvätern; Beyfall, durch Bauch er¬ schütterndes Lachen an den Tag gelegt, wenn der Pater Spaßmacher -- dies Amt pflegt sel¬ ten ohnbesetzt zu seyn -- einen Schwank her¬ vorbringt; viel Ehrerbiethung gegen den hoch¬ würdigen Herrn Prälaten, Guardian, oder Prior; Bewunderung der Kostbarkeiten, Reli¬ quien, Gebäude und Anstalten; kein Gespräch über Aufklärung und Literatur, aber desto mehr über Politic, Krieg und Frieden, Zeitungs- Nachrichten; Befriedigung der Neugier, wenn nach Familien-Umständen und Anecdoten ge¬ forscht wird; da, wo man Music treibt, gezeigt, daß man in dieser Kunst nicht fremd ist; Vor¬ sichtigkeit, wenn von andern geistlichen Orden, besonders von Jesuiten die Rede ist; Rang, An¬ sehn, Reichthum, Pracht, Titel, Orden, und mehr als dies alles, wo es nöthig ist, Geschenke -- das sind ohngefehr die Mittel, dort gut auf¬ genommen zu werden, und sich Achtung zu er¬ werben.
Zu
weilen ein Wortſpielchen; ein lateiniſches Raͤth¬ ſel, eine Anſpielung auf eine ſcholaſtiſche Spitz¬ fuͤndigkeit; einige Bekanntſchaft mit Legenden und Kirchenvaͤtern; Beyfall, durch Bauch er¬ ſchuͤtterndes Lachen an den Tag gelegt, wenn der Pater Spaßmacher — dies Amt pflegt ſel¬ ten ohnbeſetzt zu ſeyn — einen Schwank her¬ vorbringt; viel Ehrerbiethung gegen den hoch¬ wuͤrdigen Herrn Praͤlaten, Guardian, oder Prior; Bewunderung der Koſtbarkeiten, Reli¬ quien, Gebaͤude und Anſtalten; kein Geſpraͤch uͤber Aufklaͤrung und Literatur, aber deſto mehr uͤber Politic, Krieg und Frieden, Zeitungs- Nachrichten; Befriedigung der Neugier, wenn nach Familien-Umſtaͤnden und Anecdoten ge¬ forſcht wird; da, wo man Muſic treibt, gezeigt, daß man in dieſer Kunſt nicht fremd iſt; Vor¬ ſichtigkeit, wenn von andern geiſtlichen Orden, beſonders von Jeſuiten die Rede iſt; Rang, An¬ ſehn, Reichthum, Pracht, Titel, Orden, und mehr als dies alles, wo es noͤthig iſt, Geſchenke — das ſind ohngefehr die Mittel, dort gut auf¬ genommen zu werden, und ſich Achtung zu er¬ werben.
Zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0126"n="104"/>
weilen ein Wortſpielchen; ein lateiniſches Raͤth¬<lb/>ſel, eine Anſpielung auf eine ſcholaſtiſche Spitz¬<lb/>
fuͤndigkeit; einige Bekanntſchaft mit Legenden<lb/>
und Kirchenvaͤtern; Beyfall, durch Bauch er¬<lb/>ſchuͤtterndes Lachen an den Tag gelegt, wenn<lb/>
der Pater Spaßmacher — dies Amt pflegt ſel¬<lb/>
ten ohnbeſetzt zu ſeyn — einen Schwank her¬<lb/>
vorbringt; viel Ehrerbiethung gegen den hoch¬<lb/>
wuͤrdigen Herrn Praͤlaten, Guardian, oder<lb/>
Prior; Bewunderung der Koſtbarkeiten, Reli¬<lb/>
quien, Gebaͤude und Anſtalten; kein Geſpraͤch<lb/>
uͤber Aufklaͤrung und Literatur, aber deſto mehr<lb/>
uͤber Politic, Krieg und Frieden, Zeitungs-<lb/>
Nachrichten; Befriedigung der Neugier, wenn<lb/>
nach Familien-Umſtaͤnden und Anecdoten ge¬<lb/>
forſcht wird; da, wo man Muſic treibt, gezeigt,<lb/>
daß man in dieſer Kunſt nicht fremd iſt; Vor¬<lb/>ſichtigkeit, wenn von andern geiſtlichen Orden,<lb/>
beſonders von Jeſuiten die Rede iſt; Rang, An¬<lb/>ſehn, Reichthum, Pracht, Titel, Orden, und<lb/>
mehr als dies alles, wo es noͤthig iſt, Geſchenke<lb/>— das ſind ohngefehr die Mittel, dort gut auf¬<lb/>
genommen zu werden, und ſich Achtung zu er¬<lb/>
werben.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Zu<lb/></fw></div></div></div></body></text></TEI>
[104/0126]
weilen ein Wortſpielchen; ein lateiniſches Raͤth¬
ſel, eine Anſpielung auf eine ſcholaſtiſche Spitz¬
fuͤndigkeit; einige Bekanntſchaft mit Legenden
und Kirchenvaͤtern; Beyfall, durch Bauch er¬
ſchuͤtterndes Lachen an den Tag gelegt, wenn
der Pater Spaßmacher — dies Amt pflegt ſel¬
ten ohnbeſetzt zu ſeyn — einen Schwank her¬
vorbringt; viel Ehrerbiethung gegen den hoch¬
wuͤrdigen Herrn Praͤlaten, Guardian, oder
Prior; Bewunderung der Koſtbarkeiten, Reli¬
quien, Gebaͤude und Anſtalten; kein Geſpraͤch
uͤber Aufklaͤrung und Literatur, aber deſto mehr
uͤber Politic, Krieg und Frieden, Zeitungs-
Nachrichten; Befriedigung der Neugier, wenn
nach Familien-Umſtaͤnden und Anecdoten ge¬
forſcht wird; da, wo man Muſic treibt, gezeigt,
daß man in dieſer Kunſt nicht fremd iſt; Vor¬
ſichtigkeit, wenn von andern geiſtlichen Orden,
beſonders von Jeſuiten die Rede iſt; Rang, An¬
ſehn, Reichthum, Pracht, Titel, Orden, und
mehr als dies alles, wo es noͤthig iſt, Geſchenke
— das ſind ohngefehr die Mittel, dort gut auf¬
genommen zu werden, und ſich Achtung zu er¬
werben.
Zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/126>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.